Zusammenfassung
Das Auftreten von Lebensstilen als Darstellungs- und Kommunikationsform überhaupt, das Herausbilden neuer Lebensstile, eine zunehmende Lebensstilisierung — diese Fakten und Prozesse werden “der” Stadt1 zugeschrieben. “Stadt” ist zumindest der Ort, an dem diese Prozesse zuerst und am intensivsten auftreten. Doch warum ist die Stadt Quelle von Lebensstilen, Marktplatz konkurrierender Lebensstile und Bühne dieser Distinktionsform? “Die” Stadt — darin sind sich alle Sozialwissenschaftler einig — ist in der Moderne der Ort, an dem alle Prozesse des sozialen Wandels ihren Ausgangspunkt haben; mithin kann man davon ausgehen, daß auch “Lebensstil” ein Aspekt sozialen Wandels ist, zumindest steht er in einer direkten Relation hierzu.
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Literatur
Unter “Stadt” werden hier Städte der Moderne in Westeuropa verstanden. Selbst wenn viele der Aussagen gegenwärtig auch für Städte in anderen Kulturkreisen und/oder für Städte in anderen historischen Epochen gelten, soll aus Gründen der klareren Darstellbarkeit der Bedeutung von Lebensstilen in unseren Städten der Gegenwart diese Einschränkung vorgenommen werden.
Diese Ausführungen stützen sich weitgehend auf Läpple (1991a).
Dieser Begriff ist nicht zu verwechseln mit dem Bourdieuschen “sozialen Raum”, mit dem ein Beziehungsgefuge sozialer Hierarchien des “Raumes sozialer Strukturen” und des “Raumes der Lebensstile” beschrieben wird. Dieser Raum ist nicht-geometrisch und nicht-physikaiisch. Bourdieu scheint jedoch die strukturierende Qualität, die mit dem Raumbegriff verbunden ist, für seine verschiedenen analytischen Ordnungsräume bewußt nutzen zu wollen. Das oben angesprochene Konzept “Gesellschaftlicher Raum” entspricht einer Figuration (im Sinne von Elias) mit explizitem Raumbezug; allerdings fehlen bislang noch die sozialen Bezüge und damit die Dynamik.
Am unteren Ende der Berufspositionen wird keine Zeit zu haben jedoch auf mangelnde Organisationsfähigkeit und/oder Faulheit zurückgeführt, während “oben” ein Zuviel an Arbeit zudem noch delegiert werden kann. Auf die zusätzliche Ebene der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern sei nur kurz verwiesen, denn die negative Bewertung wird häufig auf die Zeitknappheit bei der Reproduktionsarbeitsarbeit angewendet.
Schulze (1992a) erweist sich erneut als “Gefangener des ‘Beckschen Fahrstuhleffekts’“: Er behauptet eine Erweiterung sozialer Wahlmöglichkeiten aufgrund einer pauschalen Mobilisierung, Entkonventionalisierung und gesteigerten Lebensstandards (Schulze 1994, S. 43). Genau diese Merkmale, für die er richtigerweise über die letzten etwa 200 Jahre deutliche Verbesserung fur die Gesamtgesellschaft konstatiert, sind es jedoch, die in der gegenwärtigen Gesellschaft vor allem sozio-ökonomische Ungleichheiten produzieren (“Armut durch Wohlstand”).
Beispielsweise setzt Müller (1992, S. 64) den Bourdieuschen “sozialen Raum” mit einer empirischen Analyse regionaler Disparitäten gleich.
Sie richten sich erstens gegen eine Aggregatdaten-Analyse. Hier lassen sich nur Mittelwerte oder Verteilungen nach Klassierungen eines Merkmals beschreiben und die Ergebnisse nebeneinanderstellen. Versucht man “quer” zu analysieren, d.h. Ausprägungen in Relation zueinander zu setzen, besteht immer die Gefahr, dem “ökologischen Fehlschluß” Vorschub zu leisten. Zweitens ist nicht zu klären, inwieweit hier Kompositionseffekte (durch selektive Wanderungen) oder individuelle soziale Mobilitätsprozesse analysiert werden (soziale Auf-und Abstiegsprozesse). Drittens besteht gerade hier eine deutliche Vorstellung des Raumes (Städte- oder Kreistypen) als Behälter. Viertens sind für seine Daten keine Zeitpunkte angegeben.
Diese Begrifflichkeit ist mißverständlich, da ja “Raum” mehr sein soll als das physische Substrat.
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Dangschat, J.S. (1994). Lebensstile in der Stadt. In: Dangschat, J.S., Blasius, J. (eds) Lebensstile in den Städten. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10618-0_21
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