Zusammenfassung
Ausgehend von problematisierenden Rückfragen an programmatische Partizipationsdebatten diskutiert der Beitrag auf Basis von Expert*inneninterviews mit Lehrkräften von Fachschulen für Sozialpädagogik die Herausforderungen und Ambivalenzen einer partizipationsorientierten fachschulischen Erzieher*innenausbildung. Empirisch expliziert werden nicht nur Modi der (Ent)Problematisierung wahrgenommener Diskrepanzen von Partizipation als Unterrichtsinhalt und didaktischem Prinzip, sondern auch die Selbstpositionierungen der Befragten als handlungs(un)fähig innerhalb schulischer Organisationslogiken.
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Notes
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In historischer Perspektive sind Forderungen nach kindlicher Mitbestimmung allerdings keineswegs neu; sie sind vielmehr „Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels ethischer und pädagogischer Auffassungen in der Moderne“ (Weyers 2020, S. 124).
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Die Lesart liegt zumindest nahe, dass mit Auseinandersetzungen hier nicht Konflikte mit den Lehrkräften oder unter den Peers adressiert sind, sondern mehr die Beschäftigung mit dem Thema Partizipation.
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Kuhn, M. (2022). Von widersprüchlichen Verhältnissen, strukturellen Begrenzungen und ausgeloteten Spielräumen: Partizipation in der fachschulischen Erzieher*innenausbildung. In: Rollmann, O., Kirchner, A., Benedetti, S., Brück, N., Köbel, N. (eds) Moral – Menschenrechte – Demokratie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37698-7_8
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