Zusammenfassung
Das Recht der Fortpflanzungsmedizin in Deutschland umfasst ein Konglomerat verschiedener Gesetze und untergesetzlicher Regelwerke. Im Zentrum steht immer noch das Embryonenschutzgesetz von 1990. Seit seiner Verabschiedung gab es eine erhebliche Weiterentwicklung der Medizin. Auch die gesellschaftlichen Vorstellungen von Familie und Elternschaft haben sich seit dieser Zeit gewandelt. All dies hat dazu geführt, dass die rechtliche Regelung der Fortpflanzungsmedizin heute lückenhaft ist, Rechtsunsicherheit erzeugt, Wertungswidersprüche enthält sowie teils als ungerecht oder gar dem Kindeswohl abträglich angesehen wird. Dringend nötig wäre in Deutschland ein umfassendes Fortpflanzungsmedizingesetz.
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Notes
- 1.
S. §§ 1 Abs. 1, 1a Nr. 4, 8b TPG sowie die ergänzende Verordnung über die Anforderungen an Qualität und Sicherheit der Entnahme von Geweben und deren Übertragung nach dem Transplantationsgesetz. Näher Müller-Terpitz (2010, S. 33 ff. m. w. Nwen).
- 2.
- 3.
Aus ethischer Sicht zur reproduktiven Autonomie Beier und Wiesemann (2013).
- 4.
Taupitz (1991).
- 5.
Bundesärztekammer (2018).
- 6.
Weschka (2010), S. 343 ff.
- 7.
EGMR, 08.07.2004 – 53924/00.
- 8.
EGMR, 07.03.2006 – 6339/05.
- 9.
EGMR, 03.11.2011 – 57813/00, auszugsweise abgedruckt in NJW 2012, S. 207 ff.; die Vorinstanz hatte noch anders entschieden: RdM 2010, S. 85 ff. m. Anm. Bernat.
- 10.
Der EuGH hat ausdrücklich betont, dass er nicht zu entscheiden habe, ob das umstrittene Verbot „heute“ unter dem Gesichtspunkt der EMRK gerechtfertigt ist, sondern ob es zum Zeitpunkt der letzten innerstaatlichen Entscheidung 1999 gerechtfertigt war (Rn. 84); zwischen den Zeilen wird jedoch sichtbar, dass diese Beurteilung – nicht zuletzt wegen des in der Zwischenzeit herausgebildeten europäischen Standards – heute anders ausfallen könnte (insbes. Rn. 118); ein von fünf Richtern getragenes Sondervotum bemängelt diese Festlegung des entscheidungserheblichen Zeitpunkts.
- 11.
BGBl. I, 2746, in Kraft getreten am 01.01.1991.
- 12.
Begründung zum Entwurf des Embryonenschutzgesetzes vom 25.10.1989, BT-Drucks. 11/5460, 6.
- 13.
Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes vom 27.10.1994 (BGBl. I, 3146).
- 14.
BT-Drs. 12/6633, 9.
- 15.
BVerfGE 47, 109 (124).
- 16.
v. Bülow (1989), S. 132.
- 17.
Insbesondere ist das Abtöten nicht von § 2 erfasst, s. BGH NJW 2010, 2672 (2676 Rn. 38).
- 18.
- 19.
Eser und Koch (2003a), S. 66.
- 20.
Eser (2001), S. 89; Eser und Koch (2003), S. 18.
- 21.
Begründung zum Entwurf des ESchG v. 25.10.1989, BT-Drs. 11/5460, S. 6 f.
- 22.
Anstiftung bedeutet das Hervorrufen des Tatentschlusses. Beihilfe kann jede Förderung der Tat, auch psychischer Art, sein.
- 23.
Siehe Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (2016); Conte (2013); siehe auch (aus dem Blickwinkel einer Post-mortem-Befruchtung) OLG München, Urteil v. 22.02.2017 – 3 U 4080/16; OLG München, Urteil vom 13.05.2016 – 25 U 4688/15; anders aber AG Augsburg, Urteil v. 20.09.2017 – 10 Cs 202 Js 134650/12 (3), medstra 2016, 383 f.; siehe dazu Frister (2016).
- 24.
Zum Folgenden insbes. Beck (2006), S. 62 ff.
- 25.
Siehe dazu hier nur die Kommentierung in Dreier (2013).
- 26.
Zum Folgenden s. Taupitz, in: Günther et al. (2014), B. III. Rn. 22 ff. m. Nwen.
- 27.
Koch (1986), S. 260.
- 28.
Beck (2006), S. 61, 63.
- 29.
Dazu Taupitz, in: Günther et al. (2014), C. II. § 1 Abs. 1 Nr. 1 Rn. 8.
- 30.
Dazu etwa Taupitz, in: Günther et al. (2014), C. II., § 1 Abs. 1 Nr. 1 Rn. 7, § 1 Abs. 1 Nr. 7 Rn. 10, 19.
- 31.
- 32.
Kreß (2007b), S. 163.
- 33.
Nationaler Ethikrat (2003), S. 144.
- 34.
BVerfG, Beschl. v. 26.02.2008, 2 BvR 392, Rn. 35, NJW 2008, 1137 (1138).
- 35.
- 36.
Kreß (2007), S. 38.
- 37.
Dreier (2002), S. 9.
- 38.
Höfling (2002), S. 99 (mit dem Zusatz: „Alle Argumente, Unterstellungen und Zynismen sind ausgetauscht“).
- 39.
Bonas et al. (2017), S. 8.
- 40.
Hierzu und zu möglichen Problemlösungsbeiträgen der angewandten Ethik Kaminsky (1998), S. 9 ff.
- 41.
Schöne-Seifert (2003), S. 182.
- 42.
Wahl (2007), S. 562, 566.
- 43.
- 44.
Vgl. Haßmann (2003), S. 229.
- 45.
- 46.
Deutsches IVF-Register (2018), S. 8, 9; die Zahl umfasst IVF-Behandlungen und IVF in Kombination mit ICSI (intrazytoplasmatische Spermieninjektionen) sowie den Transfer kryokonservierter Vorkernstadien/Embryonen.
- 47.
Deutsches IVF-Register (2018), S. 8, 9.
- 48.
Sogenannter Klonbericht der Bundesregierung, BT-Drs. 13/11263 vom 26.06.1998.
- 49.
BGBl. I, 2228.
- 50.
BGH NJW 2010, S. 2672 ff. = MedR 2010, S. 844 ff.
- 51.
Die folgenden Ausführungen sind Teil des Diskussionspapiers von Beier et al. (2017), an dem der Verfasser mitgewirkt hat.
- 52.
Deutscher Ethikrat (2016).
- 53.
Arbeitskreis Abstammungsrecht (2017).
- 54.
- 55.
AZ 312–4080/17.
- 56.
Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ (2002), S. 64.
- 57.
Nationaler Ethikrat (2003), S. 9.
- 58.
Bioethikkommission Rheinland-Pfalz (2005), S. 15 ff., 105 (Empfehlung 1).
- 59.
- 60.
Beier et al. (2017); Bonas et al. (2017).
- 61.
Leopoldina et al. (2019).
- 62.
BGBl. I, 2513 ff.
- 63.
BVerfG, NJW 1988, 3010; BVerfG, JZ 1989, 335.
- 64.
Etwa BGH, NJW 2015, 1098; BGH, NJW 2014, 2571; OLG Hamm, FamRZ 2013, 637.
- 65.
Siehe näher (auch zum Folgenden) Taupitz und Theodoridis (2018), S. 457 ff.
- 66.
Vor dem Jahre 2007 galt standesrechtlich eine Aktenaufbewahrungspflicht von lediglich zehn Jahren; durch das am 01.08.2007 in Kraft getretene Gesetz über Qualität und Sicherheit von menschlichen Geweben und Zellen (Gewebegesetz), wurde in § 15 Abs. 2 TPG eine Datenaufbewahrungspflicht von 30 Jahren eingeführt.
- 67.
BT-Drs. 18/11291, 16.
- 68.
BGH NJW 2010, 2672 ff. (Freispruch eines Arztes vom Vorwurf strafbarer Präimplantationsdiagnostik); LG Augsburg, BeckRS 2018, 35087 (nicht rechtskräftig; Freispruch von Ärzten vom Vorwurf strafbarer Eizellspenden); die Vorinstanz (AG Dillingen) hatte lediglich wegen unvermeidbaren Verbotsirrtums freigesprochen. In anderen Fällen wurden zwar Ermittlungsverfahren eingeleitet, diese aber später eingestellt, s. zum sogenannten Deutschen Mittelweg Taupitz und Hermes (2015), S. 169 ff.; in wieder anderen Verfahren ging es um die Strafbarkeit bestimmter Handlungen jedenfalls als Vorfrage zu zivilrechtlichen, wettbewerbsrechtlichen oder steuerrechtlichen Fragen, s. etwa BGH, Urteil vom 14.06.2017 – IV ZR 141/16; BGH Urteil vom 08.10.2015 – I ZR 225/13; OLG München, Urteil vom 22.02.2017 – 3 U 4080/16; OLG Karlsruhe, Urteil vom 17.06.2016 – 14 U 165/15; FG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 11.02.2015 – 2 K 2323/12; OLG Rostock, Urteil vom 07.05.2010 – 7 U 67/09.
- 69.
Siehe etwa BGH, Beschluss vom 10.12.2014 – XII ZB 463/13; OVG Münster, Urteil vom 14.07.2016 – 19 A 2/14; VG Berlin, Beschluss vom 05.09.2012 – 23 L 283.12; weitere Nachweise bei Leopoldina et al. (2019).
- 70.
Siehe (Taupitz, NJW 2019, S. 337 ff.) zum Urteil des LG Augsburg.
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Taupitz, J. (2020). Rechtliche Regelung der Fortpflanzungsmedizin. In: Beier, K., Brügge, C., Thorn, P., Wiesemann, C. (eds) Assistierte Reproduktion mit Hilfe Dritter. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60298-0_4
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