Zusammenfassung
Das Leistungsspektrum der Gesetzlichen Krankenversicherung in der Prävention reicht von der Primärprävention (Impfungen, verhaltensbezogene Kursangebote, medizinische Vorsorgeleistungen) über die Sekundärprävention (Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene) bis zur Tertiärprävention (Patientenschulungen für chronisch Kranke, Selbsthilfeförderung, Reha-Sport und Funktionstraining). Hinzu kommt die Gesundheitsförderung in Lebenswelten und Betrieben insbesondere durch Unterstützung gesundheitsfördernder Strukturen zur Stärkung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns der Versicherten. In dem Beitrag werden Rechtsgrundlagen, Leistungsinhalte, Inanspruchnahme und finanzielles Gewicht der GKV-Präventions- und Gesundheitsförderungsleistungen vorgestellt. Abschließend wird das GKV-Präventionsengagement in Bezug auf die verschiedenen Formen seiner rechtlichen Institutionalisierung, im Hinblick auf die Einflüsse des GKV-internen Wettbewerbs und Finanzausgleichs sowie im Verhältnis zu den weiteren für Prävention und Gesundheitsförderung verantwortlichen Akteuren in Deutschland diskutiert.
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Notes
- 1.
Durch das am 01.01.2019 in Kraft getretene Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) sind beginnend mit dem Jahr 2019 die Mindestwerte für die betriebliche Gesundheitsförderung auf 3,15 Euro (davon ein Euro für BGF in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen) und für Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten auf 2,15 Euro erhöht worden. Der Ausgabenrichtwert insgesamt wurde beginnend mit dem Jahr 2019 auf 7,52 Euro angehoben.
- 2.
In der entsprechenden Rahmenvereinbarung wird klargestellt, dass hierzu „auch chronisch kranke Menschen [gehören], bei denen eine Beeinträchtigung am Leben in der Gesellschaft noch nicht eingetreten ist, aber zu erwarten ist“ (BAR 2011, S. 5).
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Wanek, V., Schreiner-Kürten, K. (2019). Bedeutung und Rolle der Krankenkassen in der Prävention und Gesundheitsförderung. In: Tiemann, M., Mohokum, M. (eds) Prävention und Gesundheitsförderung. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55793-8_9-1
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