Zusammenfassung
„Verrückte, Schlampen, Perverse, Prostituierte, DrückebergerInnen, MörderInnen, PsychopathInnen, SchurkInnen, Freaks, UnruhestifterInnen, Militante, StraßenräuberInnen, AufrührerInnen, Hausbesetzerinnen und DiebInnen sind die sozialen Zensuren mit dem Potenzial, die Waffen des Gesetzes, der Ordnung und der moralischen Reinheit gegen ausgewählte Teile der Bevölkerung zu mobilisieren“ (Sumner 1991, S. 255). Wie derartige soziale Zensuren vergeben werden, wird am Beispiel der Prostitution deutlich: „Was ist eine Prostituierte? Sie ist eine Frau, die Geld gegen Geschlechtsverkehr tauscht, was ‚anständige‘ Frauen nur aus Liebe tun. Prostituierte (meist denkt man nur an Frauen dabei) wurden (historisch) dabei häufig im Mittelklassendiskurs folgendermaßen typisiert: Prostituierte sind Frauen aus der Arbeiterklasse, haben verschiedenste ‚Macken‘; ihr Aussehen ist schamlos, ihre Kleidung aufreizend oder schlecht, sie fluchen bzw. reden vulgär, sie ignorieren die Religion, trinken, halten sich oft in Lokalen oder auf der Straße in Armutsbezirken auf, sind schlechte Eltern, oft sogar unfruchtbar, sind nymphomanisch veranlagt, treiben ab usw. Und: Die Prostitution zeigt sich tatsächlich oftmals so bzw. in einigen Aspekten so wie beschrieben und ist damit der ‚lebendige Beweis‘ für die Berechtigung dieser Beschreibung. Aber mehr noch: Durch die erfolgreiche Durchsetzung dieses Bildes bestätigt und konstituiert sich zugleich das Gegenteil: Das hegemoniale Bild ‚normaler‘ bürgerlich-protestantischer Sexualität der ‚normalen Frau‘.“ (Peters 1997, S. 71).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Literatur
Alisch, M. (1997): Soziale Stadtentwicklung — Leitlinien einer Politik für benachteiligte Quartiere. Das Beispiel Hamburg. In: Hanesch, W. (Hrsg.) (1997): Überlebt die soziale Stadt? Konzeption, Krise und Perspektiven kommunaler Sozialstaatlichkeit. Opladen, S. 345–361.
Arend, D./Hekele, K./Rudolph, M. (31993): Sich am Jugendlichen orientieren. Konzeptionelle Grundlagen und Erfahrungen der mobilen Betreuung (MOB) des Verbundes Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE). Celle.
Arendt, H. (“1998 [1970]): Macht und Gewalt. München.
Beck, U. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a. M.
Bernfeld, S. ( 1996, Original 1930: Die Tantalus-Situation. Bemerkungen zum „kriminellen Über Ich“ In: Bernfeld, S. (1996): Sämtliche Werke, Bd. 11. Weinheim u. Basel, S. 303–321.
Böhnisch, L. (1999): Abweichendes Verhalten. Eine sozialpädagogische Einführung. Weinheim u. München.
Bourdieu, P. (1997): Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. Konstanz.
Buber, M. (1992): Das dialogische Prinzip. Gerlingen.
Café Sperrgebiet (o. J.): Konzept 2000. Hamburg.
Chambliss, W. (1973): The Saints and the Roughnecks. In: Society, Volume 11 (1973), S. 24–31.
Cremer-Schäfer, H., Steinert, H. (1998): Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie. Münster.
Freire, P. (1973): Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit. Reinbek
Foucault, M. (1978): Überwachen und Strafen. Frankfurt a. M.
Gibson, T. (1994): Seeing is Believing: Von der Überzeugungskraft der eigenen Anschauung. In: Lokale Ökonomie (Hrsg.) (1994): Beschäftigungs-und Strukturpolitik in Krisenregionen. Ein internationales Symposium, GSFP. Berlin, S. 94–99.
Herrmann, F. (1995): „Gelingende Partizipation“ als kollektiver Lernprozeß. Annäherungen an ein komplexes Thema. In: Bolay, E., Herrmann, F. (Hrsg.): Jugendhilfeplanung als politischer Prozeß: Beiträge zu einer Theorie sozialer Planung im kommunalen Raum. Neuwied, Kriftel u. Berlin, S. 143–189.
Holzkamp, K. (1996): Manuskripte zum Arbeitsprojekt „Lebensführung“. In: Forum Kritische Psychologie, Heft 36, S. 7–112.
Hopfner, N., Jebgen, M. (2000): Was ist Diagnostik? Ein Kurzportrait. In: sozial extra, Heft 4, 24. Jg. (2000), S. 26–27.
Klatetzki, T. (1993): Wissen, was man tut. Professionalität als organisationskulturelles System. Eine ethnografische Interpretation. Bielefeld.
Klatetzki, T. (1995): Innovative Organisationen in der Jugendhilfe. Kollektive Repräsentationen und Handlungsstrukturen am Beispiel der Hilfen zur Erziehung. In: Klatetzki, T. (Hrsg.) (1995): Flexible Erziehungshilfen. Ein Organisationskonzept in der Diskussion. Münster, S. 11–22.
Krasmann, S. (2000): Gouvernementalität der Oberfläche. Aggressivität (ab)trainieren beispielsweise. In: Brockling, U., Krasmann, S., Lemke, T. (Hrsg.) (2000): Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen. Frankfurt a. M., S. 194–226.
Kunstreich, T. (2000a): Grundkurs Soziale Arbeit. Sieben Blicke auf Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit, Bd. 1 u. 2. Bielefeld.
Kunstreich, T. (2000b): antiGEWALTiges Training. In: sozial extra, Heft 5/6, 24 Jg. (2000), S. 35–39.
Lembeck, H. J. (1998): Beratung an szenenahen Orten. Das KIDS am Hamburger Hauptbahnhof. In: Köttgen, C. (Hrsg.) (1998): Wenn alle Stricke reißen. Kinder und Jugendliche zwischen Erziehung, Therapie und Strafe. Bonn, S. 188–202.
May, M. (1997): Gemeinwesenarbeit als Organizing nicht nur von Gegenmacht, sondern auch von Erfahrungen und Interessen. In: Widersprüche, Heft 65, 1997, S. 13 ff.
Mollenhauer, K., Uhlendorff, U. (1992): Sozialpädagogische Diagnosen. Über Jugendliche in schwierigen Lebenslagen. Weinheim u. München.
Mollenhauer, K., Uhlendorff, U. (1995): Sozialpädagogische Diagnosen I I. Selbstdeutungen verhaltensschwieriger Jugendlicher als empirische Grundlage für Erziehungspläne. Weinheim u. München.
Müller, B. (1992): Sisyphus und Tantalus. Bernfelds Konzept des „sozialen Ortes“ und seine Bedeutung für die Sozialpädagogik. In: Hörster, R., Müller, B. (Hrsg.) (1992): Jugend, Erziehung und Psychoanalyse. Neuwied, Kriftel u. Berlin, S. 59–74.
Peters, F. (1997): Kriminalitätstheorien und ihre jeweiligen impliziten Handlungsempfehlungen. In: Janssen, H./Peters, F. (Hrsg.) (1997): Kriminologie für Soziale Arbeit. Münster, S. 40–74.
Sumner, C. (1991): Das Konzept der Devianz neu überdacht: Zu einer Soziologie der „censures“. In: Kriminologisches Journal, Heft 4, 1991, S. 242–271.
Weidner, J. (41997): Anti- Aggressivitätstraining für Jugendliche. Ein deliktspezifisches Behandlungsprogramm im Jugendvollzug. Bonn.
Wendland, A. (2001): Mitbestimmung oder Beteiligung im Laufstall? Zur Diskussion um Partizipation in der sozialen Stadtteilentwicklung. Unv. Diplomarbeit an der Evangelischen Fachhochschule der Diakonenanstalt des Rauhen Hauses. Hamburg.
WOGE e.V. (o. J.): ankommen. unterkommen. weiterkommen. Ohne Ort.
WOGE e. V./Institut für Soziale Arbeit (Hrsg.) (1999): Handbuch der Sozialen Arbeit mit Kinderflüchtlingen. Münster.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Leske + Budrich, Oplden
About this chapter
Cite this chapter
Kunstreich, T., Lindenberg, M. (2002). Die Tantalus-Situation — Soziale Arbeit mit Ausgegrenzten. In: Thole, W. (eds) Grundriss Soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91357-9_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91357-9_18
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-91358-6
Online ISBN: 978-3-322-91357-9
eBook Packages: Springer Book Archive