Zusammenfassung
Dieser Beitrag untersucht den Bedeutungswandel der sozialpartnerschaftlichen Interessenpolitik am Beispiel der österreichischen Migrationspolitik. Anhand von zwei Fallstudien zur Rot-Weiß-Rot-Karte und zur Asylmigration wird gezeigt, dass die sozialpartnerschaftliche Autonomie in diesem Handlungsfeld angesichts veränderter politischer Kräfteverhältnisse, aber auch durch veränderte wirtschaftliche Feldgrenzen in der EU rückläufig ist. Hiervon sind Arbeitgeber- und Arbeitnehmer*innenvertretungen in unterschiedlicher Weise betroffen. Während die WKO weiterhin über einen Regierungszugang verfügt, sind die Zugangswege für Arbeitnehmer*innenvertretungen weitgehend blockiert.
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Notes
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In einem konservativen Wohlfahrtsstaat wie Österreich ist „Vollbeschäftigung“ ein relatives Konzept und bezog sich zumindest in der Vergangenheit auf männliche Arbeitnehmer. Frauen waren bis 1975 auf die Einwilligung des Ehemannes oder Vaters angewiesen, um einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Während Länder wie Österreich und Deutschland in den Wachstumsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte versuchten, einen Arbeitskräftemangel zu beheben, setzten sozialdemokratische Wohlfahrtsstaaten wie Schweden stärker auf die Erhöhung der weiblichen Erwerbsrate (Naumann 2005, S. 53–54).
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Dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehören neben den 27-EU-Mitgliedsstaaten auch noch Norwegen, Island und Liechtenstein an, die ebenfalls die Binnenmarktregeln anwenden. Die Schweiz ist nicht Teil des EWR, hat aber ein bilaterales Freizügigkeitsabkommen mit der EU abgeschlossen.
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Eine andere Frage ist, inwieweit diese inklusiven Positionen auch die Haltungen der Mitgliedschaft in den einzelnen Gewerkschaften widerspiegeln. Eine Analyse von Daten des European Social Survey für den Zeitraum 2008–2018 zeigt, dass die Haltungen von Gewerkschaftsmitgliedern zu Zuwanderung in Österreich nahezu ident sind mit denen von Nichtgewerkschaftsmitgliedern. Insgesamt dokumentieren die Daten eine stärker zuwanderungskritische Haltung in Österreich als in den meisten anderen EU-15-Staaten. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der politische Diskurs im Land stärker die Haltung der einzelnen Gewerkschaftsmitglieder beeinflusst als offizielle Gewerkschaftspositionen zu Antidiskriminierung und Migration.
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Krings, T. (2022). Sozialpartnerschaft und Migrationspolitik. In: Pernicka, S. (eds) Sozialpartnerschaftliche Handlungsfelder: Kontinuitäten, Brüche und Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36913-2_10
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