Zusammenfassung
Tiefgreifende Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen, ökonomischen Grundlagen und kulturellen Annahmen haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, daß das von den Klassikern entwickelte Modell der Staatsbürgerschaft unter Druck geraten ist. Das Spannungsfeld, in dem sowohl der Nationalstaat als auch die mit ihm verbundene nationale Staatsbürgerschaft stehen, resultiert aus Prozessen, die sich — glaubt man der Mehrzahl aktueller Veröffentlichungen — unaufhaltsam und naturhaft abspielen und in den vergangenen Jahren in zunehmendem Maße unter dem ‘catch-all’-Begriff der Globalisierung1 diskutiert werden. Keine der mit dem traditionellen Modell der Staatsbürgerschaft verbundenen Vorstellungen — eine wohlgeordnete Welt voneinander abgegrenzter, autonom handelnder und souveräner Nationalstaaten, wohlfahrtsstaatlich regulierte, fordistische Ökonomien sowie die Vorstellung ethnisch und kulturell weitgehend homogener Bevölkerungen, die die politische Gemeinschaft konstituieren — können weiterhin unhinterfragt als gegeben gelten. Dieser generelle Prozeß der Veränderung der Randbedingungen hat entscheidende Auswirkungen auf das Modell nationaler Staatsbürgerschaft. “Citizenship regimes exist as the concretisation in a particular place of the general model of citizenship. Each regime is forged out of the political circumstances of a national state. Being a regime, citizenship does not alter quickly or even easily. Nonetheless, it is likely to change at moments of economic and political turbulence that bring disputes about the role of the state, the division of labour between state and market, and between public and ‘private’, between civil society and the state. Citizenship regimes come under pressure at such times precisely because they are a crucial component of the model of development” (Jenson 1996: 5; Hervorhebung — J.M.). Ohne jeden Zweifel gerät im Zuge dieser historischen Veränderungen damit aber nicht nur das Citizenship-Regime selbst, sondern auch das inklusivistische Selbstverständnis, welches es bisher kennzeichnete, unter Veränderungsdruck.
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Literatur
Siehe Albrow (1996) für einen ersten Versuch einer Definition des Begriffes; ferner Wiesenthal (1996).
Siehe Castles/Miller (1993); zur besonderen Situation von Frauen siehe Campani (1995).
Zur Immigration nach Europa siehe Hollifield (1992).
Vgl. Fassmann/Münz (1996a).
Soysal (1994: 18).
Vgl. Münz (1996); Böhning (1991).
Für die Zahlen zur postkolonialen Wanderung siehe Castles/Miller (1993).
Vgl. Baldwin/Schain (1994a); zur türkischen Migration nach Europa siehe Abadan-Unat (1995); zur Migration aus dem früheren Jugoslawien siehe Schierup (1995).
Anwar (1995: 275).
Vgl. Wihtol de Wenden (1994a).
Ogden (1995: 220).
Dies gilt auch für Belgien, die Niederlande und Schweden.
Zur Entwicklung in Deutschland siehe Meier-Braun (1988; 1995).
Vgl. Santel (1995).
Castles (1995) zu einer Einschätzung künftiger Tendenzen von Arbeitsmigration.
Vgl. Münz (1994).
Siehe hierzu Biermann (1992).
Siehe Findlay (1995).
Vgl. Böhning (1991).
Vgl. Müller (1995a).
Siehe Fassmann/Münz (1995).
Ausführlich Biermann (1992).
Vgl. Ronge (1993).
Zu Italien und Griechenland siehe Fakiolas (1995); zu Spanien und Portugal siehe Solé (1995).
Vgl. Pagenstecher (1996).
Interessant zur Migration innerhalb Europas: Dummett (1995); zur künftigen Entwicklung von Migration siehe Zolberg (1991).
Zur Abschaffung oder Aufhebung des Nationalstaates siehe Habermas (1996a).
Vgl. Literaturhinweise bei Mann (1997): Lash/Urry (1994); Featherstone (1990); Harvey (1992); The Economist (1995); siehe auch Mann (1993).
Zu ähnlichen Einschätzungen gegenwärtiger Entwicklungen siehe auch Kennedy (1996); Thurow (1996).
Mit der Trennung von externer und interner Schließung folge ich Brubaker (1994).
Wagner (1995) verweist dazu auf Walzer (1994a).
Zum Verhältnis von Staatsbürgerschaft und Immigration siehe u.a. Baldwin/Schain (1994); Bauböck (1993a); Bovenkerk/Miles/Verbunt (1990); Brubaker (1989); Kleger/D’Amato (1995); Schnapper (1994). Insbesondere auch die Arbeiten von Hammar ( 1989; 1990 ).
Beispielhaft natürlich die Abkommen von Schengen als wichtiger Baustein zur Harmonisierung europäischer Flüchtlingspolitik. Vgl. Bigo (1996).
Vgl. Brubaker (1994: 45); Hammar (1989; 1990; 1994) zur Unterscheidung von citizens, denizens und aliens.
Zum Problem der Schließung gegenüber im Land lebenden Migranten auf der Basis von Staatsbürgerschaft vgl. Turner (1986); Barber (1994); Walzer (1994a: Kap. 2). In normativer Perspektive siehe Carens (1986; 1989; 1994); Fehér/Heller (1994).
Zu dieser Argumentation siehe Baker/Lenhardt (1988).
Vgl. Brubaker (1990); Miller, M.J. (1994).
Vgl. Bauböck (19936; 1994a; 1995); Hammar (1994).
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Mackert, J. (1999). Das inklusivistische Selbstverständnis nationaler Staatsbürgerschaft unter Veränderungsdruck. In: Kampf um Zugehörigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07982-8_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07982-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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