Zusammenfassung
Zur Zeit der Depression in den 30er Jahren wurden 2 kleine Mädchen, die von ihren geistig behinderten Müttern vernachlässigt worden waren, in ein Waisenhaus im Staate Iowa eingewiesen. Als sie Skeels (1966) zum ersten Mal beobachtete, waren sie krank und in ihrer geistigen Entwicklung deutlich zurückgeblieben. Im Alter von 15 bzw. 18 Monaten wurden sie in eine Anstalt für geistig Behinderte überwiesen. Als Skeels sie 6 Monate später sah, machten sie einen aufgeweckten Eindruck, lächelten, zeigten normale Aktivität und schienen gesund zu sein. Auch ihre Intelligenzwerte hatten sich verbessert. Skeels vermutete, daß die Veränderung dadurch zustande kam, daß diese kleinen Waisenkinder von den Schwestern und Patienten „adoptiert“ worden waren. Obwohl die älteren Mädchen und Frauen maximal ein Intelligenzalter von 10 Jahren aufwiesen (biologisches Alter 18–50 Jahre), sorgte ihre Gegenwart doch für eine liebevolle stimulierende „familiäre“ Umgebung (“tender loving care”, TLC). Diese zufällige Beobachtung wurde systematisch weiter verfolgt; 13 ähnlich vernachlässigte Kinder mit einem Durchschnittsalter von 19 Monaten und einem IQ von durchschnittlich 64 — also weit unter dem „normalen“ IQ von 100 — wurden vom Waisenhaus in die Anstalt für geistig Behinderte als „Hausgäste“ überwiesen. Sie wurden mit einer Kontrollgruppe ähnlichen Alters, aber mit höherem IQ verglichen, die zur gleichen Zeit geprüft wurde, aber im Waisenhaus verblieb, das überfüllt und kaum stimulationsreich war. Jedes Kind der Experimentalgruppe wurde sofort von einer älteren Frau „adoptiert“, und es entwickelte sich ein warmes persönliches Verhältnis. Dieses Verhältnis wurde noch zusätzlich durch die anderen Patienten und das Personal unterstützt. Für die älteren Patienten waren die Kinder eine willkommene Abwechslung in der Monotonie des Anstaltslebens. Für die Kinder waren die Stiefmütter die Quelle von Aufinerksamkeit und Stimulierung, die sie im Waisenhaus nie erfahren hatten.
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Zimbardo, P.G. (1983). Entwicklung als Grundlage des Verhaltens. In: Angermeier, W.F., Brengelmann, J.C., Thiekötter, T.J. (eds) Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-22368-0_3
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