Auszug
…mit ‘Genossin’ ist hier nicht jemand aus dem sozialistischen Milieu gemeint, sondern die Teilhaberin einer (Sozial-) Genossenschaft. Die Reihenfolge der Begriffe überrascht vielleicht oder ist zumindest ungewohnt, in systematischer und kritischer Absicht aber lässt sich die Abfolge der vier Begriffe als die Befreiung insbesondere der Frau aus patriarchaler Abhängigkeit lesen — auch wenn diese Interpretation im Gegensatz zur realen Entwicklung tatsächlicher massenhafter Klientifizierung steht. Unter diesem Aspekt lässt sich die Abfolge der Begriffe wie folgt skizzieren:
Zur Klientin oder zum Klienten wird ein Mensch, wenn er ein ‘Defizit’ bekunden muss, das er als ‘Eintrittskarte’ in ein Leistungssystem vorweisen muss. Die Prozedur der Trennung des würdigen vom unwürdigen Armen früher und die heutige Unterscheidung von Berechtigte und Nichtberechtigte weisen immer noch dieselbe systemische Struktur auf. Das Arbeitsförderungsgesetz, das in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts im Wesentlichen durch die direkte Inanspruchnahme von Rechten gekennzeichnet war, ist heute unter dem Motto ‘Fördern und Fordern’ nicht nur sehr voraussetzungsvoll, sondern durch die Bedürfnis- und Unterwerfungsprüfungen auch außerordentlich selektiv und diskriminierend geworden.
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Kunstreich, T. (2006). Klientin — Kundin — Nutzerin — Genossin?!. In: Böllert, K., Hansbauer, P., Hasenjürgen, B., Langenohl, S. (eds) Die Produktivität des Sozialen — den sozialen Staat aktivieren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90442-9_20
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