Zusammenfassung
Im Jahre 1950 wurden während einer Forsteinrichtung 110 pflanzensoziologische Erhebungen in Beständen des Luzulo-Fagetum bzw. in Nadelholzbeständen auf vergleichbarem Standort im FA Mittelsinn (Rhön, auf Buntsandstein) durchgeführt und ihre Position präzise dokumentiert. Vierzig Jahre später (1990) konnten 54 Erhebungen auf fast identischen Flächen („Quasi-Dauerflächen”) wiederholt werden.
Im Untersuchungszeitraum hat sich die Assoziationszugehörigkeit der Bestände (Luzulo-Fagetum) nicht geändert. Große Veränderungen gab es aber auf dem Niveau der Untereinheiten. Die damaligeCalluna-Ausbildung, gekennzeichnet durch Säure-und Magerkeitszeiger, ist im neuen Aufnahmematerial nicht mehr enthalten; statt dessen ist eine Epilobium-Ausbildung, vor allem mit anspruchsvollen Schlagflurarten, neu entstanden. Sowohl 1950 als auch 1990 konnte eine Typische Ausbildung ausgewiesen werden. Die Bestände sindunabhängig voneinander in die neuen Einheiten übergegangen.— Die Auswertung über dieEllenberg'schen Zeigerwerte quantifiziert die zunehmende Bedeutung der Arten mit hohen Nährstoffansprüchen. Der Anstieg der Reaktionszahl (Rückgang der Bedeutung der säureanzeigenden Arten!) wird ausführlich diskutiert; es wird herausgestellt, daß dieser Anstieg nicht zwingend Ausdruck eines pH-Anstieges im Boden ist, sondern vornehmlich aus der Verbesserung der Nährstoff-, speziell der Stickstoffbereistellung resultiert; die enge Koppelung von Stickstoff- und Reaktionszahl wird nachgewiesen.
Zusammenfassend spiegelt sich in der floristischen Struktur der Bestände (Luzulo-Fagetum und entsprechende Nadelholzbestände) im wesentlichen eine im Verlaufe der zurückliegenden vier Jahrzehnte entscheidend verbesserte Nährstoffsituation wider.
Summary
In 1950, in the course of a forest survey, 110 phytosociological relevés in stands of the Luzulo-Fagetum and in coniferous forest stands on comparable sites were carried out at the Department of Forestry Mittelsinn (Rhön, triassic sandstone formation) and the location precisely documented. 40 years later (1990) 54 relevés on almost identical sites (“quasi-permanent plots”) were repeated.
In the period under study there were no alterations in the affiliation of the forest stands to the association Luzulo-Fagetum, whereas great changes were observed to have occurred at the sub-unit level. The former “Calluna sub-unit”, characterized by acidity and leanness indicators, is no longer part of the new inventories. Instead an “Epilobium sub-unit” has evolved with, in particular, felled-area flora species with high nutritional demands. In 1950 as well as in 1990 a “Typical sub-unit” existed. The transition of the stands into new sub-units occured quite independently. The evaluation by means ofEllenberg indicator values quantifies the increasing importance of species with high nutrient requirements. The rise in soil reaction values (i. e.decline in acid indicating species!) is discussed in detail. Emphasis is placed on the fact, that this increase need not be necessarily the effect of increasing pH value of the soil, but rather the reflection of the improvement in the nutrient and, in paticular, the nitrogen supply. Evidence is provided, that a close correlation exists between nitrogen and soil reaction values.
In brief, the floristic structure of the stands (Luzulo-Fagetum and corresponding coniferous forest stands) generally reflects the considerable improvement in nutrient supply in the course of the past four decades.
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Röder, H., Fischer, A. & Klöck, W. Waldentwicklung auf Quasi-Dauerflächen im Luzulo-Fagetum der Buntsandsteinrhön (Forstamt Mittelsinn) zwischen 1950 und 1990. Forstw Cbl 115, 321–335 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02738612
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