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Das Spektrum des Spektralen: Gespenster in den Geisteswissenschaften

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Topik der Theorie

Part of the book series: LiLi: Studien zu Literaturwissenschaft und Linguistik ((LiLi,volume 6))

  • 398 Accesses

Zusammenfassung

Die Forschung zu Gespenstern in literarischen Texten ist beträchtlich. Kaum untersucht ist hingegen das Gespenst als Topos geisteswissenschaftlicher Theorie-Bildung. Der Beitrag versucht die Verbreitung und das Spektrum des Gespenster-Topos seit Jacques Derridas Spectres de Marx zu rekonstruieren. In der Dekonstruktion steht der Topos in deutlichem Bezug zu Hegels ‚Geist‘. Mark Fishers hauntology bringt ihn in die Untersuchung der Pop-Kultur ein. In Karen Barads agential realism mündet er schließlich in eine Wissenschaftsphilosophie ethischer Praktiken.

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Notes

  1. 1.

    Jacques Derrida: Marx’ Gespenster. Der Staat der Schuld, die Trauerarbeit und die neue Internationale. Übers. von Susanne Lüdemann. Frankfurt a. M. 1995. Im Folgenden abgekürzt als MG und im Fließtext in Klammern und mit Angabe der Seitenzahl zitiert. Hier wie im Folgenden wird durchgehend auf die bei allen Schwierigkeiten sehr gute deutsche Übersetzung zurückgegriffen.

  2. 2.

    Andreas Arndt/Walter Jaeschke: Die klassische Deutsche Philosophie nach Kant: Systeme der reinen Vernunft und ihre Kritik 1785–1845. München 2012, S. 564–565.

  3. 3.

    Vgl. Walter Jaeschke: Hegel-Handbuch. Leben–Werk–Schule. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010, S. 367–369.

  4. 4.

    So bei Robert Brandom: Wiedererinnerter Idealismus. Berlin 2015, S. 271–312. Siehe zu Hegels Geist als Lebensform: Terry Pinkard: „Autorität und Kunst-Religion“. In: Klaus Vieweg/Wolfgang Welsch (Hg.): Hegels Phänomenologie des Geistes. Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlüsselwerk der Moderne. Frankfurt a. M. 2008, S. 540–545.

  5. 5.

    Vgl. Francis Fukuyama: The End of History and the Last Man. New York 1992 (vor allem das letzte Kapitel Immense Wars of the Spirits; ebd., S. 328–339). Vgl. auch MG, S. 84–110.

  6. 6.

    Vgl. Pirmin Stekeler-Weithofer: „Zur Dekonstruktion gegenstandsfixierter Seinsgeschichte bei Heidegger und Derrida“. In: Andrea Kern/Christoph Menke (Hg.): Philosophie der Dekonstruktion. Frankfurt a. M. 2002, S. 18; vgl. zur Einordnung als genealogische Kritik: ebd., S. 17–23.

  7. 7.

    Vgl. Jacques Derrida: „Der Schacht und die Pyramide. Einführung in die Hegelsche Semiologie“. In: ders.: Die différance. Ausgewählte Texte. Hg. von Peter Engelmann. Stuttgart 2008, S. 199: „Die spekulative Dialektik“ – also die Philosophie Hegels – „läßt sich nicht vom Logos und ebensowenig von jenem Logos trennen, der als solcher niemals anders als in seiner historischen Komplizität mit der Stimme und der phonetischen Schrift gedacht wird und sich darstellt“.

  8. 8.

    Um nur einige Texte und Passagen zu erwähnen, die das ‚Gespenst‘ vorbereiten: Jacques Derrida: Vom Geist. Heidegger und die Frage. Frankfurt a. M. 1992, S. 50 f.; ders.: Das Andere Kap. Die vertagte Demokratie. Zwei Aufsätze zu Europa. Frankfurt a. M. 1992, S. 27–29; ders.: Gesetzeskraft. Der „mystische Grund der Autorität“. Frankfurt a. M. 1991, S. 50 f. Was hier nicht thematisiert werden kann, weil es jeglichen Rahmen sprengen würde, ist die übersetzungspolitische Frage, die zwischen den Geist- und Gespenster-Termini (Geist; Gespenst; spectre; specter; spirit; fantôme…) aus unterschiedlichen Sprachen, auf die sich Derrida fortwährend bezieht, vermittelt. Hierfür sei verwiesen auf Susanne Lüdemann: „Kontrapunkt (Übersetzernotiz)“ in: MG, S. 241–246.

  9. 9.

    MG, S. 12: „Verstohlen und unzeitig, gehört das Erscheinen des Gespensts nicht dieser Zeit an“.

  10. 10.

    Mit der Hantologie ist durch ein ähnliches Wortspiel wie bei différance, nun durch den verschwindenden Hauchlaut, ein Gegengewicht zur Ontologie exponiert. Hantologie ist, französisch ausgesprochen, homophon zu Ontologie, manifestiert den Unterschied aber nur in geschriebener Form. Das Spektrale wird als Gegenstand der Hantologie in die Logik der différance eingeschrieben: Wie diese widmet es sich dem, was die Ontologie als in ihr Ungedachtes ausschließt.

  11. 11.

    Vgl. Derrida: Vom Geist, S. 116–132. Dieser Wiederholungsbegriff tradiert sich über Heidegger. Dieser Wiederholungsbegriff tradiert sich daneben über Heidegger. Die Wiederholung auf die Zukunft hin opponiert dabei schon dem Geist als einfacher (Wieder-)Versammlung des Gewesenen in der Präsenz (ebd., S. 124).

  12. 12.

    Derrida: Gesetzeskraft, S. 30.

  13. 13.

    Ebd., S. 50 f.: „Jeder Entscheidung, jeder sich ereignenden Entscheidung, jedem Entscheidungs-Ereignis wohnt das Unentscheidbare wie ein Gespenst inne, wie ein wesentliches Gespenst“.

  14. 14.

    Dies gilt in vergleichbarer Weise für die Demokratie, von der Derrida nur als kommender sprechen will. Dass Fukuyama dies nicht getan, stattdessen eine partikulare Realform von Demokratie als universales Ideal verkauft, macht Derrida ihm zum Vorwurf (Vgl. MG, S. 95–97).

  15. 15.

    Derrida: Gesetzeskraft, S. 56: „Die Gerechtigkeit bleibt im Kommen, sie muß noch kommen, sie hat, sie ist Zu-kunft, sie ist die Dimension ausstehender Ereignisse, deren Kommen irreduktibel ist.“ Ebd., S. 57: „Die Gerechtigkeit ist der Zukunft geweiht, es gibt Gerechtigkeit nur dann, wenn sich etwas ereignen kann, was als Ereignis die Berechnungen, die Regeln, die Programme, die Vorwegnahmen usw. übersteigt“. Zum Begriff des Unmöglichen als Möglichkeitsbedingung des Möglichen selbst vgl. Jacques Derrida: Eine gewisse unmögliche Möglichkeit, vom Ereignis zu sprechen. Berlin 2003.

  16. 16.

    Anselm Haverkamp: „Buchstabengenau, allbarmherzig. Die Gerechtigkeit der Texte“. In: ders.: Figura Cryptica. Theorie der literarischen Latenz. Frankfurt a. M. 2002, S. 149–162, insbes. ebd., S. 153: „Rhetorisch gesehen steht es mit der Gerechtigkeit der Texte wie mit der Gerechtigkeit des Rechts, dessen Positivierung sich in ihnen durchsetzt und durchhält; es gibt sie in ihnen genauso – und also auch: genausowenig – wie in herrschendem Recht. Gerechter aber sind sie darin, daß in ihnen ablesbar bleibt, was in ihnen nicht enthalten ist und nie vollständig enthalten sein kann: was ihnen abgeht wie dem Recht, das sie herstellen soll, die Gerechtigkeit“.

  17. 17.

    Mark Fisher: Capitalist Realism. Is there no Alternative? Winchester/Washington 2009, S. 19.

  18. 18.

    Mark Fisher: „‚The slow Cancellation of the Future“. In: ders.: Ghosts of my Life. Writings on Depression, Hauntology and Lost Futures. Winchester/Washington 2013, S. 2–29. Seitenangaben nach Zitaten im Fließtext beziehen sich in diesem Abschnitt auf diese Ausgabe.

  19. 19.

    Martin Hägglund: Radical Atheism. Derrida and the Time of Life. Stanford 2008.

  20. 20.

    Vgl. zu dieser Entwicklung insbesondere Karen Barad: „Verschränkungen und Politik. Karen Barad im Gespräch mit Jennifer Sophia Theodor“. In: dies.: Verschränkungen. Berlin 2015, S. 204–212.

  21. 21.

    Karen Barad: Agentieller Realismus. Über die Bedeutung diskursiv-materieller Praktiken. Berlin 2012, S. 7.

  22. 22.

    Richard Rorty: Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie. Frankfurt a. M. 1981. Ob Barads Darstellung Rorty oder dem linguistic turn gerecht wird, sei hier dahingestellt.

  23. 23.

    Karen Barad: Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Durham/London 2007, S. 81–83.

  24. 24.

    Ebd., S. 89 f.

  25. 25.

    Vgl. ebd., S. 132–185. Vgl. hierzu auch die Lektüre bei McKenzie Wark: Molekulares Rot. Theorie für das Anthropozän. Berlin 2017, S. 230–249.

  26. 26.

    Karen Barad: „Dem Universum auf halbem Weg begegnen“. In: dies.: Verschränkungen, S. 17.

  27. 27.

    Zur Rolle der Bohr-Lektüre vgl. ebd., S. 7–69.

  28. 28.

    Barad: Meeting the Universe Halfway, S. 15.

  29. 29.

    Siehe Barads Anspielungen auf Einsteins Rede von einer „spooky action at a distance“ ebd., S. 315 und S. 318.

  30. 30.

    Ebd., S. 19.

  31. 31.

    Vgl. ebd., S. 24.

  32. 32.

    Deutsch als Karen Barad: „Dis/Kontinuitäten, RaumZeit-Einfaltungen und kommende Gerechtigkeit. Quantenverschränkungen und hantologische Erbschaftsbeziehungen“. In: Barad, Verschränkungen, S. 71–114; Karen Barad: „Quantum Entanglements and Hauntological Relations of Inheritance: Dis/continuities, SpaceTime Enfoldings, and Justice-to-Come“. In: Derrida Today 3.2 (2010), S. 240–268.

  33. 33.

    Ebd., S. 264f.

Literatur

  • Arndt, Andreas/Jaeschke, Walter: Die klassische Deutsche Philosophie nach Kant: Systeme der reinen Vernunft und ihre Kritik 1785–1845. München 2012.

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  • Barad, Karen: Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Durham/London 2007.

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  • Barad, Karen: „Quantum Entanglements and Hauntological Relations of Inheritance: Dis/continuities, SpaceTime Enfoldings, and Justice-to-Come“. In: Derrida Today 3.2 (2010), S. 240–268.

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  • Barad, Karen: Agentieller Realismus. Über die Bedeutung diskursiv-materieller Praktiken. Berlin 2012.

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  • Barad, Karen: „Dem Universum auf halbem Weg begegnen“. In: dies.: Verschränkungen. Berlin 2015, S. 7–69.

    Google Scholar 

  • Barad, Karen: „Verschränkungen und Politik. Karen Barad im Gespräch mit Jennifer Sophia Theodor“. In: dies.: Verschränkungen. Berlin 2015, S. 173–212.

    Google Scholar 

  • Barad, Karen: „Dis/Kontinuitäten, RaumZeit-Einfaltungen und kommende Gerechtigkeit. Quantenverschränkungen und hantologische Erbschaftsbeziehungen“. In: dies.: Verschränkungen. Berlin 2015, S. 71–114.

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  • Brandom, Robert: Wiedererinnerter Idealismus. Berlin 2015.

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  • Derrida, Jacques: Gesetzeskraft. Der „mystische Grund der Autorität“. Frankfurt a. M. 1991.

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  • Derrida, Jacques: Vom Geist. Heidegger und die Frage. Frankfurt a. M. 1992.

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  • Derrida, Jacques: Das Andere Kap. Die vertagte Demokratie. Zwei Aufsätze zu Europa. Frankfurt a. M. 1992.

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  • Fisher, Mark: Capitalist Realism. Is there no Alternative? Winchester/Washington 2009.

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  • Fisher, Mark: „‚The slow Cancellation of the Future‘“. In: ders.: Ghosts of my Life. Writings on Depression, Hauntology and Lost Futures. Winchester/Washington 2013, S. 2–29.

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  • Fukuyama, Francis: The End of History and the Last Man. New York 1992.

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  • Haverkamp, Anselm: „Buchstabengenau, allbarmherzig. Die Gerechtigkeit der Texte“. In: ders.: Figura Cryptica. Theorie der literarischen Latenz. Frankfurt a. M. 2002, S. 149–162.

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  • Jaeschke, Walter: Hegel-Handbuch. Leben–Werk–Schule. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart/Weimar 2010.

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  • Pinkard, Terry: „Autorität und Kunst-Religion“. In: Klaus Vieweg/Wolfgang Welsch (Hg.): Hegels Phänomenologie des Geistes. Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlüsselwerk der Moderne. Frankfurt a. M. 2008, S. 540–561.

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  • Stekeler-Weithofer, Pirmin: „Zur Dekonstruktion gegenstandsfixierter Seinsgeschichte bei Heidegger und Derrida“. In: Andrea Kern/Christoph Menke (Hg.): Philosophie der Dekonstruktion. Frankfurt a. M. 2002, S. 17–42.

    Google Scholar 

  • Wark, McKenzie: Molekulares Rot. Theorie für das Anthropozän. Berlin 2017.

    Google Scholar 

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Scherübl, F. (2023). Das Spektrum des Spektralen: Gespenster in den Geisteswissenschaften. In: Eggers, M., Robanus, A. (eds) Topik der Theorie. LiLi: Studien zu Literaturwissenschaft und Linguistik, vol 6. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66813-9_14

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

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