Zusammenfassung
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1.
Es wird gezeigt, daß aus der isolierten, mit Tyrode durchströmten Lunge sensibilisierter Meerschweinchen nach Zufügen des Antigens zur Durchströmungsflüssigkeit und Auslösen der anaphylaktischen Lungenstarre ein darmkontrahierender, blutdrucksenkender und adrenalinabsondernder Stoff in die Durchströmungsflüssigkeit übergeht. Das Auftreten dieses Stoffes wird nicht durch Verlangsamung der Durchströmungsgeschwindigkeit, durch Aufhören der Lungenatmung oder durch den Vorgang der Bronchokonstriktion bedingt, sondern muß auf die anaphylaktische Antigen-Antikörperreaktion zurückgeführt werden.
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2.
Die Wirkung der Durchströmungsflüssigkeit war stets mit den zuerst nach Auslösen der Lungenstarre abfließenden 3–5 ccm Flüssigkeit am stärksten. Sie nahm von Probe zu Probe ab, und nachdem 10–20 ccm abgeflossen waren, war die Durchströmungsflüssigkeit wieder ohne Wirkung.
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3.
Die darmkontrahierende, blutdrucksenkende und adrenalinabsondernde Wirkung wurde mit der von Histaminlösungen bekannter Konzentrationen verglichen. Die Wirkung entsprach der einer Histaminlösung von 1 ∶ 1 bis 1 ∶ 12 Millionen, und zwar entsprach die Wirkung am Darm, am Blutdruck und an den Nebennieren stets derselben Histaminkonzentration.
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4.
Gibt man die darmkontrahierende, blutdrucksenkende und adrenalinabsondernde Wirkung der gesamten wirksamen Flüssigkeit, die nach Auslösen der Starre aus den beiden Lungen eines Tieres abfließt, in Histaminwerten an, so entspricht sie 0,0005–0,004 mg Histamin. Die durchströmte Meerschweinchenlunge reagiert bereits auf kleinere Histaminmengen mit Bronchokonstriktion.
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5.
Es wird erörtert, daß das wirksame Prinzip der Shockflüssigkeit wahrscheinlich mit dem Histamin identisch ist, und daß die Erscheinungen der anaphylaktischen Lungenstarre auf der Wirkung dieses Stoffes beruhen.
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Die Arbeit wurde mit Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft ausgeführt, der wir auch an dieser Stelle unseren Dank aussprechen.
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Bartosch, R., Feldberg, W. & Nagel, E. Das Freiwerden eines histaminähnlichen Stoffes bei der Anaphylaxie des Meerschweinchens. Pflügers Arch. 230, 129–153 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01751974
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