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Kategoriale Denkformen und rationales Rechtsdenken

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Zeit und Recht

Part of the book series: Forschungen aus Staat und Recht ((STAAT,volume 100))

Zusammenfassung

Interesse im Sinn von Windelband 1, Wundt 2, Helmholtz 3, E. V. Hartmann 4, Külpe 5, Natorp 6, Rickert 7, Riehl 8, H. Maier 9, E. Husserl 10, Lask 11, Petraschek 12, Dubislav 13, Baumgarten 14 Cassirer 15, N. Hartmann 16, Kraft 17 und Elias 18 ganz allgemein auf den Sinn und auf die Brauchbarkeit der a priorischen Kategorien oder reinen Formen des Denkens für eine gegenstandsgebundene, empirisch-rationale Rechtswissenschaft, weit über den üblichen dualen Denkansatz von Sollen und Sein hinaus19. Wiederholtes kritisches Hinterfragen der Instrumentarien der transzendentalen Logik von Kant 20 und von Aristoteles 21 auf ihre Brauchbarkeit für ein gegenstandsgerechtes, empirisch-rationales Rechtsdenken machte es mir zur Gewißheit, daß ich auch das Einzelne und Besondere, das konkret Erfahrbare und begrifflich konkret Erfaßbare des Rechts nur dann rational verstehen und deuten sowie in eine Konkordanz der grundsätzlichen Vorstellungen vom Recht und vom Rechtsdenken fügen kann, wenn ich es mit Hilfe aller in Frage kommenden reinen Formen des Denkens, der sogenannten a priorischen Kategorien, analytisch aufbereite: „Wir können uns keinen Gegenstand denken, ohne durch Kategorien; wir können keine gedachten Gegenstand erkennen, ohne durch Anschauungen, die jenen entsprechen. Nun sind alle unsere Anschauungen sinnlich, und diese Erkenntnis, so fern der Gegenstand derselben gegeben ist, ist empirisch.

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  1. Windelband, Logik (1907) FS Fischer2, 205 f; Derselbe, Beiträge zur Lehre vom negativen Urtheil (1884/1921); Derselbe, Vom System der Kategorien (1900) FS Sigwart, 41 ff; Derselbe, Die Prinzipien der Logik (1913).

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  2. Wundt, Logik. Eine Untersuchung der Prinzipien der Erkenntnis und der Methoden wissenschaftlicher Forschung, I3 (1919), II4 (1920) III3 (1908).

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  3. Helmholtz, Schriften zur Erkenntnistheorie, von 1868 bis 1878 (Ausgabe 1921).

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  4. E. v. Hartmann, Kategorienlehre, in: Ausgewählte Werke X (1896).

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  5. Külpe, Die Realisierung. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften I–III (1912, 1920, 1923); Derselbe, Zur Kategorienlehre (1915); Derselbe, Vorlesungen über Logik (1916/1923).

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  6. Natorp, Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften (1910).

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  7. Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft5 (1921, 1. Auflage 1899); Derselbe, Der Gegenstand der Erkenntnis4–5 (1921, 1. Auflage 1892).

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  8. Riehl, Realistische Grundzüge (1870); Derselbe, Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart (1903); Derselbe, Logik und Erkenntnistheorie, in: Systematische Philosophie2 (1908) 73 ff; Derselbe, Der philosophische Kritizismus. Geschichte und System, I3 (1924), II2 (1926), III2 (1926).

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  9. H. Maier, Logik und Erkenntnistheorie (1900) FS Sigwart, 217 ff; Derselbe, Philosophie der Wirklichkeit, I (1926), II/1 (1934), II/2 (1935), insbes II/2: Die Kategorien 409 ff.

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  10. E. Husserl, Logische Untersuchungen I–III2 (1913); Derselbe, Formale und transzendentale Logik (1929).

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  11. H. Lask, Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre (1910), in: Gesammelte Schriften II (1923) 1 ff; Derselbe, Die Lehre vom Urteil (1911), in: Gesammelte Schriften II (1923) 283 ff.

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  12. Petraschek, Die Logik des Unbewußten. Eine realistische Kategorienlehre I–II (1926).

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  13. Dubislav, Die Definitionen3 (1931).

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  14. Baumgarten, Erkenntnis, Wissenschaft, Philosophie. Erkenntniskritische und methodologische Prolegomena zu einer Philosophie der Moral und des Rechts (1927).

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  15. Cassirer, Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen über die Grundfragen der Erkenntniskritik7 (1990, 1. Auflage 1910); Derselbe, Zur Logik der Kulturwissenschaften. Fünf Studien6 (1994, 1. Auflage 1942).

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  16. N. Hartmann, Der Aufbau der realen Welt. Grundriß der allgemeinen Kategorienlehre3 (1964, 1. Auflage 1939); Derselbe, Möglichkeit und Wirklichkeit3 (1966, 1. Auflage 1937).

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  17. Kraft, Erkenntnislehre (1960); Derselbe, Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre2 (1951, 1. Auflage 1937).

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  18. Elias, Über die Zeit3 (1990).

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  19. Siehe zum Dualismus von Sein und Sollen grundlegend Ellscheid, Das Problem von Sein und Sollen in der Philosophie Immanuel Kants (1968).

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  20. Kant, Kritik der reinen Vernunft, Werkausgabe III–IV; Derselbe, Schriften zur Metaphysik und Logik, Werkausgabe V-VI. Siehe zur älteren Kategorienlehre aber auch Lok-ke, Über den menschlichen Verstand (1689) und Mill, System der deduktiven und induktiven Logik I–III (1843/1872)

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  21. Aristoteles, Metaphysik (Rowohlts Klassiker); Derselbe, Organon I-VI (Ausgabe Meiner). Siehe dazu auch Trendelenburg, Logische Untersuchungen I–II2 (1862); Derselbe, Geschichte der Kategorienlehre (1846); H. Maier, Logik und Erkenntnistheorie (1900) FS Sigwart, 217 ff; Derselbe, Philosophie der Wirklichkeit, I (1926), II/1 (1934), II/2 (1935); LASK, Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre (1910), in: Gesammelte Schriften II (1923) 1 ff und Külpe, Zur Kategorienlehre (1915).

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  22. Kant, Kritik der reinen Vernunft, Werkausgabe III, 157 (Hervorhebungen durch Kant).

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  23. Kant, Kritik der Urteilskraft, Werkausgabe X, 356 f: „daß die moralischen Gesetze als Gebote (und die ihnen gemäßen Handlungen als Pflichten) vorgestellt werden müssen, und die Vernunft diese Notwendigkeit nicht durch ein Sein (Geschehen), sondern Sein-Sollen ausdrückt: welches nicht Statt finden würde, wenn die Vernunft ohne Sinnlichkeit (als subjektive Bedingung ihrer Anwendung auf Gegenstände der Natur), mithin als Ursache in einer intelligibelen, mit dem moralischen Gesetze durchwegs übereinstimmenden, Welt betrachtet würde, wo zwischen Sollen und Tun, zwischen einem praktischen Gesetze von dem, was durch uns möglich ist, und dem theoretischen von dem, was durch uns wirklich ist, kein Unterschied sein würde.“

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  24. Winkler, Der Bescheid. Ein Beitrag zur Lehre vom Verwaltungsakt (1956).

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  25. Windelband, Kritische oder genetische Methode? (1883); Derselbe, Normen und Naturgesetze (1882).

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  26. Windelband, Geschichte und Naturwissenschaft (1894).

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  27. Dilthey, Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte (1883), in: Gesammelte Schriften I9 (1990, 1. Auflage 1922); Derselbe, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, in: Gesammelte Schriften VII8 (1992, 1. Auflage 1927); siehe dazu auch Derselbe, Die Entstehung der Hermeneutik (1900) FS Sigwart, 185 ff.

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  28. Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft5 (1921, 1. Auflage 1899). Siehe dazu auch Derselbe, Psychophysische Causalität und psychologischer Parallelismus (1900) FS Sigwart, 59 ff; Derselbe, Der Gegenstand der Erkenntnis4–5 (1921, 1. Auflage 1892).

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  29. Kelsen, Hauptprobleme der Staatsrechtslehre, entwickelt aus der Lehre vom Rechtssatze (1911, 2. Auflage 1923) 1 ff.

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  30. Näheres dazu siehe unten, im fünften Abschnitt unter Kap V.

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  31. Windelband, Normen und Naturgesetze (1882); Kritische oder genetische Methode (1883); Geschichte und Naturwissenschaft (1894). Siehe dazu insbesondere die Schriften von Riehl, Rickert, Külpe, H. Maier, Eucken, Lask, Cassirer und N. Hartmann.

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  32. Kelsen, Hautprobleme der Staatsrechtslehre (1911) in Anlehnung hauptsächlich an Schriften von Gerber, Laband, Preuss und Hatschek. Zur Kritik an dieser engen positivistischen Grundeinstellung siehe Gierke, Labands Staatsrecht und die deutsche Rechtswissenschaft (1883, Nachdruck 1961); Derselbe, Die Grundbegriffe des Staatsrechts und die neuesten Staatsrechtstheorien, Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Hefte 1 und 2 (1874, Neudruck 1973).

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  33. Für die jüngste Zeit siehe Doehring, Allgemeine Staatslehre (1991) 11 ff, 13 ff, 23 ff.

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  34. Siehe demgegenüber Eucken, Geistige Strömungen der Gegenwart5 (1916, 3. Auflage 1904). Eucken wurde von Kelsen zwar zitiert, aber wie so viele andere Autoren für eine völlig andere Auffassung in Dienst genommen, die mit ihrer Quelle nur die Terminologie gemeinsam hat. Der Dualismus von Geist und Natur bedeutet bei Eucken „Unterscheidung“ und „Verbindung“, bei Kelsen hingegen „Trennung“.

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  35. Siehe dazu Voegelin, Die reine Rechtslehre Kelsens und das Problem einer österreichischen Staatslehre, insbes § 9: Die Durchbrechung des positivistischen Systems durch Anerkennung der „Ideologie“ der Norm 102 ff sowie § 10: Die metaphysische Funktion der „Soziologie“ 112 ff, in: Der autoritäre Staat (1936). Siehe auch die Kritik von Heller, Die Krisis der Staatslehre (1926), in: Gesammelte Schriften II (1971) 3 ff. Vgl dazu ferner Wielikowski, Die Neukantianer in der Rechtsphilosophie (1914); Marck, Substanz-und Funktionsbegriff in der Rechtsphilosophie (1925) und Jöckel, Hans Kelsens rechtstheoretische Methode (1930) II. Kapitel: Der richtige Grundsatz äußerer Reinheit der Methode (als der Ausscheidung methodenfremder Bestandteile) 93 ff, insbes 96 ff. Siehe dazu auch die Kritik bei Winkler, Rechtswissenschaft und Rechtserfahrung (1994). Siehe grundsätzlich auch Winkler, Rechtstheorie und Erkenntnislehre (1990). Anschaulich und aufschlußreich für die sollenshafte Einseitigkeit der Lehre Kelsens sind sogar die Beiträge in der von Verdross herausgegebenen Festschrift für Kelsen, Gesellschaft, Staat und Recht (1931). Die meisten Autoren vermissen dort allgemein die Seins-Orientierung der Reinen Rechtslehre.

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  36. Siehe näheres dazu unten im fünften Abschnitt, Kap IV-VI.

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  37. Siehe dazu grundsätzlich Voegelin, Die reine Rechtslehre Kelsens und das Problem einer österreichischen Staatslehre, 102 ff, insbes § 10: Die metaphysische Funktion der „Soziologie“, 113 und 115, in: Der autoritäre Staat (1936) und Jöckel, Hans Kelsens rechtstheoretische Methode (1930). Vgl dazu grundsätzlich Marck, Substanz-und Funktionsbegriff in der Rechtsphilosophie (1925) und Binder, Philosophie des Rechts (1925) insbes 836 ff; ferner Wielikowski, Die Neukantianer in der Rechtsphilosophie (1914); E. Kaufmann, Kritik der neukantianischen Rechtsphilosophie (1921); Heller, Die Krisis der Staatslehre (1926), in: Gesammelte Schriften II (1971) 3 ff und Smend, Verfassung und Verfassungsrecht (1928), Neuabdruck in: Staatsrechtliche Abhandlungen2 (1968) 119 ff, insbes 123 ff

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  38. Siehe dazu Kant, Kritik der reinen Vernunft, Werkausgabe III–IV, 119. Kant nennt die Kategorien im Anschluß an Aristoteles „Prädikamente“. Auf Seite 427 handelt Kant in diesem Sinn von Prädikaten, wodurch man sich einen Gegenstand denkt. Siehe dazu auch Külpe, Vorlesungen über Logik (1916/1923) 10 ff, 53, 56, 69, 219, 221. Allgemein Derselbe, Die Realisierung. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften I–III (1912, 1920, 1923); Derselbe, Zur Kategorienlehre (1915).

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  39. Zum Dualismus von Sein und Sollen im Stufenbau der Rechtsordnung siehe Winkler, Rechtswissenschaft und Rechtserfahrung (1994) 55 ff.

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Winkler, G. (1995). Kategoriale Denkformen und rationales Rechtsdenken. In: Zeit und Recht. Forschungen aus Staat und Recht, vol 100. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-6609-3_2

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