Zusammenfassung
Traditionell hat der „Konsument“ in Deutschland keinen besonders guten Leumund; ihm wird eine eigennützige Gesinnung und eine Verhaltensorientierung unterstellt, die dem Gemeinwohl zuwider läuft, indem er Werte einfach nur verzehrt. Weit davon entfernt, den Konsum als wesentliche Funktion der Marktwirtschaft zu würdigen, wurde dem Verbraucher in der Vergangenheit vielmehr die Rolle dessen zugeschrieben, der die von anderen produzierten Güter vernichtet. Hinter dieser Theorie von der Destruktivität des Konsums standen vormoderne Haltungen, die noch aus der feudalen Bedarfsdeckungswirtschaft herrührten und die ökonomisch stimulierende Bedeutung von Konsumwünschen ignorierten. „Repräsentativ für die Wahrnehmung im konservativen Lager war Bismarcks Appell zu einem ‚Zusammenschluss der produzierenden Stände‘, den der ‚eiserne Kanzler‘ kurz vor seinem Tod 1897 veröffentlichte. Ein solcher Zusammenschluss der ‚Bienen‘ im Staat, der bis 1914 wiederholt, wenn auch mit nur sehr mäßigem Erfolg, zu verwirklichen versucht wurde, sollte sich gegen diejenigen richten, ‚die an der nationalen Arbeit nicht beteiligt sind‘. Diese Gruppe der ‚Drohnen‘ sahen Bismarck und seine konservativen Epigonen ‚in den unproduktiven Elementen‘, in den ‚Nichts-als-Konsumenten‘. Auch in der bürgerlichen Elite der katholischen Zentrumspartei fand sich die Kritik an einem ‚Nurkonsumentenstandpunkt‘, die allerdings wesentlich schwächer und seltener formuliert wurde.“1
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Literatur
Mackenbach, J. P. (2006): Health Inequalities: Europe in Profile -An independent, expert report commissioned by the UK Presidency of the EU (February 2006).
Münch, R. (2009): Das Regime des liberalen Kapitalismus. Inklusion und Exklusion im neuen Wohlfahrtsstaat, Frankfurt am Main.
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Etgeton, S. (2011). Patienten als souveräne Verbraucher – neue Optionen für Patienten. In: Fischer, A., Sibbel, R. (eds) Der Patient als Kunde und Konsument. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6425-0_2
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