Zusammenfassung
Ländliche Räume werden zunächst häufig mit dem demografischen Phänomen der Abwanderung der lokalen Bevölkerung assoziiert, was in vielen Fällen auch zutrifft. Dennoch findet gleichzeitig auch (internationale) Zuwanderung statt, ein Umstand, der in Forschung und praktischer Gestaltung erst wenig Aufmerksamkeit findet. Der vorliegende Beitrag greift dieses Forschungsfeld auf und analysiert aus interventionsforschungsorientierter Sicht anhand eines ländlichen Bezirks in Kärnten dessen Aktivitäten im Umgang mit dem Thema Zuwanderung.
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Notes
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BGBl. I Nr. 68/2017.
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Wenn nur eine Geschlechtsform angeführt ist, wird damit gekennzeichnet, dass nur Vertreter bzw. Vertreterinnen eines Geschlechts anwesend waren.
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Unter „partizipative Projektworkshops“ werden im gegenständlichen Fallbeispiel Workshops verstanden, in denen mit anwesenden Stakeholdern gemeinsam Projektinhalte erarbeitet wurden bzw. inhaltliche Konzeptionen diskutiert und aus der Sicht von PraktikerInnen oder Betroffenen auf ihre Anwendbarkeit und Nützlichkeit kritisch reflektiert wurden. Als Stakeholder sind in diesem Zusammenhang Personen gemeint, die ein persönliches Interesse oder ein durch die Organisation, für die sie tätig sind, begründetes Interesse an der Projektthematik haben. Konkret waren dies u. a. AmtsleiterInnen, MitarbeiterInnen von Meldebehörden, MitarbeiterInnen in Erwachsenenbildungseinrichtungen und zugewanderte Menschen.
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Die Sektoren der Volkswirtschaft können aus entwicklungstheoretischer Sicht gegliedert werden in: Primärer Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei), Sekundärer Sektor (Bergbau, Sachgüterproduktion – Waren produzierendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung, Bauwesen; auch Produktionssektor genannt) und Tertiärer Sektor (markt- und nichtmarktmäßige Dienstleistungen wie Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie; auch Dienstleistungssektor genannt) (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2018; Statistik Austria 2019, S. 47).
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Zur Entwicklung des ländlichen Raums stellt die Europäische Union Fördermittel bereit. Voraussetzung für das Lukrieren von Fördermitteln ist u. a., dass in der Region unterschiedliche öffentliche und nicht-öffentliche Institutionen zusammenarbeiten. Dazu werden vor Ort Lokale Aktionsgruppen (LAGs) eingerichtet, die von einem Vorstand geleitet werden. Die RegionalmanagerInnen unterstützen die Gremien in den LAGs und haben zur Aufgabe, aufgrund ihres Wissens um regionale Rahmenbedingungen und Potentiale, die Regionen individuell zu stärken und weiterzuentwickeln (RM – Kärnten 2020).
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LEADER ist eine Förderinitiative der Europäischen Union, steht für Liaison entre Actions de Développement de l'Economie Rurale und soll Aktivitäten zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft fördern. Zum Zug kommen dabei vor allem innovative Strategien, welche die eigenständige Entwicklung ländlicher Regionen in Hinblick auf ländlichen Lebensraum, ländlicher Wirtschaft und Lebensqualität fördern (vgl. Amt der Oö. Landesregierung 2013). Wesentliche Elemente des LEADER-Förderansatzes sind u. a. der territoriale Ansatz (lokale Entwicklungsstrategien, die für genau umrissene ländliche Gebiete zugeschnitten sind und dadurch gut regionale Besonderheiten berücksichtigen können), der partnerschaftliche Ansatz (lokale öffentlich-private Partnerschaften), der Bottom-up-Ansatz (Strategien und Projekte werden in den Regionen selbst entwickelt) sowie der innovative Ansatz (beschreiten neuer, kreativer Wege). Außerdem wird stark auf Kooperation (nationale und transnationale Kooperationsprojekte) und Vernetzung und Erfahrungsaustausch (auf nationaler und europäischer Ebene) Wert gelegt (vgl. Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus 2020).
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„Mapping“ meint in diesem Zusammenhang das Sammeln, Zusammentragen und in Beziehung setzen von IntegrationsakteurInnen, Angeboten, bestehenden und notwendigen/gewünschten Interaktionen zwischen den AkteurInnen gemeinsam mit den anwesenden WorkshopteilnehmerInnen.
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Gruber, M. (2021). Reflexive Betrachtungen zu integrationspolitischen Interventionen im ländlichen Raum . In: Paul-Horn, I., Rabl, T. (eds) Forschung, die eingreift. Schriften zur Gruppen- und Organisationsdynamik, vol 13. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32991-4_3
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