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Letzte ‚Ratschläge‘

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Letzte Ratschläge

Part of the book series: Forschung Gesellschaft ((FORSCHGES))

  • 378 Accesses

Zusammenfassung

Wie, warum und was ‚rät‘195 man, wenn es ans Sterben geht? Was sagt man Menschen, die trauern? Auf welche Ratlosigkeit(en) und Betroffenheit(en) nehmen die Texte zum Thema Tod bezug? Wer wird fur kompetent gehalten, zu Letzten Fragen Stellung zu nehmen?196 Und auf welches Hintergrundwissen kann sich diese Kompetenz stützen? Anhand dieser Fragen lassen sich typische Bezugsprobleme einer Beratung zum Tod unterscheiden. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über typische Angebote populärer Ratgeberliteratur zum Thema Tod. Die folgende Typologie ist nicht als naturgetreues Abbild einzelner Ratgeber zu verstehen. Die einzelnen Typen sind vielmehr entstanden, indem — wie oben beschrieben — bestimmte Merkmale aus den Texten herausgegriffen und zum Zweck einer möglichst eindeutigen Abgrenzung gesteigert wurden. Die drei Typen lauten Intervention,Mediation und Selbsthilfe. Um sie zu illustrieren werde ich auf Textbeispiele aus den Büchern zurückgreifen. Die Textbeispiele (z.B. aus „Interviews mit Sterbenden“ von Elisabeth Kühler-Ross) repräsentieren dann nicht das jeweilige Buch, sondern einen Typus. Um die Typenbildung nachvollziehbar zu machen, nenne ich zunächst das jeweilige Bezugsproblem für den Beratungstyp. Anschließend stelle ich dar, wie sich das Bezugsproblem in den drei Beratungsdimensionen entfaltet: 1. Warum wird beraten? — Nichtwissen und Rationalisierung. 2. Was wird geraten? — Konstruktion von Problem und Lösung. 3. Wer berät wen? — Konstruktion von Ratgeber und Klient. Anschließend richtet sich der Blick — zumindest ausschnittweise — auf das, was von der Beratung, wie sie hier vorliegt, nicht unmittelbar erreicht werden kann: der Bereich der Tat bzw. die organisierte ‚Praxis‘ (z.B. von Ärzten und Seelsorgern).

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Literatur

  1. Die Anführungszeichen sollen deutlich machen, dass die Texte keine Ratschläge sein müssen, sondern nur dann, wenn sie als Rat auf-und angenommen werden. Was mit den Büchern passiert, läßt sich jedoch nicht festlegen. Gleiches gilt für die,Taten` im folgenden Kapitel. Auch die verschiedenen Tätigkeiten der Experten werden nur sichtbar, weil die Texte bzw. Interviews über sie berichten. Die konkrete Praxis ist eine andere.

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  2. Um Mißverständnisse zu vermeiden: Auskunft geben in diesem Fall nur die Texte. Über Leserprofile und wirkliche Bedürfnisse läßt sich hier nichts aussagen. Vgl. dazu auch Kap. 6 und 7.

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  3. Die Bücher von Kübler-Ross und Kast liegen bereits in der 25. Auflage o.ä. vor und gehören zu den,Alt-Sellern` des Verlags.

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  4. Wie wichtig die Zeit ist, wird insbesondere bei Kübler-Ross deutlich, die mehrfach erwähnt, dass der Patient genug Zeit haben müsse, um die verschiedenen Stadien zu durchlaufen (vgl. weiter unten).

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  5. Denn: Wenn es für den Arzt nichts mehr zu heilen gibt, das Leben nicht mehr verlängert werden kann, bleiben die „Erkrankungen“, die die „psychische Gesundheit” bedrohen (KA: 7).

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  6. Die allgemein menschliche Verdrängung des Todes (Angst) und dann jedoch vor allem die Verfassung der modernen Gesellschaft seien verantwortlich für Unsicherheit, Hilf-und Ratlosigkeiten rund um den Tod. Besonders verantwortlich sei die in der gesamten modernen Gesellschaft übliche Neigung, Leben zu verlängern und den Tod so weit wie möglich hinauszuzögern. Vgl. dazu KR1: 25; BU: 14ff.

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  7. Siehe dazu das Verzeichnis der zitierten Ratgeberliteratur im Anhang.

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  8. Natürlich läßt sich nicht kontrollieren, in welche Hände so ein Buch gerät. Und so viele Psychotherapeuten kann es gar nicht geben, um damit die hohen Auflagezahlen eines Buches wie dem von Verena Kast zu erklären. Trotzdem ändert das nichts daran, dass es dem Buch zufolge nicht um eine nette Verabredung geht, wo man sich mit Leuten, die einen Todesfall erlebt haben, zum Kochen trifft oder so wie zuvor auch ins Kino geht. Vielmehr wird eine asymmetrische Begegnung der Hilfe beschrieben, die hier „Trauerarbeit“ (KA: 59) genannt wird. Dabei obliegt es vor allem dem nichttrauemden Gegenüber dafür zu sorgen, dass der Trauernde den Einstieg in die Arbeit schafft. Das heißt, die Anleitung zur Trauerarbeit kann den Charakter zwischenmenschlicher Begegnungen schnell in eine quasi-therapeutische Situation verwandeln.

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  9. Die „Interviews mit Sterbenden“, die bei Kübler-Ross als Belehrung für sich selbst und ihre Studenten angekündigt werden, sind nichts anderes als die richtige Therapie: Aber nicht ¡ª oder nicht primär ¡ª für die Studenten, sondern fur die Patienten. Die Therapie beinhaltet nämlich genau die Zuwendung, die gegenüber den Patienten für nötig erachtet wird. Therapeutisch erwünscht ist demnach auch die „Genugtuung” bei den Patienten angesichts ihrer scheinbaren „Lehrer“-Rolle (KR1: 329). Dass nicht eigentlich der Patient der Lehrer ist, wird auch daran deutlich, dass dieser nicht Wissen, sondern Gefühle und Meinungen äußert. Das schränkt die Kompetenz eines Lehrers erheblich ein. Der Patient als Lehrer spielt nichts weiter als eine Rolle im Rahmen der ärztlich verschriebenen ¡ª interaktiven - Therapie. Die Gesprächstherapie heilt auch die Studenten sowie andere Helfer im Umfeld der Patienten. Mit der Konfrontation reduziere sich die Angst vor dem eigenen Tod. Die Krise gilt dann als bewältigt. Das medizinische Vokabular verrät immer wieder den therapeutischen Impetus. So heißt es, dass man den Patienten „abtasten” müsse nach seinen „Stärken und Schwächen“ (KRI: 52), um die Behandlung anzupassen, oder ¡ª an anderer Stelle - dass man ihm ermöglichen solle, „alle Kräfte auszunutzen” (KRI: 37). Der Leser ist Zeuge eines Eingriffs anstatt - wie die Studenten von Kübler-Ross ¡ª nur auf der Schülerbank teilzunehmen und belehrt zu werden.

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  10. Alleinsein blockiert die Entwicklung. „Der Patient ist aber gerade jetzt darauf angewiesen, Gemeinschaft zu erfahren, um dem Sterben und der drohenden Auflösung etwas entgegensetzen zu können. [¡­] Gerade hier aber in der vielleicht größten Krise des Sterbens, wo nicht nur die äußere, sondern auch die innere Existenz sich aufzulösen und zusammenzubrechen droht, ist um so mehr die Nähe aus tragfähigen, menschlichen Beziehungen vonnöten. Ein Sterben, zu dem man reif wird, ist abhängig von der Anwesenheit anderer“ (SCHW: 33–34)

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  11. Kast bezieht sich explizit auf Kübler-Ross und ihr Phasenmodell (KA: 32; 61 ff).

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  12. „Ich meine, natürliche Trauer weist immer auf die Notwendigkeit von Tränen hin“ (C: 40). Aber so beschränkt scheint der Rahmen dann doch nicht zu sein. Wie „viele Ausdrucksmöglichkeiten” es dafür gibt, sieht man anhand der Aufzählung von Canakakis: „Weinen, Kummer, Schluchzen, Jammern, Erschöpfung, Apathie, Schweigen, Stöhnen, Schmerzschrei, Angst, Wut, Groll, Hadern, Grimm, Beschimpfung, Selbstbelügen, Arger, Fluchen, Grübeln, Vorwürfe, Nachtragen, Resignieren, Hilflosigkeit, Hoffnungsverlust, Selbstaufgabe, Sichgehenlassen, Verzweiflung, Betäubtsein, Haß, Zärtlichkeit, Verzeihen, Erbitten, Flüchten, Triumph usw.“ (C: 29) Das bietet dem,Therapeuten` die Möglichkeit, jegliche Reaktion zu pathologisieren und als,Schock` zu interpretieren. Er macht aus der latenten eine manifeste Problematik, die den Bedarf für die Behandlung schafft.

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  13. Die erste Phase nennt sich auch bei Verena Kast „Nichtwahrhabenwollen“, danach folgen aber nur drei weitere Phasen, bis das Ziel erreicht ist. Bei Jorgos Canakakis kann sich der Leser an 5 „Trans-Zyklen” orientieren.

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  14. Angaben dazu finden sich bei Canakakis, der längere Seminare anbietet mit einer Dauer von drei bis zehn Tagen sowie kürzere „mit einer Dauer von wenigstens drei Stunden“ (C: 143).

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  15. Von Transfer kann ja nicht eigentlich die Rede sein: Es gibt nichts, was übertragbar ware, und das gilt für jede Form der Beratung. Dafür weiß man viel zu wenig über die Rezeption der Bücher bzw. das Verhalten der Klienten. Ich verwende den Ausdruck hier zur Abgrenzung von einem stark handlungsorientierten oder direktiven Beratungstyp, wie ihn die,Intervention` darstellt. Handlungsorientiert deshalb, weil die Lösung eines Problems (und nicht dessen Entfaltung) den Hauptteil des Buches ausmacht. Im Vergleich dazu beschäftigt sich die,Mediation` sehr viel mehr mit der Entfaltung des Problems. Die (sachliche) Problemdiagnose kann hier nicht auf direktem Wege erfolgen, weil das dafür nötige Wissen nicht vorausgesetzt bzw. kurz abhandelt werden kann. Gerade dieses Wissen steht deshalb hier im Vordergrund. Vermittlung weist darauf hin, dass es keine eindeutige Situation gibt. Die Deutung ist Ergebnis, nicht Voraussetzung der Beratung.

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  16. Vom medizinischen oder rechtlichen Standpunkt aus sind solche Erfahrungen natürlich eindeutig zu bewerten. Gerade seltene Fälle ziehen aber weitere Deutungsversuche bei den Betroffenen nach sich, wie etwa die genannten Fragen.

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  17. Dass es sich bei „Leben“ nicht um den biologischen Lebensbegriff handelt, wird deutlich. Alles deutet eher auf eine schicksalhafte Macht hin, aber mehr erfährt man nicht darüber.

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  18. Damit erspart man sich auch Kontlikte konfessioneller Art, indem auf der Glaubensebene eine Art kleinster gemeinsamer Nenner formuliert wird. Lediglich dort, wo die Amtskirche schweigt oder sich in formelhafte Weisheiten zurückzieht, wird es konkret: Die Erfahrung des Todes und das, was einen danach erwartet, wird meist sehr viel genauer ausgemalt. Eine vermutlich deshalb so resonanzfähige Wahrheit.

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  19. Damit bestätigt sich, dass diesem Wissen, wie Beck sagt, ein auch nur annähernd selbstverständlicher Charakter fehlt (1997: 125).

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  20. Aus Esoterik wird somit Exoterik, vgl. dazu auch Knoblauch (1999: 212).

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  21. Besonders deutlich wird das daran, dass angemessene Beweismethoden wie die „ASW“ (außersinnliche Wahrnehmung) „noch unvollkommen” und „unzuverlässig“ sind (RY: 13). Milan Rÿzl beharrt zwar darauf, dass es sich bei den außersinnlichen Wahrnehmungen um eine „normale Funktion” des Menschen handle (RY: 13). Er räumt jedoch ein, dass sie als schöpferischer Akt nicht so leicht wiederholbar seien ¡ª und damit eine Standardforderung der Normalwissenschaften nicht erfüllten.

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  22. Hier wird eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung sichtbar. Die Forscher und Naturwissenschaftler, die als Autoren der para-wissenschaftlichen Texte, in Erscheinung treten, sind allesamt Männer.

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  23. Auch das „Tibetanische Totenbuch“ faßt sich kurz, was den göttlichen Ursprung der Botschaft angeht. „Diese Unterweisungen wurden von Padmasambhava verfaßt und von seiner Frau, Yeshe Tsogyal, zusammen mit dem Sadhana der beiden Mandalas der zweiundvierzig friedlichen und der achtundfünfzig rasenden Gottheiten aufgezeichnet.” (TB: 9) Wie man sieht, beläßt der Text es bei diesen eher kryptischen Andeutungen; Datum und Identität der Verfasser werden nicht näher bestimmt.

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  24. Auch dieser Text gibt sich exoterisch, indem er die Parallelen zum modernen wissenschaftlichen Gedankengut zieht.

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  25. Die Präfixe „außer-“und „para-” betonen dabei immer wieder die Grenzen, die überschritten werden müssen.

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  26. Zu den Scheuklappen gehören demnach die Grenzen des eigenen Ichs, also die Vorstellung einer individuellen Identität, die durch Anfang und Ende des Lebens begrenzt ist.

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  27. Der Kernpunkt des Tibetanischen Totenbuchs ist die These von der „dauernden Wiederkehr von Geburt und Tod in diesem Leben“ (TB: 20). Wenn keine Beweise angeführt werden, lassen die Texte häufig Geschichten und Bilder für sich sprechen. Bei Kühler-Ross wird als Metapher die Verwandlung eines Schmetterlings verwendet (vgl. KR2: 9f).

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  28. Die angenehme Nebenwirkung, die eine solche Überschreitung hat, beschreibt das Tibetanische Totenbuch: „Sind wir offen und realistisch genug, es auf diese Weise anzusehen, dann wird die tatsächliche Erfahrung des Todes [¡­] weder ein reiner Mythos noch ein außergewöhnlicher Schock sein, denn wir sind bereits damit umgegangen und haben uns an die ganze Angelegenheit gewöhnt.“ (TB: 22) Man kann sich also an den Tod gewöhnen und ihn als ganz normale Angelegenheit betrachten.

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  29. Je weiter man zeitlich vordringt, desto unbestimmter wird die Beschreibung. Was bei Rÿzl „uneingeschränktes Glück“ ist (RY: 214), heißt woanders „Liebe” (KR2), „Licht“ oder „Glanz” (TB). Die damit benannten Zustände bleiben unbestimmt; sie werden höchstens negativ als „Gegenteil der samsarischen Erfahrung“ oder „Gegenteil von Körper und Form” beschrieben (TB: 38). Das macht die Sache auch nicht klarer. Gemeinsam ist den Beschreibungen die Körperlosigkeit: Alles das, was vor dem Tod den Alltag eines Schwerkranken bestimmt ¡ª Werte wie Blutdruck, Puls, Krebszellen ¡ª taucht nach dem Tod (der Beschreibung nach) nicht mehr auf. Diagnosen, Befunde, Therapien lösen sich auf in Glück, Liebe, Licht und Glanz. Siehe dazu auch Kap. 6.

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  30. Denn es gibt in dieser Ordnung offenbar noch genug,Freiheit`, um moralisch zu handeln.

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  31. Besonders eindrucksvoll die Geschichte einer Mutter, dessen Kind mit Mißbildungen zur Welt kam und nach 10 Tagen gestorben ist. Einige Jahre später erfährt die Mutter jedoch (via Medium),dass ihr Kind noch nicht in den Himmel gelangt ist, sondern als Geistwesen auf Erden weiterleben muß, weil es zu schwach ist. Die Mutter erkennt: „Ich wußte zwar vorher, daß mein ungezügelter Kummer die Ursache für den vorzeitigen Tod ihres Körpers war, aber es ist mir nie eingefallen, daß ihr Geist die Auswirkungen mit in die Unsichtbare Welt hinübertragen könnte. Es war eine Warnung für mich und sollte es für alle Mütter sein, nicht die schwerwiegende Verantwortung der Mutterschaft auf sich zu nehmen, ohne darauf vorbereitet zu sein, die eigenen Gefühle um der Kinder willen zu zügeln.“ (SCH: 149)

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  32. Hier beruft sich Ring auf Menschen, die Nahtoderlebnisse hatten und bei dieser Gelegenheit zurückschauen durften (RI: 147f).

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  33. Dazu gehört es, sich von der Angst vor dem Tod zu befreien. Nur wer sich von seiner Angst vor dem Tod befreit, kann z.B. im tibetanischen Totenbuch, auf Erleuchtung oder eben Liebe etc. hoffen. Wer zu sehr am Leben hängt und andere Regeln mißachtet, dem stehen leidvolle Erfahrungen bevor, das verdeutlichen auch die Beispiele derer, die eine sogenannte Nahtoderfahrung hatten. So „erleben sie in ihren NTEs aus erster Hand die schmerzlichen Konsequenzen ihrer Sünden und kehren als bestärkte Jünger ins Erdenleben zurück, die aus eigener Erfahrung wissen, daß ihr Verhalten von weit größerer Bedeutung ist, als sie ursprünglich gedacht hatten.“ (RI: 11)

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  34. Dazu gehört es, dass sich die Ratgeber hier ¡ª anders als die Sachverständigen - alles andere als distanziert geben dürfen. Im Gegenteil: Sie engagieren sich sichtbar bei der Vermittlungsarbeit. „Hören Sie, der Tod ist ein Übergang. Wir alle überleben. Dessen bin ich mir absolut sicher. Wenn Sie dieses lebhafte und erfreuliche Buch erst gelesen haben, dann werden Sie sich ebenfalls sicher sein. Das Wissen um die Wahrheit über den Tod wird Sie in die Freiheit führen¡­“ (ST: 24) Oder an anderer Stelle: „Suchen Sie nach dem Vertrag, der Ihnen oder jemandem, den Sie lieben, Lebensgefährte, Eltern, Kinder, ein langes, gesundes Leben garantiert. Sie können ihn in Ihrer Brieftasche nicht finden? Auch nicht zwischen den wichtigen Unterlagen, die Sie im Safe deponiert haben? Überhaupt nirgendwo? Ich kann meinen auch nirgends finden. Die Wahrheit ist: ein solches Dokument gibt es nicht.” (ST: 29)

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  35. Obwohl der Buddhismus die Selbsterleuchtung predigt, entspricht die zentrale, hierarchische Organisation des Wissens anderen Stifterreligionen.

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  36. Leute, die Fragen stellen wie etwa: „Warum müssen so wunderschöne Kinder sterben?“ (KR2: 18)

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  37. Auch im tibetanischen Totenbuch wird darauf hingewiesen, dass die Alternative zum Glauben Leiden im Bereich der 6 Seinsbereiche bedeutet. Eigentlich kann sich somit auch hier niemand der guten Tat entziehen. Alles, was (über den Glauben hinaus) verlangt wird, um den Dienst am Verstorbenen zu verrichten, ist „jemand, der klar und deutlich laut vorlesen kann“ (TB: 63).

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  38. Auch bei dem Buch „Design for Dying“ (LE) rückt die Umschlagsgestaltung den Namen des Autors ¡ª Timothy Leary - als eigentlichen Titel in den Mittelpunkt.

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  39. Oft finden sich auch Fotos der Autoren auf dem Umschlag, die diesen Eindruck verstärken.

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  40. Nicht zufällig beanspruchen diese Bücher meist auch literarische Qualität.

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  41. Bei Typ I stand praktisches Nichtwissen (Hilflosigkeit) im problematisierten Horizont der Beratung, die Lösung war die Demonstration einer Intervention. Typ 2 benutzte Zweifel und Ungewißheit auf der Deutungsebene als Problemkontext, um Unbestimmtheit zu reduzieren und Orientierung anzubieten. In beiden Fällen tauchte Ungewißheit (oder Unfähigkeit) auf der Problemseite auf.

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  42. Die Erfahrung von Tod und Trauer verweist auf die menschliche Individualität. Das erinnert stark an die Lebensphilosophie Georg Simmels, wonach Leben (und Sterben) erst am Individuum seine einzigartige Form entwickle: “Und wie dieser Lebensprozeß [¡­] seine Inhalte von sich sondert, wie sie eine Bedeutung jenseits ihres dynamisch-realen Erlebtwerdens erhalten, so entläßt er, gleichsam auf seiner anderen Seite, das Ich aus sich, das sich, in gewissem Sinn uno actu mit den Inhalten, aus ihm herausdifferenziert und sich damit auch von den Inhalten, die zunächst das naive Bewußtsein ausschließlich erfüllen, als eine besondere Bedeutung, als Wert, Existenz und Forderung ablöst.” (1957a: 35) Das Ich als Forderung: Genau das ist es, was die Bücher als Bezugspunkt haben.

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  43. Es gilt, wie Simmel formuliert, die Vernichtung von Sinn durch den Tod zu nutzen als Chance, “die von allem Verfließen und Enden unabhängige, jenseits von Leben und Tod gültige Bedeutung gewisser Inhalte” zu entdecken (1957a: 34).

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  44. In besonderer Konsequenz findet sich diese Aufforderung umgesetzt bei Böke u.a (B). Hier wird der Leser zum Autor gemacht, indem ihm ein beinahe leeres Begleitheft mitgeliefert wird. Dies trägt den Titel: „An meine Lieben. Ein persönliches Tagebuch“. Hier soll er sich auf 32 Seiten mit sich selbst und seinem Leben beschäftigen. Vorgegeben sind Themen wie „Kindheit”, „Familie“, „Stammbaum”.

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  45. Luhmann verweist darauf, dass jegliches gegenwärtige Erleben oder Handeln die Zukunft bindet, indem es die Möglichkeiten der Zukunft „einschränken, sie aber auch erweitern kann“ (1990a: 142). Das,Einschränken` scheint mir hier im Problemhorizont des Textes besonders deutlich zu sein. Die jetzige Krebserkrankung bedeutet den baldigen Tod des Patienten. Sie läßt sich nicht mehr rückgängig machen.

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Brüggen, S. (2005). Letzte ‚Ratschläge‘. In: Letzte Ratschläge. Forschung Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10664-7_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10664-7_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-14570-9

  • Online ISBN: 978-3-663-10664-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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