Zusammenfassung
Die Hochschuldidaktik befasst sich mit Fragen ‚guter Lehre‘, mit Strukturen und Prozessen der akademischen Lehre und wie Studierende sich wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden berufsqualifizierend aneignen können. Zu ihrem Selbstverständnis gehört es, wissenschaftliche Erkenntnisse unbeschadet des Geschlechts nicht nur zu generieren, sondern auch zu vermitteln (Metz-Göckel/Kamphans 2011). Diese Geschlechtsneutralität wird von der Geschlechterforschung zur Hochschullehre in Frage gestellt. Hochschulangehörige meinen zwar, gut über Frauen und Männer im Allgemeinen und im Besonderen Bescheid zu wissen, denn schließlich sind alle Menschen dem einen oder dem anderen Geschlecht zugeordnet. Aus Sicht der Geschlechterforschung erweist sich Geschlecht jedoch als vieldeutiges und komplexeres soziales Phänomen, als im alltagsweltlichen Verständnis unterstellt wird. Sie untersucht, wie Mädchen und Jungen zu dem Geschlecht werden, das ihre gesellschaftliche Umgebung und Kultur ihnen nahelegt. Ihre zentrale Annahme ist, dass Geschlechterdifferenzen im Wesentlichen durch soziale Zuschreibungen zustande kommen und Unterschiede nicht essenziell, sondern sozial hergestellt und damit veränderlich sind.
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Metz-Göckel, S. (2012). Genderdimensionen in der Hochschuldidaktik-Forschung. In: Kampshoff, M., Wiepcke, C. (eds) Handbuch Geschlechterforschung und Fachdidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18984-0_23
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