Zusammenfassung
Ein charakteristisches Merkmal moderner Gesellschaften besteht darin, dass wirtschaftliche Beziehungen zunehmend verrechtlicht werden, während gleichzeitig das Rechtssystem immer stärker einem ökonomischen Kalkül unterworfen wird. Wenn Immanuel Kant in der ›Metaphysik der Sitten‹ (1797) das Begnadigungsrecht als das »unter allen Rechten des Souveräns […] schlüpfrigste« charakterisiert, das dazu diene, »den Glanz seiner Hoheit zu beweisen, und dadurch doch im hohen Grade unrecht zu tun«, so geißelt er das der Gnade anhaftende Moment der Unberechenbarkeit, der Willkür und der Kontingenz, das den Vernunft- und Systemcharakter selbst des Rechts in Frage stellt. In diesem Sinne bezeichnet der Rechtshistoriker Wilhelm Grewe die Gnade als einen »Fremdkörper im Aufbau des modernen, auf berechenbarem Recht […] beruhenden rationalen Staates«.
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Moser, C. (2021). Recht und Berechenbarkeit. In: Allerkamp, A., Bartl, A., Fleig, A., Gribnitz, B., Lund, H.L., Roussel, M. (eds) Kleist-Jahrbuch 2021. Kleist-Jahrbuch . J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64174-3_6
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