Zusammenfassung
Seit dem Erscheinen des Bestsellers „In Search of Excellence“ (Peters/Waterman 1982) ist die „Suche nach Spitzenleistung“, als eingängige Formel und kaum zu hinterfragende Rechtfertigung für die Moden der Managementliteratur,1 aus derselben nicht mehr wegzudenken. Auch betriebswirtschaftliche Einzeldisziplinen nutzen das Etikett, um methodische Neuentwicklungen zu kennzeichnen und (zumindest verbal) in die Riege der Konzepte einzuordnen, welche die größten Erfolgsaussichten für die Zukunft versprechen. Sogar in der traditionell eher sachlichen Disziplin des Controlling hat das Schlagwort von den Spitzenleitungen seinen Platz gefunden. So nutzen Kaplan und Norton den Begriff, um ihr Konzept einer „Balanced Scorecard“ zu etikettieren.2 Die Frage, ob auch das Konzept der Balanced Scorecard diesen Moden — und damit schnell vergänglicher „Effekthascherei“ — zuzuordnen sei, scheint gerechtfertigt: Zum einen erlangte die Balanced Scorecard seit Anfang der 90er Jahre erhebliche Popularität3, zum anderen entstand sie aus der interessengeleiteten Zusammenarbeit zwischen der — um populäre Schlagworte bemühten — Beratungspraxis und dem Streben nach einer erweiterten Rolle des Controllings im Kanon der Betriebswirtschaftslehre.4 Das Konzept der Balanced Scorecard ist von folgenden zentralen Gedanken gekennzeichnet:5
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Es geht um die strategische Ausrichtung von Unternehmen.
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Die Umsetzung der Strategie erfolgt in verschiedenen Perspektiven (z.B. Finanz-, Prozess-, Innovations- und Kundenperspektive).
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Diese werden in Kennzahlen gefasst, die sich an der Strategie orientieren.
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Die Kennzahlen sind miteinander verflochten und haben dementsprechend ausgewogen zu sein, bzw. sind „ausgewogen“ zu interpretieren.
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Monetäre und nicht-monetäre Kennzahlen ergänzen einander.
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© 2001 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Marr, R., Elbe, M. (2001). Die Grenzen der Balanced Scorecard: Gedanken zu den Risiken eines kennzahlenorientierten Führungssystems. In: Wüthrich, H.A., Winter, W.B., Philipp, A.F. (eds) Grenzen ökonomischen Denkens. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90341-9_19
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Print ISBN: 978-3-409-11765-4
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