Zusammenfassung
Dass ein Jurist, im Besonderen aber ein Gericht bei der rechtlichen Beurteilung ärztlichen Handelns, sei es im Rahmen der Arzthaftung oder zur Entscheidung strafrechtlicher Fragen im Zusammenhang mit ärztlichen Behandlungen, speziellen medizinischen Sachverstandes bedarf, ist einleuchtend und erfordert allenfalls insoweit eine spezielle Begründung, als davon ausgegangen werden kann, dass selbst in bestimmten Bereichen der Medizin durch langjährige Berufserfahrung kundige Richter und Rechtsanwälte im allgemeinen nicht über hinreichende Kenntnisse der medizinischen Wissenschaft und ärztlichen Praxis verfügen, die sie befähigen würden, einen zu beurteilenden Sachverhalt aufzuarbeiten und zu bewerten. Der so erforderliche medizinisch-ärztliche Sachverstand ist – und hier beginnt das Problem, mit dem sich der vorliegende Essay auseinandersetzt – nicht etwa abstrakt verfügbar, sondern findet seine Inkarnation in der Person des Sachverständigen, der wiewohl er gemeinhin diminutiv als „Gehilfe“ des Gerichtes bezeichnet wird, häufig genug im Guten wie im Schlechten eine prozessentscheidende Rolle spielt. Daher sei es erlaubt, mehr noch, ist es notwendig, sich mit jenem personalisierten Sachverstand auseinanderzusetzen und jene Umstände zu beleuchten, welche die Rechtsfindung fördern, aber auch erheblich behindern können, und dazu anzuregen, die Brücke zwischen wohltuender, dogmatischer Klarheit und Eindeutigkeit zu anthropologischer Vielfältigkeit und Unbestimmtheit des Sachverständigenwesens in der Medizin zu schlagen.
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Teichmann, A. (2016). Kritik des reinen Sachverstandes. In: Steinmeyer, HD., Roeder, N., von Eiff, W. (eds) Medizin - Haftung - Versicherung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47463-1_21
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