Zusammenfassung
Das Verhältnis von Familie und Schule ist durch Spannungen, gegenseitige Anspruchshaltungen, Anforderungen sowie Grenzziehungen bestimmt. So löst die Schule die Kinder aus ihren Familien heraus, bricht damit tendenziell die umfassende Sozialisationswirkung von Familie und Milieu. In unterschiedlichen, besonders deutlich in erziehungsstaatlichen, aber auch teilweise in reformpädagogischen Konzepten, verbindet sich die Schule mit weitreichenden, auf die Gesamtformung der Person zielenden Erziehungsoder Bildungsvorstellungen. Diese weitreichenden schulischen Erziehungsansprüche führen, sofern es nicht eine enge Verkopplung von Schul- und Familienmilieu gibt, zu Abgrenzungskämpfen oder -Strategien auf seiten der Familien, die dies als unzulässigen Übergriff verstehen. Andererseits stellen Familien durchaus umfassende Ansprüche an die schulische Versorgung ihrer Kinder und versuchen gezielt auf die Schule Einfluß zu nehmen. Diese gegenseitigen Vereinnahmungsversuche dürfen aber nicht darüber hinweg täuschen, daß das Verhältnis der beiden Teilsysteme zueinander nicht als Einheit, sondern als Differenz zu bestimmen ist, die aber auch Anspruchsund Vereinnahmungshaltungen antreibt (vgl. Tyrell 1985, 1987).
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Kramer, RT., Helsper, W. (2000). SchülerInnen zwischen Familie und Schule — systematische Bestimmungen, methodische Überlegungen und biographische Rekonstruktionen. In: Krüger, HH., Wenzel, H. (eds) Schule zwischen Effektivität und sozialer Verantwortung. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85150-5_12
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