Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird gefragt, ob und inwieweit sich in allen Kulturen ähnliche Prinzipien der kindlichen Entwicklung entdecken lassen und inwieweit die jeweilige Kultur spezifische Bedingungen schafft, die die Entwicklung in entscheidender Weise beeinflussen. Die kognitive Entwicklung weist zumindest bis zum Ende des Kindesalters kulturelle Gemeinsamkeiten auf. So lässt die Entwicklung des analytischen, schlussfolgernden Denkens universelle Prinzipien erkennen, wenn auch die Zeitpunkte, zu denen die einzelnen Niveaus erreicht werden, sowie die Inhaltsbereiche, auf die die Kompetenzen angewandt werden können, kulturspezifisch variieren. Die auffälligsten kulturellen Unterschiede offenbaren sich in der Entwicklung des Sozialverhaltens. Das Ausmaß aggressiven Verhaltens scheint in kollektivistisch orientierten Kulturen deutlich niedriger als in individualistisch orientierten, was am ehesten durch einen kulturspezifischen Umgang mit frustrierenden Erlebnissen zu erklären ist.
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Notes
- 1.
Bogin (1998) unterscheidet fünf Phasen, da er den leichten Abwärtstrend in der Präadoleszenzphase als eigenes Stadium interpretiert.
- 2.
jen, chinesisch: 仁, in der im chinesischen Festland gebräuchlichen Pinyin-Umschrift schreibt man „rén“).
- 3.
„holophrastisch“ bedeutet hier, dass ein einziges Wort stellvertretend für einen ganzen Satz steht.
- 4.
Die Konstruktion der Skala erfolgte in diesem Fall nicht wie bei der Prüfung der allgemeinen Intelligenz nach der klassischen Testtheorie, sondern nach dem so genannten probabilistischen Testmodell (vgl. Baumert et al. 2000a, S. 60).
- 5.
In projektiven Tests werden den Probanden mehrdeutige Bildvorlagen präsentiert, zu denen sie ihre Einfälle äußern sollen. Man geht davon aus, dass die Probanden ihre unbewussten Wünsche und Ängste in diese Einfälle „hineinprojizieren“. Der Vorteil projektiver Verfahren besteht darin, dass sie für die Probanden nicht ohne Weiteres durchschaubar sind.
- 6.
Permissivität = das Ausmaß, in dem Eltern dem Kind gestatten, sich aggressiv zu verhalten. Hoch permissive Eltern setzen wenig Grenzen, niedrig permissive Eltern setzen viele Grenzen. Permissivität bezieht sich auf das Elternverhalten vor einem Verstoß.
- 7.
Punitivität = das Ausmaß, in dem Eltern eine aggressive Handlung des Kindes bestrafen. Hoch punitive Eltern bestrafen das Kind streng für eine aggressive Handlung, niedrig punitive Eltern bestrafen ihr Kind weniger streng. „Punitivität“ bezieht sich also auf das Elternverhalten nach einem Verstoß.
- 8.
Die Bezeichnung „altruistisches“ Verhalten wird bewusst vermieden, weil sie unterstellt, dass einem prosozialen Verhalten ausschließlich selbstlose Motive unterliegen würden.
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Helfrich, H. (2019). Entwicklung im Kindes- und Jugendalter. In: Kulturvergleichende Psychologie. Basiswissen Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57665-6_12
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