Zusammenfassung
Gerade dann, wenn man von Theodor W. Adorno nichts weiß, weiß man doch mit Sicherheit eines: dass er trotz revolutionären Gestus' der Praxis sich verweigert hat. Insbesondere seine letzte Arbeit, die, Ästhetische Theorie', die 1970 aus seinem Nachlass herausgegeben wurde, dient diesem Vorwurf als Grundlage. Denn dass Adorno postmoderner Wolf im materialistischen Schafspelz gewesen ist, von gesellschaftlicher Veränderung nichts mehr wissen wollte und als „Apokalyptiker, Praxisflüchtling in Kunst, letztlich als prä-postmoderner Meister einer begriffsfeindlichen Empfindsamkeit“ (Ritsert 1996: 22) endete, scheinen Titel wie Sache, die in diesem Spätwerk verhandelt werden, zu bestätigen. Übersehen wird dabei nicht nur, dass die Beschäftigung mit Kunst integraler Bestandteil von Adornos Leben und Wirken seit jungen Jahren war, sondern vor allem auch, dass sein Werk sich nicht in politische, für gesellschaftliche Praxis relevante Arbeiten und unpolitische, also der Kunst verpflichtete Arbeiten trennen lässt. Wie Adorno in den kunsttheoretischen, den philosophischen und soziologischen Schriften seine Kritik an den gesellschaftlichen Identitätszwängen und deren Vermittlung durchs Subjekt entfaltet, so in der Ästhetischen Theorie.
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Grimm, M. (2009). Ware, Kunst, Autonomie. Ästhetik und Kulturindustrie bei Theodor W. Adorno. In: Müller, S. (eds) Probleme der Dialektik heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91880-8_3
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