Zusammenfassung
Abgesehen von bestimmten Ressorts in der öffentlichen Verwaltung ist die Regu-lierung der Geschlechterverhältnisse kein originärer Gegenstand von Organisationen. Organisationen verfolgen je spezifische Organisationsziele, zu denen die Thematisierung der Geschlechterverhältnisse in der Regel nicht gehört. Das ist in der öffentlichen Verwaltung, auf die ich mich in diesem Beitrag konzentrieren werde, nicht anders als in sonstigen Organisationen. Das Organisationsziel von Finanzämtern ist es, Steuern zu erheben und dies nach Maßgabe des geltenden Steuerrechts zu tun. Bauämter haben die Aufgabe, darauf zu achten, das s bei der Errichtung und beim Umbau von Gebäuden die geltenden baurechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Geschlechterpolitik will nun erreichen, dass neben den ressortspezifischen Zielen die Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu einem weiteren und zentralen Organisationsziel wird. Sie intendiert mithin einen nicht unerheblichen Wandel der Organisation. Dieser politische Ansatz ist einerseits notwendig, sollen Organisationen überhaupt als,Motoren’ von Gleichstellung fungieren. Crozier und Friedberg stellen in ihrer grundlegenden Studie über Macht und Organisation fest, „daß es Wandel nur geben kann, wenn ein ganzes Handlungssystem sich verändert“ (M. Crozier/E. Friedberg 1993: 240 f.). Verändert werden müsse das Gerüst der Institutionen, „die Beschaffenheit des Spiels selbst muß eine andere werden“ (ebenda: 241). Was Crozier und Friedberg allgemein zur Mikropolitik in Organisationen ausführen, gilt auch für Geschlechterpolitik.
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Meuser, M. (2005). Organisationsveränderung durch Geschlechterpolitik?. In: Lüdke, D., Runge, A., Koreuber, M. (eds) Kompetenz und/oder Zuständigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80524-9_12
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