Zusammenfassung
Die klinische Psychiatrie geht als naturwissenschaftliche Disziplin von zwei grundlegenden Unterscheidungen aus. Sie scheidet einmal den Menschen von der Welt und zum anderen am Menschen das Soma von der Psyche; so zwar, daß der Mensch auf die Welt und diese auf ihn, das Soma auf die Psyche—und umgekehrt—wirken kann Hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Genese psychischer Störungen werden diese Wirkrichtungen aber nicht für gleichwertig angesehen. Es liegt in der Konsequenz ihres dualistischen Denkens, daß die Psychiatrie das Somatische als Angelpunkt konstituiert, und daß sie die von ihm ausgehenden Wirkungen als die letzthin entscheidenden ansieht. Streng genommen gilt dies auch für die psychogenen Störungen. Selbst dann, wenn diese nicht am Soma, sondern im Psychischen selbst zum Austrag kommen (z. B. als Pseudodemenz), kann ein konsequenter Dualismus die Rolle des Soma nicht außer acht lassen; denn dem Dualismus gilt alles Seelische als im Soma fundiert und repräsentiert, unbeschadet der Frage nach dem Wie dieses Zusammenhanges und dem Modus der gegenseitigen Einwirkungen, zu deren Erklärung er sich aber zumindest an das Modell der Kausalgenetik verwiesen sieht38.
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Tellenbach, H. (1961). Endogenität als Ursprung. In: Melancholie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12458-1_2
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