Zusammenfassung
Befähigung und Gerechtigkeit, das steht im Vordergrund und ist der Nukleus einer Sozialen Arbeit, die die sozialpädagogische Bildungstradition mit der sozialarbeiterischen Fürsorgetradition zu verbinden versucht (Mühlum 2001, Röh 2009). Menschen zu befähigen, ihr Leben in einem guten Sinne führen zu können, war seit Beginn der beruflichen Sozialen Arbeit sowohl Ansatzpunkt der bürgerlichen Sozialreform wie auch der sozialistischen Bewegung. Wo die einen auf Bildung- und Kulturarbeit Wert legten (vgl. die frühen Settlements), da forderten die anderen eine ausreichende Güterausstattung und verbesserte Arbeitsund Lebensbedingungen. Wer hat(te) Recht? Können die in der Marx’schen Ökonomie definierten Klassengegensätze durch materielle Entwicklung der Massen überwunden, kann soziale Gerechtigkeit hierdurch erreicht werden? Theoretisch gibt es hier durchaus unterschiedliche Interpretationsmuster, die die eine oder andere Analyse bestätigen. Doch die empirische Wirklichkeit zeigt häufig eine eher gemischte Wirklichkeit, so ging die im Nachkriegsdeutschland vorgefundene Vollbeschäftigung beispielsweise einher mit der zunehmenden Möglichkeit des Bildungsaufstiegs. Es ist schwer zu sagen, und hängt wohl eher von ideologisch-politischen Interpretationen ab, welche der beiden Seiten sich stärker auf die Entwicklung des Sozial- und Rechtsstaates Bundesrepublik auswirkten.
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Röh, D. (2011). „…was Menschen zu tun und zu sein in der Lage sind.“ Befähigung und Gerechtigkeit in der Sozialen Arbeit: Der Capability Approach als integrativer Theorierahmen?!. In: Mührel, E., Birgmeier, B. (eds) Theoriebildung in der Sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93367-2_7
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