Zusammenfassung
Auf die Frage, was Sport ‘eigentlich’ sei, geben einschlägige Experten vielfältige Antworten, einmal den einen Aspekt stärker betonend, ein anderes Mal den anderen. Bei Rigauer (1982, 53) bin ich auf die (nur scheinbar lapidare) Feststellung gestoßen, daß der Gegenstand der Sportsoziologie eben das sei, was man gemeinhin unter Sport verstehe. Was man gemeinhin unter Sport versteht, das ist für mich — und ohne damit etwa Rigauers Intentionen interpretieren zu wollen — ziemlich genau das, was ich mit ‘das Phänomen Sport’ meine, nämlich — unter Ausklammerung der Frage, was Sport eigentlich, tatsächlich, wirklich sei — das, was uns als Sport erscheint — was uns zumeist ganz fraglos, problemlos, selbstverständlich, als Sport erscheint, was gelegentlich aber auch irritierender- oder zumindest überraschenderweise von irgendjemandem mehr oder minder Glaubwürdigem als Sport, als eine Art von Sport, als eine neue Art von Sport oder dergleichen ‘erklärt’ wird. ‘Das Phänomen Sport’, das legt uns die Frage nahe: Aufgrund welcher Bedingungen, welcher Merkmale, welcher Indizien eigentlich halten wir etwas für Sport, sind wir willens, etwas als ‘Sport’ zu qualifizieren statt als was sonst auch immer? Nun, diese spezifisch wissenssoziologische Problemstellung versucht ja Hitzler (in seinem Beitrag in diesem Band) zu klären, so daß ich hier bequemerweise auf eine solche Bestimmung des Phänomens Sport vorläufig verzichten kann Die Frage, was lebensweltliche Ethnographie in Bezug auf das Phänomen Sport zu leisten imstande ist, müßte nämlich, so hoffe ich, relativ unabhängig von spezifischen Inhalten zu stellen sein (obwohl ich im zweiten Teil dieses Beitrages dann doch — zwangsläufig — mit einer bestimmten Vorstellung von Sport operieren werde, um die nun folgenden, sehr generellen methodisch-methodologischen Ausfiihrungenl wenigstens andeutungsweise zu konkretisieren).
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Honer, A. (1995). Lebensweltliche Ethnographie und das Phänomen Sport. In: Winkler, J., Weis, K. (eds) Soziologie des Sports. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94148-0_4
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