Zusammenfassung
Operationsziel
Exakte Wiederherstellung der imprimierten Gelenkfläche und stabile subchondrale Fixation des lateralen Tibiaplateaus (ORIF, „open reduction and internal fixation“).
Indikationen
Tibiaplateaufrakturen des lateralen Pfeilers mit Impression der Gelenkfläche.
Kontraindikationen
Kritische Weichteilverhältnisse. Hochgradige Osteoporose.
Operationstechnik
Rückenlagerung, klassischer anterolateraler Zugang, laterale Arthrotomie, Anheben des Meniskus nach kranial, Darstellung der Gelenkfläche, Osteotomie der lateralen Tibiakondyle. Rekonstruktion der Gelenkfläche und temporäre Fixation mit Kirschner-Drähten. Subchondrales Einbringen von einer oder mehreren freien 2,7-mm-Verriegelungsschrauben zur permanenten stabilen Fixation der Gelenkfläche. Eventuell Auffüllen eines metaphysären Knochendefekts mit auto- oder allogenem Knochenmaterial. Refixation der lateralen Tibiakondyle, abstützende Plattenosteosynthese mit einer winkelstabilen („variable angle“) 3,5-mm-LCP („locking compression plate“); schichtweiser Wundverschluss.
Weiterbehandlung
Keine eingeschränkter Bewegungsumfang; bei Kollateralbandinstabilität stabilisierende Varus-Valgus-Knieschiene; 8 Wochen 10- bis 15-kg-Teilbelastung, Computertomographie (CT) nach 3 Monaten.
Ergebnisse
Seit Februar 2014 wurden 23 laterale Tibiaplateaufrakturen mit beschriebener Methode behandelt; 4 Patienten erschienen nicht zur 3‑Monats-Kontrolle, bei 2 lag die Operation weniger als 3 Monate zurück. Nach durchschnittlich 167 Tagen waren 11 Patienten subjektiv beschwerdefrei. Bei 10 Patienten bestand ein vollständiges Bewegungsausmaß, bei 3 ein Flexionsdefizit von 30° oder mehr. Eine mediale Instabilität hatten 2 Patienten. Postoperativ eine oberflächliche Infektion. Insgesamt zeigten 10/17 Patienten im postoperativen CT ein gutes Repositionsergebnis ohne signifikante (<2 mm) intraartikuläre Stufenbildung und mit wiederhergestelltem Alignement.
Abstract
Objectives
Exact reconstruction of the depressed articular surface and stable subchondral fixation of the lateral tibial plateau (ORIF, “open reduction and internal fixation”).
Indications
Tibial plateau fractures with involvement of the lateral column and depression of the articular surface.
Contraindications
Critical soft tissue. Severe osteoporosis.
Surgical technique
Supine position, classical anterolateral approach, lateral submeniscal arthrotomy, visualisation of the fracture, osteotomy of the lateral tibial condyle. Reconstruction of the articular surface under visual control and temporary fixation with Kirschner wires. One or more 2.7 mm locking screws are placed subchondral for permanent stable fixation of the articular surface. If needed, the metaphyseal bone defect is filled with autologous or allogenic bone graft. The lateral tibial condyle is reduced and a 3.5 mm (variable angle) locking compression plate applied. Closure of fascia and skin in layers.
Follow-up management
Free range of motion, in case of residual instability of the collateral ligaments varus–valgus stabilizing brace, partial weight-bearing of 10–15 kg for 8 weeks, control computed tomography (CT) scan after 3 months.
Results
Since February 2014, a total of 23 lateral tibial plateau fractures were treated using the described technique; 4 patients were lost to follow-up and the 3‑month follow-up of 2 patients is not completed yet. After an average of 167 days, 11 patients had no complaints. At approximately 3 months postoperatively, 10 patients had full range of motion, 3 had a flexion deficit of at least 30°, and 2 patients had residual instability of the medial collateral ligament. One postoperative superficial infection was noted. At the 3 month CT, 10 of 17 patients showed successful reduction without significant articular steps or anatomical malalignment.
Avoid common mistakes on your manuscript.
Lernziele
Nach der Lektüre dieses Beitrags …
-
kennen Sie die Drei-Pfeiler-Klassifikation der Tibiaplateaufrakturen und können diese anwenden.
-
wissen Sie, bei welchen Indikationen eine offene Reposition und Osteosynthese mit freien subchondral eingebrachten Schrauben sinnvoll ist.
-
kennen Sie alle notwendigen präoperativen Vorbereitungen und wissen, welches Material Sie zur operativen Versorgung benötigen.
-
kennen Sie die einzelnen Operationsschritte, um eine Osteosynthese von lateralen Tibiaplateaufrakturen mit Impression der Gelenkfläche erfolgreich mit freien subchondralen 2,7-mm-Verriegelungsschrauben durchzuführen.
-
wissen Sie, welche spezifischen Komplikationen auftreten können und wie Sie darauf reagieren.
Vorbemerkungen
Tibiaplateaufrakturen können chirurgisch eine Herausforderung darstellen, insbesondere, wenn eine ausgeprägte Impression oder Zertrümmerung der Gelenkfläche vorliegt. Frakturen der proximalen Tibia machen insgesamt ungefähr 1–2 % aller Frakturen aus, bei Älteren sogar bis zu 8 % [1, 2]. Häufige Ursachen sind Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe oder Sportverletzungen. Im geriatrischen Patientengut entstehen sie eher im Rahmen von Bagatellunfällen.
Zur Beurteilung des Frakturverlaufs, Klassifikation der Fraktur und Operationsplanung eignet sich sehr gut die Drei-Pfeiler-Klassifikation [3], die den Tibiakopf anhand der präoperativen Computertomographie (CT) in drei definierte Pfeiler einteilt und so ein zuverlässiges Planungsinstrument für den Chirurgen darstellt. Je nach Unfallmechanismus (Varus- oder Valgus-Extensionstrauma oder -Flexionstrauma) entstehen Frakturen des medialen, lateralen oder dorsalen Pfeilers. Eine Pfeilerfraktur ist definiert als Impression der Gelenkfläche mit Unterbrechung der Pfeilerwand, dem Kortex. Eine Null-Pfeiler-Fraktur bezeichnet eine Impression der Gelenkfläche ohne Unterbrechung des Kortex. Die ursprüngliche Drei-Pfeiler-Klassifikation wurde leicht angepasst, um Frakturen, die sowohl den lateralen als auch den hinteren Pfeiler betreffen, besser zu erfassen, wobei laterale Pfeilerfrakturen, die in die posterolaterale Ecke auslaufen, als extended“ laterale Pfeilerfrakturen klassifiziert werden (Abb. 1a). Diese Frakturen können gut durch einen erweiterten anterolateralen Zugang behandelt werden. Mit den neueren Platten mit variabler Winkelstabilität (VA-LCPs) ist es möglich, die Schrauben schräg nach hinten in die posterolaterale Ecke zu richten und so die hinteren Frakturanteile zu stabilisieren [4].
Essenziell für ein gutes funktionelles Langzeitergebnis von lateralen Pfeiler-Tibiaplateaufrakturen ist die exakte anatomische Reposition der Gelenkfläche, die stabile Fixation der intraartikulären Fragmente sowie die dauerhafte Wiederherstellung der korrekten mechanischen Beinachse [5, 6, 7, 8, 9].
Indirekt kann die Gelenkfläche mit Hilfe eines Stößels oder breitflächig über eine Ballonosteoplastie reponiert und anschließend mit Schrauben und/oder einer Platte abgestützt werden [10, 11, 12].
Wir stellen hier die offene Reposition und stabile interne Fixation (ORIF , „open reduction and internal fixation“) der lateralen tibialen Gelenkfläche über eine laterale Arthrotomie und Tibiakondylenosteotomie dar. So kann die anatomische Reposition sehr gut kontrolliert werden. Die reponierten Frakturfragmente werden durch freie subchondrale 2,7-mm-Verriegelungsschrauben fixiert. Winkelstabile Schrauben sind hier geeignet, da die speziellen Schraubenköpfe im spongiösen Knochen versinken und die spätere Plattenpositionierung nicht behindern. Vom Prinzip der Winkelstabilität wird dabei kein Gebrauch gemacht. Durch die Verwendung von Schrauben zur Fixierung der Fragmente wird zum einen die interfragmentäre Kompression und Stabilität der Fragmentfixation verbessert, zum andern wird die interfragmentäre Stabilität erhöht, da die Schrauben in der subchondralen Fläche liegen und so die Gelenkfläche direkt unterstützen. Durch diese Position zwischen Gelenkoberfläche und den winkelstabilen Schrauben der Plattenosteosynthese wird die Stabilität der Fragmentfixation zusätzlich verbessert.
Unter direkter Sichtkontrolle kann eine stabile Fixierung und Absicherung der imprimierten Gelenkfläche erreicht werden, was durch eine alleinige abstützende Plattenosteosynthese mit bereits wieder zugeklappter Tibiakondyle technisch schwieriger sein kann (Abb. 1b).
Eine Migration des eingebrachten Materials, wie z. B. bei Kirschner-Drähten beobachtet, kann vermieden werden. Abschließend ergänzen wir eine abstützende Plattenosteosynthese. Frakturen mit Ausdehnung in die posterolaterale Ecke können bei einer Impression der Gelenkfläche von mehr als 5 mm ebenfalls nach der hier beschriebenen Methode über einen lateralen Zugang angegangen werden.
Operationsprinzip und -ziel
Anatomische Wiederherstellung und Fixation der imprimierten Gelenkfläche von lateralen Tibiaplateaufrakturen mit „freien“ subchondral eingebrachten 2,7-mm-Verriegelungsschrauben und abstützender Plattenosteosynthese.
Vorteile
-
Direkte offene anatomische Rekonstruktion der Gelenkfläche
-
Sehr stabile interne Fixation, dadurch Vermeidung eines sekundären Repositionsverlusts und Erleichterung der Knorpelheilung
-
Zusätzliche Stabilisierung der Metaphyse gegen axiale Kräfte durch intraossäre Schrauben bei gleichzeitiger weiterer Abstützung der Gelenkfläche durch die Plattenosteosynthese
-
Sofortige sichere funktionelle Nachbehandlung möglich
Nachteile
-
Offener Zugang
-
Devitalisierung des Knochens möglich
-
Eine spätere Knieendoprothese kann technisch schwieriger sein.
-
Die komplette Implantatentfernung, wie sie z. B. im Falle einer tiefen Infektion erforderlich ist, ist sehr invasiv. Ggf. ist eine erneute Osteotomie der lateralen Kondyle erforderlich, um die freien subchondralen Schrauben zu erreichen.
Indikationen
-
Mehrfragmentäre Tibiaplateaufrakturen mit Depression der Gelenkfläche und Beteiligung des lateralen Pfeilers
-
Mehr-Pfeiler- und Null-Pfeiler-Frakturen mit einer Impression der Gelenkfläche größer als 5 mm
Kontraindikationen
-
Kritische Weichteilverhältnisse
-
Offene Fraktur mit starker Kontamination
-
Hochgradige Osteoporose
Patientenaufklärung
-
Allgemeine Operationsrisiken
-
Frakturdislokation
-
Pseudarthrose
-
Bewegungseinschränkung
-
Implantatversagen wie Schraubenbruch, Ausbrechen der Platte, Schraubenperforation
-
Posttraumatische Arthrose
-
Verbleib von Osteosynthesematerial auch bei Entfernung der Platten
-
Ggf. Knochenentnahme vom Beckenkamm oder Risiken des Einsatzes von allogener Knochensubstanz.
Operationsvorbereitung
-
Gründliche klinische Untersuchung mit sorgfältiger Erhebung des neurovaskulären Status
-
Röntgenaufnahme des Kniegelenks in 2 Ebenen und präoperatives CT zur exakten Darstellung und genauen Klassifikation der Fraktur
-
Bei Luxationsfrakturen: Fixateur externe sowie sorgfältige Evaluation des neurovaskulären Status und ggf. Intervention in Zusammenarbeit mit Gefäßchirurgen
Instrumentarium und Implantate
-
Bildverstärker
-
Strahlendurchlässiger Operationstisch
-
Standardinstrumentarium (Großfragment und Kleinfragment) für die offene Reposition von Frakturen
-
Laterale proximale Tibiaplatten (z. B. 3,5 mm „Variable angle locking compression plate“, VA-LCP, Proximal Tibia Plate System, DePuySynthes, West Chester, PA, USA)
-
1,0- bis 1,6-mm-Kirschner-Drähte zur temporären Fixation
-
Oszillierende Säge oder Osteotom für die laterale Tibiakondylenosteotomie
-
2,7-mm-Verriegelungsschrauben zur subchondralen bleibenden Fixation
-
Eventuell sterile Oberschenkelblutsperre
Anästhesie und Lagerung
-
Vollnarkose oder Spinalanästhesie
-
„Single-shot“-Femoralis- und/oder Adduktorenkanalblock zur besseren postoperativen Schmerzkontrolle. Damit ist die klinische Kontrolle eines Kompartmentsyndroms gewährleistet.
Besonderheiten
-
Die beschriebene Operationsmethode kann ebenfalls zur Versorgung von Tibiaplateaufrakturen mit Beteiligung des medialen Pfeilers angewendet werden. Dann empfiehlt sich ein direkt medialer oder posteromedialer Zugang, abhängig vom Frakturverlauf.
-
Die dargestellte Methode ist auch bei Zwei- oder Drei-Pfeiler-Frakturen in Kombination mit einer medialen und/oder dorsalen Plattenosteosynthese möglich (Abb. 17).
Postoperative Behandlung
-
Antibiotikaprophylaxe mit Cefazolin bis 3‑mal 2 g über 24 h
-
Kryotherapie und Hochlagerung
-
Redondrainage nach eigener Einschätzung
-
Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin
-
Osteosynthese ist übungsstabil. Sofortige Mobilisierung ab dem 1. Tag postoperativ unter physiotherapeutischer Anleitung; Motorschienenbehandlung (CPM-Bewegungsschiene, „continous passive motion“)
-
Bei verbliebener ligamentärer medialer Instabilität kann eine Knieschiene zur Varus-Valgus-Stabilisierung in Erwägung gezogen werden.
-
Röntgenkontrolle in zwei Ebenen am 3. postoperativen Tag
-
Für 8 Wochen postoperativ 15-kg-Teilbelastung mit Bodenkontakt, danach progressiver Belastungsaufbau unter physiotherapeutischer Betreuung
-
CT zur Kontrolle der Konsolidierung, des Alignements und der Kongruenz der Gelenkfläche 3 Monate postoperativ
-
Eine Implantatentfernung ist in der Regel nicht notwendig, kann jedoch bei Beschwerden ab 9 Monaten postoperativ vorgenommen werden. Bei normalem Verlauf können Patienten bei Beschwerdefreiheit und vollständiger Konsolidierung der Fraktur zwischen 9 und 12 Monaten aus der Nachsorge entlassen werden.
-
Eine Arbeitsunfähigkeit besteht abhängig von der Arbeitssituation, der Mobilität und der physischen und psychischen Fähigkeiten des Patienten.
Fehler, Gefahren, Komplikationen
-
Wundheilungsstörungen können bei schlechter Ausgangssituation der Weichteile auftreten und bei zu früher chirurgischer Intervention: Bei ausgedehnten primären oder sekundären Weichteildefekten sollte die Operationsplanung inklusive plastische Deckung interdisziplinär mit dem plastischen Chirurgen vorgenommen werden.
-
Superfizielle und tiefe Infektion: Zeitnahes Débridement mit Gelenkspülung Die Gewinnung von Material zur mikrobiologischen Keimbestimmung und Resistenzprüfung ist für die gezielte Antibiotikatherapie zwingend erforderlich. Festsitzende Implantate können bei einem Frühinfekt belassen werden, im Falle einer Lockerung sollte das Fremdmaterial entfernt werden. Eventuell Anlegen eines Fixateurs externe bei instabiler Situation.
-
Kompartmentsyndrom: Regelmäßige klinische Kontrolle des betroffenen Beins, um ein Kompartmentsyndrom möglichst frühzeitig zu erkennen. Bei klinischem Verdacht müssen eventuell zeitnah alle vier Kompartimente gespalten werden.
-
Läsion des N. peronaeus: Regelmäßige neurologische Kontrolle und Verschreibung einer Fußheberorthese. Nach sonographischer Diagnose ist ggf. eine Revision des N. peronaeus erforderlich.
-
Bewegungseinschränkungen z. B. durch ungenügende postoperative Mobilisierung
-
Posttraumatische Gonarthrose durch verbliebene Instabilität, Gelenkstufen, Nachsintern der Fraktur, Achsabweichung, Infektion, Non-Union oder avaskuläre Nekrose
-
Pseudarthrose
-
Insuffiziente Osteosynthese, Implantatversagen, sekundäre Dislokation oder Achsabweichung durch nicht ausreichende präoperative Diagnostik oder ungenügender Reposition der Fraktur und/oder Fixation aller Fragmente
Ergebnisse
Seit Februar 2014 behandelten wir 14 weibliche und 9 männliche Patienten mit einer lateralen Tibiaplateaufraktur nach beschriebener Operationsmethode. Sechs Patienten wurden bei Verkehrsunfällen und einer bei einem Sturz aus großer Höhe verletzt. Zu den weiteren Unfallmechanismen gehörten Stürze aus dem Stand heraus (4), Skiunfälle (2), ein Quetschtrauma durch umfallende Paletten, ein Pferdetritt sowie ein Tritt gegen eine Tür. Zwei der Patienten erlitten Mehrfachverletzungen und wurden als Polytrauma (Injury Severity Score , ISS >16) eingeliefert. Die vorübergehende Stabilisierung der Tibiaplateaufraktur durch einen externen Fixateur war hierbei nicht notwendig. Jeweils 3 Patienten hatten begleitende Fibulafrakturen oder andere Frakturen. Bei einem Patienten war die Eminentia intercondylaris frakturiert. Insgesamt 4 Patienten sind innerhalb von 3 Monaten postoperativ aus dem Follow-up verloren gegangen. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels war bei 2 Patienten das 3‑Monats-Follow-up noch nicht abgeschlossen. Insgesamt 11 Patienten gaben in der Kontrolluntersuchung subjektiv keine Beschwerden mehr an (einschließlich Patientenbeispiel, Abb. 14). Insgesamt 9 der 19 nachuntersuchten Patienten klagten noch über Schmerzen und Einschränkungen in unterschiedlichem Ausmaß. Einmal wurde eine Metallentfernung wegen leichter Schmerzen über der Platte komplikationslos durchgeführt; danach stellte sich ebenfalls Beschwerdefreiheit ein (Patientenbeispiel, Abb. 15). In einem Fall trat ein Monat postoperativ eine oberflächliche Infektion auf, die antibiotisch behandelt wurde, ohne die Notwendigkeit einer Implantatentfernung.
Ca. 3 Monate postoperativ zeigten 10 Patienten gute klinische Resultate mit vollständigem Bewegungsumfang. Bei 3 Patienten bestand eine Beschränkung der Kniebeugung von 30° oder mehr und bei 2 Patienten wurde eine leichte (+) mediale Bandinstabilität festgestellt. Bei der routinemäßigen CT-Kontrolle nach 3–4 Monaten zeigte sich bei 10 von 17 Patienten ein gutes Repositionsergebnis. Bei 7 Patienten lag eine Stufenbildung >2 mm und ein suboptimales Alignement (respektive 83 und 14° koronare und sagittale Tibiawinkel) vor. Als gut wurde das Repositionsergebnis bei intrartikulärer Stufenbildung unter 2 mm und wiederhergestellten Achsverhältnissen beurteilt (koronal: medialer proximaler Tibiawinkel 87 ± 5°; sagittal: posteriorer proximaler Tibiawinkel 9 ± 5°). Bei insgesamt 9 Patienten zeigte sich eine noch unvollständige knöcherne Konsolidation der Fraktur.
Eine primäre, direkt postoperative Perforation oder eine sekundäre Perforation der freien subchondralen Verriegelungsschrauben ins Gelenk wurde nicht beobachtet.
Zusammenfassend haben wir mit unserer Methode gute Ergebnisse erzielt. Ob unsere vorgestellte Operationstechnik tatsächlich besser ist als die derzeitigen Standardmethoden, muss sich im Langzeitverlauf und in der Zukunft durch randomisierte prospektive Studien noch ausweisen.
Literatur
Albuquerque RPE, Hara R, Prado J et al (2013) Epidemiological study on tibial plateau fractures at a level I trauma center. Acta Ortop Bras 21:109–115. doi:10.1590/S1413-78522013000200008
Moore TM, Patzakis MJ, Harvey JP (1987) Tibial plateau fractures: definition, demographics, treatment rationale, and long-term results of closed traction management or operative reduction. J Orthop Trauma 1:97–119
Luo C‑F, Sun H, Zhang B, Zeng B‑F (2010) Three-column fixation for complex tibial plateau fractures. J Orthop Trauma 24:683–692. doi:10.1097/BOT.0b013e3181d436f3
Hoekstra H, Kempenaers K, Nijs S (2016) A revised 3‑column classification approach fort he surgical planning of extended lateral tibial plateau fractures. Eur J Trauma Emerg Surg. doi:10.1007/s00068-016-0696-z
Kraus TM, Freude T, Stöckle U, Stuby FM (2016) Outcome und Komplikationen nach proximalen Tibiafrakturen. Orthopäde 45:24–31. doi:10.1007/s00132-015-3206-9
Stevens DG, Beharry R, McKee MD et al (2001) The long-term functional outcome of operatively treated tibial plateau fractures. J Orthop Trauma 15:312–320
Manidakis N, Dosani A, Dimitriou R et al (2010) Tibial plateau fractures: functional outcome and incidence of osteoarthritis in 125 cases. Int Orthop 34:565–570. doi:10.1007/s00264-009-0790-5
Jansen H, Frey SP, Doht S et al (2013) Medium-term results after complex intra-articular fractures of the tibial plateau. J Orthop Sci 18:569–577. doi:10.1007/s00776-013-0404-3
Papagelopoulos PJ, Partsinevelos AA, Themistocleous GS et al (2006) Complications after tibia plateau fracture surgery. Injury 37:475–484. doi:10.1016/j.injury.2005.06.035
Ziogas K, Tourvas E, Galanakis I, Kouvidis G (2015) Arthroscopy assisted balloon Osteoplasty of a tibia plateau depression fracture: a case report. N Am J Med Sci 7:411–414. doi:10.4103/1947-2714.166223
Wang Y, Luo C, Zhu Y et al (2016) Updated three-column concept in surgical treatment for tibial plateau fractures – a prospective cohort study of 287 patients. Injury 47:1488–1496. doi:10.1016/j.injury.2016.04.026
Kokkalis ZT, Iliopoulos ID, Pantazis C, Panagiotopoulos E (2016) What’s new in the management of complex tibial plateau fractures? Injury 47:1162–1169. doi:10.1016/j.injury.2016.03.00
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
M. Reul, F. Johnscher, S. Nijs und H. Hoekstra geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor.
Additional information
Redaktion
M. Blauth, Innsbruck
Zeichner
R. Himmelhan, Mannheim
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Eine Null-Pfeiler-Fraktur wird durch welche der folgenden Aussagen beschrieben?
Eine Impression der Gelenkfläche ohne Kortexunterbrechung
Ein lateraler Spaltbruch des Tibiaplateaus
Eine Impressionsfraktur der lateralen Tibia mit Unterbrechung der Pfeilerwand
Eine bikondyläre Trümmerfraktur
Eine Impression der lateralen Tibia mit Ausläufer der Fraktur in die Diaphyse
Bei welcher der beschriebenen Frakturen ist das im Artikel beschriebene Verfahren kontraindiziert?
Mehrfragmentäre imprimierte Tibiaplateaufraktur mit Beteiligung des lateralen Pfeilers
Null-Pfeiler-Fraktur mit Impression der Gelenkfläche größer 5 mm
Zwei-Pfeiler-Fraktur mit ausgeprägter Impression der Gelenkfläche
Offene Fraktur mit Impression des lateralen und dorsalen Pfeilers mit starker Kontamination
Mehr-Pfeiler-Fraktur mit einer Impression der Gelenkfläche von 9 mm
Eine 85-jährige Patientin erleidet einen Sturz aus dem Stand. Im Röntgenbild des Kniegelenks in 2 Ebenen zeigt sich eine Drei-Pfeiler-Tibiaplateaufraktur. Welche radiologische Diagnostik sollte am ehesten präoperativ zur Operationsplanung erfolgen?
MRT des Kniegelenks
CT des Kniegelenks
Angiographie des Oberschenkels
Osteodensitometrie des Unterschenkels
Sonographie des Unterschenkels
Was ist bei der Lagerung zur beschriebenen operativen Versorgung am ehesten zu beachten?
„Beach-chair“-Lagerung
Bauchlagerung mit Lagerungskissen
Rückenlage mit Knierolle
Linksseitenlage
Steinschnittlagerung
Welche Schnittführung sollte für das beschriebene Verfahren am ehesten gewählt werden?
Hautschnitt vom Epicondylus femoris lateralis nach distal lateral der Tuberositas tibiae ca. 10 cm
Medianschnitt über der Patella ca. 8 cm
Anteromedialer Hautschnitt mit Längsschnitt über der Patella
4 cm langer Hautschnitt im Bereich des mittleren Fibuladrittels
Anterolateraler Hautschnitt L‑förmig knapp unterhalb des Gelenkspalts bis zur medialen Tibiakante
Was ist bei der Osteotomie der lateralen Tibiakondyle insbesondere zu beachten?
Erfolgt mittels Meißel
Beginn im Bereich der Diaphyse
Beginn ca. 1 cm distal der Gelenkfläche
Osteotomie möglichst schmal
Dorsales Periost möglichst intakt lassen
Wie sollte die postoperative Nachbehandlung am ehesten erfolgen?
2 Wochen Ruhigstellung in Oberschenkelgips
4 Wochen Ruhigstellung in Fixationsknieschiene
15-kg-Teilbelastung mit Bodenkontakt
4 Wochen ausschließlich passive Mobilisation (CPM-Bewegungsschiene)
Aktive Mobilisation ab dem 7. postoperativen Tag
Eine 30-jährige Patientin wurde bei lateraler Pfeilerfraktur des Tibiaplateaus mit dem beschriebenen Verfahren operativ versorgt. Am 5. Tag postoperativ stellt sich klinisch und laborchemisch der Verdacht auf eine tiefe Infektion im Operationsgebiet. Welche der folgenden Aussagen beschreibt am wenigsten das erforderliche Vorgehen?
Débridement und Spülung des Gelenks
Materialgewinnung zur Keimbestimmung
Gezielte Antibiotikatherapie
Gelockertes Fremdmaterial wird entfernt
Bei instabiler Situation Ruhigstellung in Gipstutor
Welche radiologische Aufnahme empfehlen die Autoren 3 Monate postoperativ zur Kontrolle der Konsolidierung und des Alignements?
Kniegelenk a.-p. im Stehen
Kniegelenk seitlich
Tunnelaufnahme nach Frick
CT des Kniegelenks
Defilé-Serie
Ab welchem postoperativen Zeitpunkt kann mit dem Belastungsaufbau begonnen werden?
2 Wochen postoperativ
3 Wochen postoperativ
4 Wochen postoperativ
6 Wochen postoperativ
8 Wochen postoperativ
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Reul, M., Johnscher, F., Nijs, S. et al. Offene Reposition und interne Fixation lateraler Tibiaplateaufrakturen mit freien subchondralen 2,7-mm-Schrauben. Oper Orthop Traumatol 29, 431–451 (2017). https://doi.org/10.1007/s00064-017-0502-z
Received:
Revised:
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00064-017-0502-z