Zusammenfassung
In welchem Verhältnis stehen unterschiedliche theoretische/methodische Ansätze zueinander und welche unterschiedlichen Annahmen über ‚die Realität‘ machen sie? Diese Fragen kann man nicht mit den Begriffen und Instrumenten der Ansätze selbst beantworten, man braucht eine ‚neutrale‘ Position außerhalb der jeweiligen Theorien und Methoden. Einen solchen Rahmen herzustellen, ist Aufgabe von Wissenschaftstheorie. Diese ist – strenggenommen – ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit der Vorgehensweise und den Zielen der wissenschaftlichen Erkenntnisproduktion befasst. Wie unterscheidet sich überhaupt Wissenschaft vom Alltagswissen, und welche Rolle haben Werte in der Wissenschaft? Welche Auswirkungen haben Theorien und Methoden auf die solcherart produzierten Erkenntnisse? Entlang der Unterscheidung von induktiver und deduktiver Forschungslogik werden im Beitrag die gängigsten wissenschaftstheoretischen Positionen vorgestellt und diskutiert.
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Notes
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Bis in die 1990er Jahre war in der Politikwissenschaft die Einteilung in empirisch-analytische, normativ-ontologische und kritisch-dialektische Schule gebräuchlich. Ihnen wurde ein technisches, ein praktisches und ein emanzipatorisches Erkenntnisinteresse zugeordnet.
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Siehe die bekannte Lipset-These, nach der nur in wohlhabenden Gesellschaften mit geringer Armut sich die Bevölkerung in ausreichendem Maß an der Politik beteiligen und den Versuchungen von Demagogen widerstehen konnte, so dass sich Demokratie dauerhaft etablieren konnte (Lipset 1959). Anders formuliert seien abnehmende Klassenunterschiede und eine wachsende Mittelschicht Voraussetzungen für Demokratisierung.
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Konstruktivismus als Theorie der Internationalen Beziehungen geht allerdings über den erkenntnistheoretischen Konstruktivismus hinaus und umfasst auch eine Reihe weiterer Annahmen über internationale Akteure und ihr Verhalten.
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Vgl. dazu Spinner (1978, S. 543): „Zur einzelwissenschaftlichen Forschung trägt die Wissenschaftstheorie nichts von Belang bei. Sie ist nicht der Wegweiser der Wissenschaft oder gar des ganzen Lebens, sondern nimmt deren Ergebnisse – wenn überhaupt – erst im Nachhinein zur Kenntnis. Nachdem die moderne Wissenschaftstheorie überzogene Führungsansprüche gegenüber der Wissenschaft aufgegeben hat und unhaltbare Positionen räumen mußte, beschränkt sie sich, bescheidener geworden, wieder auf das Rekonstruktionsgeschäft, dass sie recht und schlecht erledigt.“
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Krumm, T. (2022). Wissenschaftstheoretische Positionen. In: Tausendpfund, M. (eds) Forschungsstrategien in den Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36972-9_2
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