Zusammenfassung
Macht ist für Weber eine zugleich diabolische und, im Hinblick auf das starre Gehäuse der Herrschaft, in das uns die Moderne gezwungen hat, rettende Kraft. Er definiert sie als „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ (Weber 1980: 28) Damit bestimmt er die Machtausübung als individuelles Handeln, das zwar innerhalb einer sozialen Beziehung, jedoch nicht notwendigerweise innerhalb gesellschaftlicher Ordnungen stattfindet. Im Unterschied dazu setzt die Herrschaft, das ist die „Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden“ (Weber 1980: 28), das Bestehen einer legitimen, also als gültig anerkannten Ordnung voraus. Herrschaft ist ein durch das Bestehen einer solchen Ordnung gekennzeichneter Sonderfall von Macht. Und eigentlich kann allein sie mit den Mitteln der Soziologie untersucht werden, nicht aber die Macht, die Weber als „soziologisch amorph“, instabil und kaum faßbar beschreibt. Webers systematische Soziologie enthält daher nur eine knappe Definition der Macht, die doch eine für seinen soziologischen Ansatz wie für sein politisches Denken ganz entscheidende Rolle spielt.
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Neuenhaus, P. (1998). Max Weber: Amorphe Macht und Herrschaftsgehäuse. In: Imbusch, P. (eds) Macht und Herrschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10691-3_5
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