Auszug
Viele Befunde der Medienforschung weisen darauf hin: Die Repräsentation von Wissenschaft in den Medien ist alles andere als repräsentativ. Themen, Meinungen und Akteure der Wissenschaft vermitteln die Medien hochselektiv — und das in einer Weise, die die Wissenschaft aus ihrer Perspektive vor allem als Verzerrung wahrnimmt. Was der Wissenschaft aber als Verzerrung erscheint, nimmt sich aus der Perspektive der Medien als eine Aneignung wahr, die im Prinzip als vernünftig begründbar ist. Öffentliche Meinungsbildung, die sich über Massenmedien vollzieht, kann nicht als eine Art erweiterter Seminardiskussion begriffen werden. Seminardiskussionen würden weder den Bedingungen noch den Funktionen eines offenen Bürgerforums entsprechen, das durch Laienorientierung bestimmt wird und als politische Öffentlichkeit politischen, d.h. handlungspraktischen und eben nicht primär akademischen Zwecken dient. Es wäre deshalb borniert, die öffentliche Diskussion nur als einen defekten Modus wissenschaftlicher Diskurse zu bewerten.
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Neidhardt, F. (2006). Wissenschaftliche Politikberatung via Medien?. In: Politikberatung in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90165-7_10
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