Zusammenfassung
Der Beitrag verfolgt das Ziel, die in der Forschung vernachlässigte Kategorie des Lehrlings einer historischen Rekonstruktion zu unterziehen und gleichzeitig das Theorieangebot der Soziologie der Konventionen zu erproben. Es wird der Anspruch erhoben, dass dieser Ansatz aufgrund seines pragmatistisch-situativen Charakters einerseits und seines Institutionenverständnisses anderseits für historische Analyse besonders geeignet ist. Im Vordergrund steht das Konzept der Qualitätskonventionen und deren Rolle in Prozessen der Klassifizierung und Kategorisierung. Gefragt wird nach der Genese des „Lehrlings“ in der Zeit zwischen 1870 bis 1930 sowie nach den Konflikten, die in diese eingegangen sind und bis heute immer wieder virulent werden.
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Notes
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Für das konstruktive Feedback über die verschiedenen Stadien der Textentstehung hinweg bin ich den Herausgeber_innen und ganz besonders Regula Julia Leemann zu Dank verpflichtet.
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Der auch alltagssprachlich etablierte Begriff Lehrling bezieht sich ausschließlich auf die Absolventinnen und Absolventen einer dualen beruflichen Grundbildung. Im offiziellen Sprachgebrauch der Schweiz (und Österreichs) ist der Begriff Lernende/r gebräuchlich, der in Deutschland dem/der Auszubildenden entspricht. Die berufliche Grundbildung vermittelt in der Schweiz die zur Ausübung eines Berufes notwendigen Fertigkeiten und Kenntnisse und erfolgt in der Regel in einer drei- oder vierjährigen Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis; daneben existiert eine zweijährige Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest.
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So der damalige Beschluss der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) zugunsten des Grundsatzes, sämtliche in der Schweiz lebende ausländische Kinder in die öffentliche Schule zu integrieren und jegliche Diskriminierung zu vermeiden (vgl. EJPD 2012).
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Die Motion bezeichnet einen parlamentarischen Vorstoß, mit dem der Bundesrat beauftragt wird, der Bundesversammlung einen Entwurf zu einem Erlass vorzulegen oder eine Maßnahme zu treffen.
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Vergleichbar mit Deutschland (Bundesländer) sind in der Schweiz in erster Linie die Kantone zuständig für das Bildungswesen. Dies gilt insbesondere für die obligatorische Schule (Primarstufe und Sekundarstufe I) sowie die Vorschule und weite Teile des Tertiärbereichs. Davon unterscheidet sich die Berufsbildung. Hier besteht eine Verbundpartnerschaft zwischen Bund, Kantonen und den so genannten Organisationen der Arbeitswelt (Sozialpartner, Verbände, Betriebe, öffentliche und private Anbietende von Lehrstellen und anderen Bildungsangeboten). Dem Bund kommt dabei die Regelungskompetenz zu, während die Kantone für den Vollzug zuständig sind. Die OdA übernehmen wichtige Aufgaben bei der Definition der Bildungsinhalte (vgl. Rosenmund 2011).
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Der Begriffswahl der Welten bzw. Cités nimmt Bezug auf die (unterschiedliche) Gemeinwohlorientierung der Rechtfertigungsordnungen. Gemeint sind je ideale soziale Welten, die durch implizite moralische Ordnungen organisiert werden (vgl. Diaz-Bone 2018).
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Mit dem Begriff der „Grammatik“ werden in Anlehnung an Boltanski und Thévenot (2014) im Folgenden nicht einfach Regeln verstanden, sondern komplexe Handlungsgrammatiken, die den Akteurinnen und Akteuren ermöglichen, Regeln zu interpretieren, zu vervollständigen und anzuwenden (vgl. Diaz-Bone o. J.; Bessy und Favereau 2003).
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Der Dienstvertrag lässt sich als individueller Arbeitsvertrag begreifen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass das bisherige Dienstvertragsrecht erst im Rahmen der Revision des OR zwischen 1957 und 1971 zum Arbeitsrecht umgestaltet wurde. § 338 im OR von 1881 hielt bezüglich des Dienstvertrags fest: „Durch den Dienstvertrag verpflichtet sich der Arbeitnehmer zur Leistung von persönlichen Diensten und der Arbeitgeber zur Entrichtung einer Vergütung. Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Verpflichtung zur Dienstleistung nach den Umständen nur gegen eine solche zu erwarten war.“ Das revidierte OR von 1911 führte den Gesamtarbeitsvertrag (Tarifvertrag) ein (vgl. Bundesgesetz betreffend die Ergänzung des schweizerischen Zivilgesetzbuches 1911).
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Die Rechtsordnung wird im Allgemeinen in zwei Hauptgruppen aufgeteilt. Einerseits in das Öffentliche Recht und andererseits in das Privat- oder Zivilrecht. Das Öffentliche Recht regelt die Rechtsbeziehungen zwischen dem Staat, der die übergeordnete Stellung hat, und dem einzelnen Bürger, welcher die untergeordnete Stellung besitzt. Der Staat vertritt dabei als erstes die öffentlichen Interessen; die Sonderinteressen des Einzelnen stehen dabei an zweiter Stelle. Teile des Öffentlichen Rechts sind u. a. das Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Strafrecht. Das Privatrecht wiederum besteht aus dem Zivilgesetzbuch (ZGB) und dem Obligationenrecht (OR). Letzteres ordnet u. a. die Vertragsverhältnisse. Das mit Bezug auf die Kategorie des Lehrlings historisch ebenfalls relevante Familienrecht ist Teil des ZGB.
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„Der Bund ist befugt, einheitliche Bestimmungen über die Verwendung von Kindern in den Fabriken und über die Dauer der Arbeit erwachsener Personen in denselben aufzustellen. Ebenso ist er berechtigt, Vorschriften zum Schutze der Arbeiter gegen einen die Gesundheit und Sicherheit gefährdenden Gewerbebetrieb zu erlassen“ (Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1874). Der Artikel und die darauf basierende Fabrikgesetzgebung stehen, wie zeitgleich in anderen industrialisierten Staaten, im Kontext der „sozialen Frage“, die aus der Hochindustrialisierung hervorging. Sie sollten dem Ausgleich zwischen Arbeit und Kapital und damit der Sicherung der (bürgerlichen) Ordnung dienen.
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Als Jugendliche galten Personen unter 18 Jahren.
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Verfassungsänderungen unterliegen in der Schweiz dem Referendum.
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Diese Wahrnehmung, die in gewisser Weise einem Wunschdenken zu entsprechen schien, stand im Gegensatz zur Sichtweise der Arbeitnehmerseite, repräsentiert vom Schweizerischen Kaufmännischen Verein (vgl. Postulate 1911).
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Berner, E. (2019). Der „Lehrling“: Qualifizierung einer Kategorie im schweizerischen Rechtsdiskurs (1870–1930). In: Imdorf, C., Leemann, R., Gonon, P. (eds) Bildung und Konventionen. Soziologie der Konventionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23301-3_11
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