Zusammenfassung
Innere Sicherheit wird zu großen Teilen lokal hergestellt und findet mehr und mehr in flexiblen Kooperationsbeziehungen statt. Polizei und Ordnungsämter gelten als traditionelle Akteure der Sicherheitsproduktion. Beteiligt sind unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen jedoch auch Behörden ohne genuinen Sicherheitsauftrag sowie zunehmend zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Akteure. Vollzugspolizeien als Landes- oder Bundesbehörden sind in ihrem Aufbau zentralistisch und gleichförmig. Lokale Besonderheiten können organisatorisch und auf der Handlungsebene nur in engen Grenzen abgebildet werden. Die polizeiliche Mitarbeit in lokalen Kooperationsbeziehungen setzt daher voraus, dass einzelne Beamtinnen und Beamte eine Brückenfunktion zwischen lokalem Geschehen und Polizeibehörde einnehmen. In diesem Kontext fokussiert der Beitrag die funktionale Installierung, Ausbildung, Führung und Etablierung Sächsischer Bürgerpolizisten in ländlichen Regionen, städtischen Problemquartieren oder Bereichen mit besonderen Sicherheitsbedarfen und geht damit auch der Frage nach, ob und wie sich die Institution Polizei auf Formen kooperativer Sicherheitsarbeit und damit auf die Ansätze einer lokalen Sicherheitsgovernance einlässt. Dabei werden die vielfältigen Chancen, Ambivalenzen und Konfliktlagen thematisiert, die sich aus der Existenz und dem Tätigwerden von Bürgerpolizisten für die Bürger wie für die Institution Polizei ergeben. So wird gefragt, in welcher Weise sich Bürgerpolizisten an kooperativer Sicherheitsarbeit beteiligen, wie sich das faktische Tätigkeitsportfolio von Bürgerpolizisten mit den theoretischen Vorgaben in Dienstanweisungen und Erlassen deckt, welche inter- und intrapersonalen Rollenkonflikte aus der Funktion Bürgerpolizist resultieren oder ob und wie die Instrumente der polizeilichen Steuerung und Führung bei Bürgerpolizisten greifen. Räumlicher Bezugspunkt des Beitrages ist Sachsen. Bei der Erörterung der vorgenannten Aspekte wird daher neben einschlägigen Quellen insbesondere auf qualitative Interviews mit Bürgerpolizistinnen und -polizisten zurückgegriffen, die im Rahmen von Fallstudien zur Sicherheitsproduktion in Städten geführt wurden. Den Schwerpunkt bilden Interviews mit Leipziger Beamtinnen und Beamten. Ergänzend haben die Verfasser im Februar 2018 an der Hochschule der Sächsischen Polizei einen zweitägigen strukturierten Workshop zum Thema mit Studierenden des Masterstudiengangs Police Management durchgeführt, dessen Ergebnisse in den Beitrag eingeflossen sind.
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Ohder, C., Schöne, M. (2019). Bürgerpolizisten in Sachsen – Sicherheitskooperation unterhalb des institutionellen Radars?. In: Barthel, C. (eds) Polizeiliche Gefahrenabwehr und Sicherheitsproduktion durch Netzwerkgestaltung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23574-1_6
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