Auszug
Der Zusammenhang zwischen familiärer Herkunft und schulischem Erfolg gehört zu den zentralen Themen der Ungleichheitsforschung. Nachdem in Deutschland lange Zeit vor allem soziale Disparitäten untersucht wurden, richtete sich das Augenmerk im Laufe des letzten Jahrzehnts zunehmend auch auf die Situation von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund1. Dabei zeigte sich übereinstimmend eine ausgeprägte Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen dieser Bevölkerungsgruppe (vgl. z.B. Alba, Handl, & Müller, 1994; Baumert & Schümer, 2001; Diefenbach, 2002; Schwippert, Bos, & Lankes, 2004; Stanat, 2003). Nach Befunden des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) besuchten unter den 14-Jährigen im Befragungszeitraum 1984–1998 rund 32 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler ein Gymnasium, aber nur 12 Prozent der Schülerinnen und Schüler ausländischer Herkunft. Spiegelbildlich hierzu lag die Quote des Hauptschulbesuchs für die 14-Jährigen aus deutschen Familien bei 31 Prozent und für Gleichaltrige aus ausländischen Familien bei 55 Prozent (Diefenbach, 2002).
In den meisten Studien aus den 1990er Jahren, etwa in Analysen des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), wurde der Migrationshintergrund anhand der Staatsangehörigkeit definiert. Neuere Untersuchungen hingegen verwenden zunehmend das Geburtsland der Zielpersonen bzw. der Eltern, teilweise auch der Großeltern als Kriterium. Dies gilt insbesondere für Schulleistungsstudien wie PISA und entsprechend auch im vorliegenden Beitrag.
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Müller, A.G., Stanat, P. (2006). Schulischer Erfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund: Analysen zur Situation von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion und aus der Türkei. In: Baumert, J., Stanat, P., Watermann, R. (eds) Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungswesen: Differenzielle Bildungsprozesse und Probleme der Verteilungsgerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90082-7_6
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