Die Tetanie der Kinder

Zusammenfassung

Tetanie ist eine rein klinisch-symptomatologische Bezeichnung. Wir fassen damit funktionell-pathologische Zustände des Gesamtnervensystems zusammen, die — genetisch durchaus verschieden — in ihrer äußeren Erscheinungsform, als ein gut abgrenzbares Krankheitsbild, eine nosologisehe Einheit bilden. Ihre Diagnose stützt sich im speziellen auf die mechanische und elektrische Übererregbarkeit der peripherischen Nerven, sowie auf eine allgemeine Krampfbereitschaft, die sich bei gegebenen auslösenden Ursachen im Bereiche der motorischen, wie auch der sensiblen und der vegetativen Innervationssphäre manifestieren kann. Solche Krampfäußerungen gehören aber keineswegs zu den obligaten Symptomen der Tetanie; man begegnet des öfteren Fällen, die solche Krampfsymptome stets vermissen lassen und bei denen die Krampfbereitschaft — auch Spasmophilie (Heubner), oder fälschlich, weil Tautologie, „spasmophile Diathese“ genannt — allein durch die „latenten“ Merkmale der mechanischen und elektrischen Überregbarkeit der Nerven erkennbar wird: Wir sprechen dann von einer latenten Tetanie Durch das Auftreten von Krampfsymptomen geht dann dieser latent-tetanische Zustand in das manifeste Stadium (manifeste Tetanie) über. Dies geschieht in der Regel in Form von akuten rasch vorübergehenden, meist aber auch häufig rezidivierenden Krisen, und nur selten von länger währenden, persistenten Anfällen. Das latente Stadium weist demgegenüber stets einen chronischen, nur in seiner Intensität wechselnden Verlauf auf und bleibt auch in den krampffreien Intervallen unverändert, höchstens mäßig abgeschwächt bestehen.