Skip to main content

Der Fall Glarus Süd: Transdisziplinäre Verhandlungen zur Entwicklung von komplexen, mehrfach bedeutenden Landschaftsräumen

  • Chapter
  • First Online:
Kulturelle Vielfalt in Freiraum und Landschaft
  • 977 Accesses

Zusammenfassung

Landschaft entsteht im Zusammenspiel unterschiedlicher natürlicher und anthropogener Faktoren und verändert sich laufend unter zahlreichen Einflüssen. Das nachhaltige Gestalten dieses komplexen und wandelbaren Gebildes erfordert eine multiperspektivische und partizipative Landschaftskultur, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven zusammensetzt und sich auf unterschiedliche Maßstäbe und Kontexte bezieht. Landschaft ist ein offenes und wandelbares Gewebe von räumlichen, materiellen und immateriellen Bestandteilen. Der Essay thematisiert die Frage, wie ein umfassender und handlungsrelevanter Begriff von Landschaft für den konkreten Fall erarbeitet werden kann. Als Fallbeispiel dient die neue Großgemeinde Glarus Süd, die in einer alpinen Randregion mit industrieller Vergangenheit aus einer umfassenden Fusion kleinerer Gemeinden entstanden ist. Es geht darum, aus den theoretischen Erkenntnissen, der Landschaftsgeschichte sowie aus konkreten Landschaftsanalysen eine differenzierte und partizipativ aufgebaute Landschaftskultur zu aktivieren, die unterschiedliche Konzepte von Landschaft mit den Akteurinnen und Akteuren als Teilhabende am Prozess Landschaft zusammenbringt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Jackson initiierte bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine interdisziplinäre Debatte über Landschaft und legte den Grundstein für die transdisziplinären Cultural Landscape Studies.

  2. 2.

    Martin Prominski greift das landschaftstheoretische Konzept Jacksons auf und adaptiert es für den mitteleuropäischen Kontext.

  3. 3.

    Vor der Erfindung des Papiers waren die Trägermaterialien von Schrift knappes Gut – viele Pergamente wurden deshalb recycelt. Der alte Text wurde abgekratzt und ein neuer darübergeschrieben, wobei Teile des alten Textes noch immer durchschienen. Ein Palimpsest (gr. palimpsestos ‚wieder abgeschabt‘) ist ein antikes oder mittelalterliches Schriftstück, das durch Abschaben (Pergament) oder Abwaschen gereinigt und anschließend neu beschrieben wurde.

  4. 4.

    Seit Gründung des schweizerischen Bundesstaates hat sich das nationale Selbstverständnis als landschaftlich und kulturell vielfältiges, mit regionalen, ländlichen und städtischen Kulturen, entwickelt. Gebunden an topografische Räume und Sprachräume wurden Landschaftsverständnisse und -praxen unterschiedlich konturiert.

  5. 5.

    Die Wirksamkeit dieser Perspektive entfaltet sich in zwei Richtungen: in der touristischen Erschließung der Schweizer Landschaft und als Wahrnehmungsmuster, mit dem ähnliche Naturlandschaften auf der ganzen Welt als ‚Schweizen‘ erschlossen wurden.

  6. 6.

    Schab-Ziger ist ein traditionelles Milchprodukt aus der Region.

  7. 7.

    Der Begriff Länder wird v. a. für die Zeit der alten Eidgenossenschaft gebraucht: Die Länder werden den städtischen Orten gegenübergestellt. In den Urkunden tauchen diesbezüglich die Bezeichnungen ‚lant‘, ‚lender‘ auf.

  8. 8.

    Der Freulerpalast ist ein Beispiel für die frühbarocke Profanarchitektur im Alpenraum, heute ist hier das Museum des Landes Glarus untergebracht.

  9. 9.

    Das sogenannte ‚Glarner Wirtschaftswunder‘ beschreibt die strukturelle Veränderung und die internationale Vernetzung des Bergtales durch die Textilindustrie.

  10. 10.

    In den letzten zwei Jahrzehnten wurden in der Schweiz zahlreiche Gemeindefusionen vorgenommen. Da die Gemeinden in der Schweiz vergleichsweise viele politische und gesellschaftliche Geschäfte und Aufgaben direkt bearbeiten können, bilden sie die erste und wichtigste der drei staatstragenden Ebenen der Demokratie. Mit dieser relativen Autonomie ausgestattet, prägen sie auch zahlreiche landschaftsbezogene Fragen und Angelegenheiten.

  11. 11.

    In Fallstudien interessieren nicht die konkreten Einzelfälle, sondern vielmehr die dahinter liegenden Gesetzmäßigkeiten und Strukturen. Dieser Forschungsansatz ermöglicht es, kausale Beziehungen und Wirkungszusammenhänge zu erkennen.

  12. 12.

    Ziel dieser vernetzten Form der Datenerhebung lokaler Wahrnehmung ist die Entwicklung einer in diesen Daten verankerten (grounded) Sicht der Landschaft, die für die weitere Planung als Grundlage dienen soll.

  13. 13.

    Der Begriff Textur eignet sich aber im Besonderen auch zur Beschreibung komplexer räumlich-geografischer Landschaftskonstellationen.

Literatur

  • Benjamin, W. (1974–1989). Über den Begriff der Geschichte. In R. Tiedemann & H. Schweppenhäuser (Hrsg.), Gesammelte Schriften (Bd. I–VII). Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Berr, K. (Hrsg.). (2018). Transdisziplinäre Landschaftsforschung. Grundlagen und Perspektiven. Springer VS.

    Google Scholar 

  • Breuer, F., Muckel, P., & Dieris, B. (2018). Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung in die Forschungspraxis. Springer.

    Google Scholar 

  • Bucher, A., & Jaquet, M. (Hrsg.). (2000). Des Floralies aux jardins d’art. Un siècle d’exposition de paysagisme en Suisse. Von der Blumenschau zum Künstlergarten. Schweizerische Gartenbau-Ausstellungen. Les Archives de la Construction Moderne.

    Google Scholar 

  • Bundesamt für Umwelt (BAFU), & Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) (Hrsg.). (2017). Wandel der Landschaft. Erkenntnisse aus dem Monitoringprogramm Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES). Bern.

    Google Scholar 

  • Burckhardt, L. (1985). Landschaft und Gesellschaftsstruktur. In L. Burckhardt (Hrsg.), Die Kinder fressen ihre Revolution (S. 206–213). Dumont.

    Google Scholar 

  • Burckhardt, L. (2006). Warum ist Landschaft schön? In M. Ritter & M. Schmitz (Hrsg.), Warum ist Landschaft schön? Die Spaziergangswissenschaft. Martin Schmitz.

    Google Scholar 

  • Caminada, G. (2016). 9-Thesen-von-Gion-Caminada-2016. http://www.wogeno-pumera.ch/wp-content/uploads/2016/04/9-Thesen-von-Gion-Caminada-2016.compressed.pdf. Zugegriffen: 5. Juni 2020.

  • Corboz, A. (2001). Die Kunst, Stadt und Land zum Sprechen zu bringen. Birkhäuser.

    Book  Google Scholar 

  • Cordes, M. (2010). Landschaft – Erinnern: Über das Gedächtnis im Erfinden von Orten. Junius.

    Google Scholar 

  • Diener, R., Herzog, J., Meili, M., de Meuron, P., & Schmid, C. (2006). Die Schweiz – Ein städtebauliches Portrait. ETH Studio Basel. Birkhäuser.

    Google Scholar 

  • Erikson, E. (1975). Identität und Lebenszyklus. Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. (Hrsg.)(2005), Kunstführer durch die Schweiz. (Bd. 2, S. 26 f.). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK.

    Google Scholar 

  • Glarner Wirtschaftsarchiv. (online-Archiv). http://www.glarnerwirtschaftsarchiv.ch/. Zugegriffen: 16. Apr. 2021.

  • Hard, G. (1970). Der ‘Totalcharakter der Landschaft’: Re-Interpretation einiger Textstellen bei Alexander von Humboldt. Steiner.

    Google Scholar 

  • Ipsen, D. (2006). Ort und landschaft. Springer VS.

    Google Scholar 

  • Jackson, J. B. (1984). Discovering the vernacular landscape. Yale University Press.

    Google Scholar 

  • Jackson, J. B. (1997). Landscape in sight looking at America. Yale University Press.

    Google Scholar 

  • Krebs, S., & Franzen, B. (Hrsg.). (2006). Mikrolandschaften/Microlandscapes. Landscape Culture on the Move Gegenwartskunst + Theorie, 1. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.

    Google Scholar 

  • Kühne, O. (2008). Distinktion, Macht, Landschaft. Zur sozialen Definition von Landschaft. Springer VS.

    Google Scholar 

  • Kühne, O. (2009). Grundzüge einer konstruktivistischen Landschaftstheorie und ihre Konsequenzen für die räumliche Planung. Raumforschung und Raumordnung, 67(5), 395–404.

    Google Scholar 

  • Kühne, O. (2018). Landschaftstheorie und Landschaftspraxis. Eine Einführung aus sozialkonstruktivistischer Perspektive. Springer VS.

    Google Scholar 

  • Marchal, G., & Mattioli, A. (Hrsg.). (1992). Erfundene Schweiz. Konstruktionen nationaler Identität. Clio Lucernensis, 1. Chronos.

    Google Scholar 

  • Mathieu, J. (2015). Die Alpen. Raum – Kultur – Geschichte. Reclam.

    Google Scholar 

  • Meier, C., & Bucher, A. (2010). Die zukünftige Landschaft erinnern. Eine Fallstudie zu Landschaft, Landschaftsbewusstsein und landschaftlicher Identität in Glarus Süd. Haupt.

    Google Scholar 

  • Meinig, D. W. (Hrsg.). (1979). The interpretation of ordinary landscapes. Geographical essays. Oxford University Press.

    Google Scholar 

  • Müller-Jentsch, D., & Rühli, L. (2012). Zersiedelung in der Schweiz. https://www.avenir-suisse.ch/zersiedlung-in-der-schweiz/. Zugegriffen: 5. Juni 2020.

  • Petrarca, F. (1995). Die Besteigung des Mont Ventoux. Reclam (Erstveröffentlichung 1336).

    Google Scholar 

  • Prominski, M. (2004). Landschaft entwerfen. Zur Theorie aktueller Landschaftsarchitektur. Reimer.

    Google Scholar 

  • Ritter, J. (1963). Landschaft. Zur Funktion des Ästhetischen in der modernen Gesellschaft. Schriften der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster, 54. Aschendorff.

    Google Scholar 

  • Sarasin, P. (2011). Die Insel der Seligen und die Kultur der Bedrohung. In D. Skenderovic & B. Gerber (Hrsg.), Wider die Ausgrenzung – Für eine offene Schweiz. Zürich.

    Google Scholar 

  • Simmel, G. (1913). Philosophie der Landschaft. Die Güldenkammer, 3 (11), 635–644. https://socio.ch/sim/verschiedenes/1913/landschaft.htm. Zugegriffen: 12. März 2021.

  • Walter, F. (1995). Bedrohliche und bedrohte Natur. Umweltgeschichte der Schweiz seit 1800. Chronos.

    Google Scholar 

  • Weichart, P. (1990). Raumbezogene Identität. Bausteine zu einer Theorie räumlich-sozialer Kognition und Identifikation. Erdkundliches Wissen, 102. Steiner.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Annemarie Bucher .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2022 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Bucher, A. (2022). Der Fall Glarus Süd: Transdisziplinäre Verhandlungen zur Entwicklung von komplexen, mehrfach bedeutenden Landschaftsräumen. In: Kost, S., Petrow, C.A. (eds) Kulturelle Vielfalt in Freiraum und Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37518-8_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37518-8_5

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-37517-1

  • Online ISBN: 978-3-658-37518-8

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics