Auszug
Erkenntnisziele der Realwissenschaften sind in der Regel Probleme aus der Realität, also beschreibungs- und erklärungsbedürftige Sachverhalte. Eine Theorie soll die jeweils relevanten Merkmale dieser Sachverhalte auswählen und vollständig abbilden. Nur dann ist es möglich, präzise und treffende Aussagen über den jeweiligen Realitätsausschnitt zu formulieren. Es geht also stets um die beiden Fragen: Was ist relevant und wann ist das theoretische Modell vollständig? Im Fall der Medienwirkungsforschung wurden diese Fragen lange Zeit im Rahmen zweier konträrer ‚Paradigmen‘ unterschiedlich beantwortet: der Kommunikator- und der Rezipientenperspektive. Erstere ist insbesondere mit dem ‚Stimulus-Response‘-Ansatz (S-R), letztere mit dem ‚Uses-and-Gratification- Ansatz‘ (Ua-GA) verbunden. Der S-R-Ansatz geht vom Stimulus (bzw. dessen Urheber, dem Kommunikator) aus und fragt, unter welchen Bedingungen er beim Publikum welche Wirkungen erzielt. Die Rezipientenperspektive setzt dagegen beim Publikum an und fragt, welche Bedürfnisse der Rezipient mit Hilfe der Medienangebote befriedigen möchte, welche Angebote er dementsprechend auswählt und wie er sie interpretiert. Während also das S-R-Modell einen wirkungsmächtigen Kommunikator unterstellt, wird im publikumszentrierten Ansatz der Rezipient als aktiv und souverän gesehen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Literatur
Bauer, Raymond A. (1964): The obstinate audience: The influence process from the point of view of social communication. In: American Psychologist 19(5), 319–328
Früh, Werner (1991): Medienwirkungen: Das dynamisch-transaktionale Modell. Theorie und empirische Forschung. Opladen: Westdeutscher Verlag
Früh, Werner (1994): Realitätsvermittlung durch Massenmedien. Die permanente Transformation der Wirklichkeit. Opladen: Westdeutscher Verlag
Früh, Werner (2001): Der dynamisch-transaktionale Ansatz. Ein integratives Paradigma für Medienrezeption und Medienwirkungen. In: Rössler, Patrick et al. (2001): 11–34
Früh, Werner/Klaus Schönbach (1982): Der dynamisch-transaktionale Ansatz. Ein neues Paradigma der Medienwirkungen. In: Publizistik 27(1–2), 74–88
Früh, Werner (unter Mitarb. von Schulze, Anne-Katrin und Wünsch, Carsten) (2002): Unterhaltung durch das Fernsehen. Eine molare Theorie. Konstanz: UVK
Früh, Werner/ Schönbach, Klaus (2005): Der dynamisch-transaktionale Ansatz III. In: Publizistik 50(1), 4–20
Rössler, Patrick et al. (Hrsg.) (2001): Theoretische Perspektiven der Rezeptionsforschung. München: R. Fischer
Schönbach, Klaus/Werner Früh (1984): Der dynamisch-transaktionale Ansatz II: Konsequenzen. In: Rundfunk und Fernsehen 32(3), 314–329
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Früh, W. (2008). Dynamisch-transaktionaler Ansatz. In: Sander, U., von Gross, F., Hugger, KU. (eds) Handbuch Medienpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_23
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_23
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15016-1
Online ISBN: 978-3-531-91158-8
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)