Decolonize Your Body!

Zusammenfassung

Obwohl Körper die Orte sind, an denen Kolonialismus und Postkolonialismus am direktesten wirken, werden sie in den Debatten um Kolonialismus und Postkolonialismus verhältnismäßig wenig explizit adressiert. Wie auf Sprache, Kultur, Geschichte und Identität(en) prägen koloniale Praxen und der (post)koloniale Blick den eigenen Blick auch auf den Körper. Schließlich war der Kolonialismus selbst ein gendered project: Der Westen/Okzident verstand sich als männlich, logisch und aktiv, während er den Osten/Orient als weiblich, passiv, irrational oder gefährlich und hinterlistig imaginierte. Das auf diesem Weg generierte sogenannte rassistische Wissen beeinflusst nicht nur individuelle (Vor)urteile, sondern durchdringt unser gesamtes gesellschaftliches Wertesystem, es ist sozusagen die Luft, die wir atmen – so allgegenwärtig, dass wir es gar nicht als solches wahrnehmen (Terkessidis, 1998). Demnach ist Entkolonisierung nicht nur ein externer, sondern auch ein interner Prozess – eben weil Menschen nicht außerhalb der Wissenssysteme, in denen sie leben, denken, sondern von diesen immer in komplexen Formen durchdrungen sind. Dieser Essay ist daher auch und vor allem als Wunsch nach einem Mehr an Forschung und Praxis zur Dekolonialisierung unserer eigenen Körper zu lesen.

Journalistin und Autorin