Zusammenfassung
Suizidalität resultiert häufig aus pathologischem, die Willens- und Handlungsfreiheit beeinträchtigendem Erleben psychisch Kranker. Diese Tatsache darf den Blick jedoch nicht für Selbsttötungsabsichten verstellen, die Ergebnis autonomer, wohlerwogener und nachhaltiger Entscheidungen sind und sowohl bei körperlich als auch bei psychisch erkrankten Menschen vorkommen können. Suizidpräventive Bemühungen sind gegenüber allen lebensmüden Menschen eine berechtigte mitmenschliche Aufgabe. Bei psychopathologisch bedingter Suizidalität sind sie eine – auch therapeutische – Verpflichtung ersten Ranges, die ggf. auch Interventionen gegen den natürlichen Willen rechtfertigt, wobei die Menschenwürde und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Zwangsmaßnahmen Grenzen setzen. Bei Suizidgefährdung ohne Hinweise auf relevante Einschränkungen der freien Willensbildung sind alle Interventionen auf die Zustimmung der Betroffenen angewiesen, Zwang verbietet sich grundsätzlich.
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Haltenhof, H. (2022). Grenzen der Suizidprävention. In: Reuster, T., Schönknecht, P. (eds) Brücken zwischen Psychiatrie und Philosophie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64295-5_3
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