Zusammenfassung
Die vermittelst meiner Plethysmographenmethode an der normalen lebenden Lunge angestellten Elastizitätsversuche ergeben, dass die Lunge innerhalb der für die Inspirationsdehnung in Betracht kommenden Volumvergrösserungen eine ideale Elastizität besitzt. Die normale Elastizitätskurve verläuft deshalb als eine fast gerade Linie. In dieser Hinsicht verhalten sich quantitativ nahezu gleich Hunde, Katzen und Kaninchen, während die Dehnungsfähigkeit der Affenlunge eine geringere ist.
Der ideale Exspirationszustand bedeutet diejenige Stellung der Lunge, in welche diese nach der Inspiration unter dem Einfluss des Atmosphärendruckes auf die Pleura rasch zurückkehrt und von der aus jede Volumvergrösserung sofort die Elastizität des Gewebes beanspracht. Infolgedessen wird der auf die Inspiration verwendete negative Druck als Retraktionsenergie des Lungengewebes wieder gewonnen; die Exspirationsbewegung kann daher als ein rein elastischer Vorgang betrachtet werden.
Die mit der Inspiration verbundene lineare Dehnung der Gefässe der Lunge ist maassgebend für die dabei eintretende Zirkulationsänderung. Ein Drittel bis die Hälfte der inspiratorischen Volumvergrösserung der Lunge wird im Gegensatz zu den Verhältnissen beim Lungengewebe verbraucht zur Geraderichtung der bei der Exspirationsstellung geschlängelten Gefässe ohne Beanspruchung der Elastizität derselben. Von da ab beginnt dann die lineare Dehnung der Gefässe (kritischer Punkt) und damit auch eine beträchtliche Erschwerung der Zirkulation, die sich entsprechend steigert bei kleineren Gefässen. Eine Erweiterung der Gefässe durch Zug von seiten des Gewebes und Herabsetzung des Alveolardruckes findet nur im Beginn der Inspiration und nur in sehr beschränktem Maasse statt. Die Geraderichtung der Gefässe am Anfang der Inspiration hat nur bei den grösseren Kalibern eine kleine Erleichterung für die Durchströmung zur Folge, bei den engeren Gefässen ist sie ohne jeden Einfluss. Kleine Respirationsbewegungen verbessern infolgedessen die Zirkulation in der Lunge, grosse verschlechtern sie, wobei die bei kräftiger Inspiration eintretende Verschlechterung an Bedeutung bei weitem die geringfügige Verbesserung, wie sie am Anfang der Inspiration sich einstellt, übertrifft.
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Cloetta, M. Untersuchungen über die Elastizität der Lunge und deren Bedeutung für die Zirkulation. Pflüger's Arch. 152, 339–364 (1913). https://doi.org/10.1007/BF01680906
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01680906