Zusammenfassung
Arbeit und Gesundheit stehen in einem engen Zusammenhang. Die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen, das Auftreten von Belastungen sowie das Vorhandensein von Ressourcen im Arbeitskontext haben Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Beschäftigten. Gute, menschengerecht gestaltete Arbeit kann gesundheitsförderlich sein, wenn sie nicht nur materielle Sicherheit, sondern auch Selbstbestimmung, Wertschätzung, soziale Unterstützung sowie Entwicklungs- und Teilhabemöglichkeiten bietet. Umgekehrt erhöhen belastende und ressourcenarme Bedingungen für die Betroffenen das Risiko körperlicher und psychischer Erkrankungen.
Belastungen und Ressourcen – und die damit verbundenen Gesundheitschancen – sind zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen ungleich verteilt. Ist das gerecht? Um diese Frage zu diskutieren, wird im Folgenden zunächst Bezug auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) genommen. Die WHO liefert mit der begrifflichen Unterscheidung von „Health Inequalities“ und „Health Inequities“ einen Ansatz, der Kriterien für Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Gesundheitschancen benennt. Im Kern geht es dabei um die Frage, ob Ungleichheiten menschengemacht und damit veränderbar sind.
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Für die Datenanalyse danke ich Dr. Johann Gerdes, Institut DGB-Index Gute Arbeit.
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Schmucker, R. (2020). Arbeit, Gesundheit und Gerechtigkeit – Zur ungleichen Verteilung arbeitsbedingter Belastung. In: Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Meyer, M. (eds) Fehlzeiten-Report 2020. Fehlzeiten-Report, vol 2020. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61524-9_5
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