Zusammenfassung
Wenn wir über Sexualität — über sexuelles Verhalten und Erleben, sexuelle Orientierungen, sexuelle Attraktivität, sexuelle Körperreaktionen — sprechen, tun wir dies vor dem Hintergrund eines Verständnisses von Sexualität, das sich historisch und kulturell entwickelt und verändert hat und das mit unserer heutigen sozialen und persönlichen Realität verbunden ist.
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Literatur
Walter ( 1999, S. 36) vermutet, daß Menschen in dieser Zeit auch keinen Orgasmus in unserem heutigen Verständnis — als Höhepunkt einer sexuellen Erregung — empfunden haben, weil ihr leiblicher Erfahrungsraum nicht auf eine derartige normative Erfahrung eingestellt gewesen sei. Lust sei vielmehr ganzheitlich verstanden worden.
Im Jahre 1886 erschien Richard Krafft-Ebings erste Ausgabe der,Psychopathia sexualis’, der bis 1903 immer neue, erweiterte Ausgaben mit Fallgeschichten sexueller,Abartigkeiten’ und Krankheitsbilder folgten. 1897 veröffentlichte Havelock Ellis seine erste Ausgabe der,Studies in the Psychology of Sex’, der bis 1910 fünf revidierte, 1928 eine siebte, und 1936/37 nochmals revidierte Ausgaben folgten. Hirschfeld (1914) zählte allein zwischen 1898 und 1908 etwa 1000 deutschsprachige Publikationen speziell zur Homosexualität.
In einem beeindruckenden Artikel zum kulturellen Wandel von Sexualität von Volkmar Sigusch (1996) wird deutlich, daß sich die Protagonistinnen dieser Bewegung kaum vorstellen konnten, wie sehr sich gerade kapitalistische Ökonomien die,Befreiung` von Sexualität zu eigen machen würden.
So sind etwa der alten indischen Philosophie genaue Anleitungen zur Erreichung hohen erotischen und sinnlichen Genusses zu entnehmen.
In islamischen Ländern werden Haare und Gesichter von Frauen in spezifischer Weise erotisiert und dürfen deshalb nicht offen gezeigt werden.
Das bis dahin gebräuchliche (vieldeutige) mittelalterliche Wort,Sodomie` kennzeichnete zwar eine Gruppe verbotener Handlungen — Handlungen, die nicht der Fortpflanzung dienten —, nicht aber das Wesen oder die Persönlichkeit eines Menschen.
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Stein-Hilbers, M. (2000). Sexualitätsverständnisse. In: Sexuell werden. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11356-0_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-11356-0_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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