Auszug
In diesem Beitrag möchte ich einige vor allem historisch-analytisch angeleitete Bemerkungen zu einer Diskussion machen, die die wissenschafts- und hochschulpolitisch bewegten Gemüter in Deutschland wieder einmal erhitzt: die Organisation der Nachwuchsförderung und der weiterführenden wissenschaftlichen Karrieren an den Universitäten. Das Ringen um die Einführung und Gestaltung der Juniorprofessur, um die Abschaffung oder Beibehaltung der Habilitation, die Neuregelung der Zeitvertragspraxis oder die Etablierung von lehrbezogenen beruflichen Positionen („lecturer“, „Juniorprofessur in der Lehre“) zeigen an, dass Fragen der Nachwuchsförderung und Personalstruktur wiederum auf der politischen Tagesordnung stehen. Dabei stehen die traditionellen Strukturen, Bewertungsmaßstäbe und Ergebnisse der Nachwuchsförderung an den deutschen Universitäten in vielerlei Hinsicht in der Kritik. Der ehemalige Präsident der Humboldt-Universität hat es vor nicht allzu langer Zeit auf den Punkt gebracht: „Zu lang, zu alt, zu abhängig, zu praxisfern“ — das sind die Attribute, mit denen die „Krise des deutschen Nachwuchses“ umschrieben ist. Und in einem Interview mit der Deutschen Universitätszeitung zog Ralf Dahrendorf vor einiger Zeit ebenso knapp die Verbindung zur Krise der deutschen Universität: Frage der DUZ: „Arbeitet der wissenschaftliche Nachwuchs in Deutschland zu lange in Abhängigkeit?“ Antwort von Dahrendorf: „Total. Die halbe Malaise der deutschen Universitäten liegt darin [...]“
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Enders, J. (2008). Professor werden ist sehr schwer, Professor sein dann gar nicht mehr? Ein Beitrag zur Personalstrukturreform an den Hochschulen. In: Matthies, H., Simon, D. (eds) Wissenschaft unter Beobachtung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90863-2_6
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