Zusammenfassung
Die vorliegende Abhandlung beschäftigt sich mit der Natur maligner Tumoren, welche als Folge eines abweichenden Chromosomenbestandes in den Zellkernen des Geschwulstgewebes angesehen werden müssen.
Die experimentelle und zytologische Untersuchung wurde an dem malignen Pflanzentumor aufBeta vorgenommen, welcher durch Impfung mitBacterium tumefaciens willkürlich hervorgerufen werden kann und in allem Wesentlichen, wie von den Krebsforschern auch anerkannt wird, mit animalischen Karzinomen übereinstimmt. Es wurde gezeigt, daß die spontanen Geschwulstzellen die doppelte Anzahl Chromosomen, nämlich 36 anstatt 18, besitzen und somit tetraploider Natur sind. Dies trifft sowohl auf die ursprüngliche Geschwulst als auch auf die durch Transplantation erzeugten Tumoren zu.
Durch Impfung mit zweiBacterium tumefaciens-Kulturen wurden Tumoren aufBeta experimentell hergestellt, deren Zytologie sehr genau mit jener der spontan entstandenen übereinstimmte, indem auch hier stets der größte Teil der Gewebe tetraploid war.
Die Tetraploidie gibt eine zufriedenstellende Erklärung für die gesteigerte Avidität und Wachstumsenergie, durch welche die Geschwulstzellen charakterisiert sind und zu Schmarotzern auf dem Mutterorganismus werden.
Sehr oft tritt eine weitere Verdoppelung der Chromosomenzahl ein, wobei oktoploide Zellen und Gewebe entstehen und ausnahmsweise findet man sogar eine noch höhere Anzahl Chromosomen vor.
Stellenweise bilden die transplantierten und ebenso auch die experimentell erzeugten Tumoren kleinere, diploide Gewebe, welche aus den tetraploiden durch Reduktionsteilung hervorgegangen sein müssen.
Daß bei einigen Pflanzenarten gelegentlich und bei anderen regelmäßig tetraploide Zellen oder Gewebeteile ohne Tumorbildung wahrgenommen werden können, steht nicht im Widerspruch zu der hier vertretenen Auffassung über die Natur der Tumorzellen; denn sowohl di Art des Gewebes als auch die Biotype des Organismus, in welchem die Abnormzelle entsteht, haben Einfluß darauf, ob und in welcher Weise sich dieselbe zu entwickeln vermag.
Die Ähnlichkeit zwischenBeta- und animalischen Tumoren macht es wahrscheinlich, daß auch die Natur der Karzinome und Sarkome auf abweichende Chromosomenverhältnisse zurückzuführen ist.
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Winge, Ö. Zytologische Untersuchungen über die Natur maligner Tumoren. Z.Zellforsch 6, 397–423 (1927). https://doi.org/10.1007/BF02583444
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