Zusammenfassung
Reframing ist eine der Grundtechniken der Hypnotherapie. Sie ist verwandt mit Umdeutung, Relabeling, Rekontextualisierung, positiver Konnotation und Symptomverschreibung. Der anglo-amerikanische Begriff „Reframing“ findet auch in unserem Sprachraum Verwendung, seit er von dem Kommunikationstheoretiker und Psychotherapeuten Paul Watzlawick einem breiten Fachpublikum auf Deutsch vermittelt wurde. Watzlawick et al. (1974) benutzten dabei bevorzugt Beispiele aus der therapeutischen Praxis und Lehrtätigkeit von Milton Erickson. Die selektive Wahrnehmung und das subjektive Bedeutungserleben einer Person konstituieren ihren kognitiven Bezugsrahmen. Dieser „frame“ begrenzt das individuelle Welt- und Selbstbild und damit ihre Wahlmöglichkeiten. Dieser probleminduzierenden Beschränkung auf das bisher praktizierte Denken kann durch Reframing entgegen gewirkt werden. Durch die Erweiterung des bisherigen Denkrahmens, die Verlagerung seiner Grenzen und die dadurch entstehende Neuordnung seiner Inhalte wird es möglich, die Wahrnehmung so zu aktualisieren und zu bereichern, dass neue Zusammenhänge entdeckt und bisher zu wenig beachtete Aspekte neu gewichtet werden. Damit kommt es bei der Person zu spontanen Umdeutungen und Neubewertungen. Sie gewinnt auf vergleichsweise einfache Weise Erkenntnisse, die ihr in ihrer bisherigen Herangehensweise nicht zugänglich waren. Dem psychologischen Problem, das sie durch ihre Ansichten, ihre Bedeutungszuschreibungen und die Logik ihrer gedanklichen Konstruktionen entstehen ließ, kann also mittels des Reframings der sprachlich-intellektuelle Boden entzogen und durch alternative Denkmöglichkeiten ersetzt werden. Im Kapitel wird zudem der Zusammenhang von Symptom, Paradox und hypnotischem Phänomen erläutert sowie die Symptomverschreibung als implizites Reframing. Die Grenzen und Kontraindikationen des Reframings werden diskutiert, und Fallbeispiele veranschaulichen die Anwendung von Kurz- und Prozessreframings.
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Gerl, W. (2023). Reframing. In: Revenstorf, D., Peter, B., Rasch, B. (eds) Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Psychotherapie: Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64968-8_16
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