Zusammenfassung
Die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht es den Unternehmen, ihre Geschäftsprozesse vielfältig umzugestalten. Insbesondere komplexe, umfänglich vernetzte Unternehmenssteuerungssysteme und gebietsspezifische Software beeinflussen die Entwicklungen im kaufmännischen Bereich. Hierbei sind es vor allem Aspekte wie Vernetzung, Automatisierung und Big Data, die stark in die Prozesse des Rechnungswesens eingreifen und zu wesentlichen Umgestaltungen führen können. Im Zuge dessen verändern sich die Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche der Fachkräfte, womit wiederum Veränderungen der Kompetenzanforderungen verbunden sind. In welcher Ausprägung sich diese ausgestalten, kann berufs- und branchenspezifisch unterschiedlich ausfallen, auch wenn einige generelle Tendenzen beobachtbar sind. Kaufleute in Industrieunternehmen sind im Allgemeinen in stärkerem Maß mit Tätigkeiten der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle befasst als Kaufleute im Dienstleistungssektor, wodurch sich die veränderten Bedingungen jeweils mit anderen Konsequenzen bemerkbar machen. Daher ist es notwendig, die kaufmännischen Berufsausbildungen berufsspezifisch an die zukünftigen Anforderungen anzupassen. In diesem Artikel erfolgt eine Annäherung an die Herausforderungen für den Bereich der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle am Beispiel zweier dualer Ausbildungsberufe, die in stärkerem Maß, aber in unterschiedlicher Ausprägung von den digitalen Entwicklungen betroffen sind: die Industriekaufleute, für die Ergebnisse einer aktuellen BIBB-Studie (Jordanski, Schad-Dankwart & Nies 2019) vorliegen sowie den Bankkaufleuten, deren Ausbildungsordnung mit Inkrafttreten zum 1.8.2020 novelliert wurde (Bundesgesetzblatt 2020, S. 121 ff.). Für Industriekaufleute zeichnet sich ein Rückgang standardisierter Arbeitsschritte, wie z. B. Belegerfassung und Rechnungserstellung, ab, da diese zunehmend automatisiert durch IT-Systeme erfolgen oder ausgelagert werden. Komplexere Aufgabenstellungen und vom Standard abweichende Fälle hingegen sind auch zukünftig durch Fachkräfte zu bearbeiten. Es daher zu erwarten, dass sich die Schwerpunkte der Tätigkeiten anteilig hin zu den anspruchsvolleren Aufgaben verschieben, wodurch die Anforderungen v. a. an Kompetenzen im Umgang mit Daten und den IT-Systemen steigen. Für Bankkaufleute entwickelt sich in der beruflichen Praxis ein Bedeutungsrückgang der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle, daher wurden im Zuge der Neuordnung die Inhalte der Ausbildung entsprechend verschlankt und im berufsprofilgebenden Teil des Ausbildungsrahmenplanes in einer eigenen Berufsbildposition sowie im Themenfeld Geschäftskunden handlungsbezogen verortet. Auch der Rahmenlehrplan wurde dementsprechend komplett erneuert. Des Weiteren gibt es zukünftig auch keinen eigenen, auf das Rechnungswesen bezogenen Prüfungsteil mehr.
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Jordanski, G. (2020). Kaufmännische Steuerung und Kontrolle im 4.0 Arbeitsumfeld – Anforderungen an duale Ausbildungsberufe. In: Berding, F., Jahncke, H., Slopinski, A. (eds) Moderner Rechnungswesenunterricht 2020. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31146-9_4
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