Zusammenfassung
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1.
Mit Hilfe von Futterdressuren wurden beim südafrikanischen Krallenfrosch Xenopus laevis (Daudin) die Wahrnehmungsschwellen für β-Phenyläthylalkohol, γ-Phenylpropylalkohol, Citral und β-Ionon bestimmt. Sie liegen in einem Konzentrationsbereich von 1,5 · 1013 Molekülen/cm3 Wasser (β-Ionon) bis 3 · 1014 Molekülen/cm3 Wasser (γ-Phenylpropylalkohol). Damit ist der Krallenfrosch zu den Tieren mit wenig empfindlichem Geruchsorgan zu stellen.
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2.
Bei einem Versuchstier wurde die Riechschärfe über einen Zeitraum von 18 Monaten kontrolliert. Die Leistungen sinken im Herbst leicht ab und haben ein deutlich ausgeprägtes Minimum im Februar-März. Danach verbessern sich die Leistungen wieder bis zum Mai um das 20–30fache.
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3.
Versuche mit einem Gemisch von Citral und β-Ionon ergeben einen Hinweis darauf, daß die beiden Stoffe sich bei der Reizung nicht vollständig ergänzen. Das Gemisch löst eine geringere Zahl von Reaktionen aus als die beiden Komponenten allein in entsprechender Konzentration.
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4.
Die Untersuchung des Ventilationsmechanismus der Nasenräume ergibt, daß nur die Nebenhöhle von den Nasenpulsationen erfaßt wird. Die anatomische Sonderung von Haupt- und Nebenhöhlensystem in der Nase von Xenopus und die Trennung ihrer Aufgaben findet innerhalb der Amphibien keine Parallele.
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5.
Die Nebenhöhle enthält dauernd Wasser, das die Duftstoffe an das Riechepithel heranträgt. Die Haupthöhle ist auch beim untergetauchten Tier mit Luft gefüllt; sie dient der Luftaufnahme in die Lungen als Durchgangsraum.
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6.
Der Zugang zu den beiden Kammersystemen wird durch die Stellung der ventralen Grenzfalte geregelt.
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7.
Durch supravitale Färbung mit Trypanblau wurde die Verteilung der Riechzellen untersucht. Die Frage der Spezifität der Färbung wird behandelt. Riechzellen finden sich in den Nebenhöhlen; die Haupthöhle ist mit indifferentem Epithel ausgekleidet. Die von Rana bekannten Typen der Riechstäbchen werden auch bei Xenopus nachgewiesen; ihre Verteilung in den Räumen der Nebenhöhle wird beschrieben.
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8.
Mit Hilfe von speziellen Schleimfärbungen wird die Sonderstellung der Haupthöhle weiterhin belegt: Sie ist von einem Epithel ausgekleidet, das durch Schleimgehalt in den distalen Zellabschnitten gekennzeichnet ist.
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9.
Das Jacobsonsche Organ enthält im caudalen Teil mit Trypanblau anfärbbare Rezeptoren. Der spaltförmige Eingang zum Jacobsonschen Organ ist mit Schleimzellen ausgekleidet.
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Herrn Prof. Dr. H. Kahmann danke ich für die Anregung zu der Arbeit, Herrn Prof. Dr. H. Autrum für die Überlassung eines Arbeitsplatzes und sein stetes Interesse.
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Altner, H. Untersuchungen über Leistungen und Bau der Nase des südafrikanischen Krallenfrosches Xenopus laevis (Daudin, 1803). Z. Vergl. Physiol. 45, 272–306 (1962). https://doi.org/10.1007/BF00302326
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