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Theoretischer Rahmen und Hypothesen

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Lehramtsstudium mit Migrationshintergrund
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Zusammenfassung

Das folgende Kapitel hat zum Ziel, das theoretische Gerüst der Arbeit zu erschließen und daran anknüpfend die Forschungshypothesen zu formulieren.

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Notes

  1. 1.

    Personen, die eine Studienberechtigung erhalten haben, sind in ihren erzielten schulischen Leistungen als auch den getroffenen Bildungsentscheidungen positiv selektiert (Schindler und Reimer 2010: 626). Auf Personen mit Migrationshintergrund trifft dies in besonderem Maße zu (Kristen et al. 2008: 133).

  2. 2.

    Im Rahmen der hier interessierenden Forschungsfrage geht es im Folgenden um die Studienwahl. Weil diese allerdings eine spezielle Form der Berufswahl abbildet, wird in Anlehnung an einzelne Theorien auch von „Berufswahl“ gesprochen.

  3. 3.

    Ein Literaturüberblick zu diesem Thema wurde in Abschnitt 2.1 „Forschung zu (angehenden) Lehrkräften in der BRD“ dargelegt (vgl. S. 17 ff.).

  4. 4.

    Empirische Studien, die diese theoretischen Annahmen stützen liefern u. a. Gottfredson und Holland 1990: 396 sowie Bergmann (1998: 40 ff.) für die Zufriedenheit mit dem Studium.

  5. 5.

    Streng genommen liegt hier eine „inkongruenz“ vor, wenn Individuen in Berufswelten tätig sind, die von ihren persönlichen Interessen nach dem Modell von Holland maximal entfernt sind. Holland beschreibt dieses Nichtpassungsverhältnis allerdings als „schwache Kongruenz“ (Holland 1997: 31).

  6. 6.

    Als Beispiel für den stattfindenden Wandel in der Zuordnung von Berufen zu bestimmten Interessensdimensionen lässt sich der FriseurInnenberuf aufführen. Diesem wurde im Jahr 2005 als Primärdimension der soziale Interessenstyp zugeordnet. Der Code „social“ in der Primärdimension wurde vielen handwerklichen Berufen zugewiesen, die primär durch Frauen ausgeübt werden. Zehn Jahre später hingegen wurde der FriseurInnenberuf dem Primärtyp „artistic“ zugeordnet. Dieses Beispiel zeigt auf, inwiefern ein Zuordnungswechsel stattfinden kann, der nicht zwangsläufig auf Veränderungen in den beruflichen Tätigkeiten, sondern auf gesellschaftlichen Umwertungs- und Wahrnehmungsprozessen beruht (Faulstich-Wieland und Scholand 2017: 34). Das bedeutet also, dass die Anzahl sowie Definition der Berufe, die typischerweise als „Frauenberufe“ bezeichnet werden, je nach Zeit und kulturellem Kontext variiert (Ratschinski 2009: 90), was die Kritik darüber bestärkt, dass Interessensdimensionen keine stabilen Kategorien abbilden.

  7. 7.

    In der Neuauflage von 1997 weist Holland allerdings darauf hin, dass seine Annahmen auch für Minderheitengruppen in den USA Gültigkeit besitzen (Holland 1997: 156 ff.).

  8. 8.

    Diese migrationsspezifischen Ressourcen werden auch unter dem Begriff der „positiven sekundären Effekte“ (Kuhnt 2017: 224) bzw. „Ethnic choice effects“ (Tjaden und Hunkler 2017) in der Literatur diskutiert.

  9. 9.

    „Asian American achievement Paradox“ meint den außergewöhnlich hohen Bildungserfolg von asiatischen Einwander(er)innen im Vergleich zu anderen Einwander(er)innengruppen sowie der einheimischen Bevölkerung in den USA (Kao und Tienda 1995: 9; Vegas et al. 2001: 435).

  10. 10.

    Die Definition von „Frames“ als Rahmung von Situationen bzw. Deutungsmuster, die das Handeln von Individuen strukturieren ist anschlussfähig an die Frame-Definition von Hartmut Esser, welche er in seinem Modell der Frame-Selektion vorlegt. Esser zufolge sind Frames mentale Modelle, die sozial geteilt werden und als Teil der Identität typische Alltagshandlungen steuern (Esser 2003: 360 ff.).

  11. 11.

    Damit Frames nicht lediglich als Bildungsaspirationen ohne praktische Konsequenzen verbleiben, benötigen sie institutionelle Unterstützung und verstärkende Mechanismen, welche aus dem zur Verfügung stehendem ethnischen Kapital geschöpft werden. Für eine ausführliche Darlegung dieser Mechanismen, die aufzeigen inwiefern Frames den tatsächlichen Bildungserfolg und die Bildungsmobilität beeinflussen, siehe Lee und Zhou 2014: 41 ff.

  12. 12.

    Im US-Notensystem werden üblicherweise Noten in Form von Buchstaben vergeben. Die beste Note entspricht dem Buchstaben A gefolgt von B, C und D. Am Ende der Notenskala stehen die Buchstaben E und F, die bei Nichtbestehen vergeben werden (Seyfang 2015: 4).

  13. 13.

    „Ethnisches Kapital“ meint hier kulturelle wie soziale Ressourcen, die innerhalb ethnischer Gruppen mobilisiert werden und den Bildungserfolg begünstigen können. Im Folgenden wird dieser Zusammenhang näher beschrieben. Damit ist hingegen nicht das „herkunftsspezifische Kapital“ gemeint, das insbesondere für die Benachteiligung von Personen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem als Ursache aufgeführt wird. Und zwar insofern, dass spezifische Ressourcen (bspw. Sprachfähigkeiten, Wissen über das Bildungssystem) aus dem Herkunftsland im Zielland an Wert verlieren und nicht verwertet werden können (Esser 2006: 39 ff.).

  14. 14.

    Für eine direkte Anwendung der Theorie auf die Bundesrepublik wäre es allerdings notwendig zu untersuchen, was Personen mit Migrationshintergrund unter Bildungserfolg verstehen und ob sich die Definitionen über ethnische Gruppen hinweg unterscheiden. Diese Frage kann im Rahmen der vorliegenden Studie nicht beantwortet werden. Sie ist allerdings auch nicht von essentieller Bedeutung. Vielmehr geht es hierbei darum, theoretische Erklärungen für die Präferenz bzw. Ablehnung bestimmter Studienfächer darzulegen und diese spezifischen Annahmen aus der Theorie empirisch zu prüfen.

  15. 15.

    Die formale Grundgleichung für die allgemeine Handlungstheorie, welche die Grundlage der Ungleichung für die Bildungsentscheidung bildet, lautet \(SEU\left(Ai\right)= \sum pij*Uj\). Das bedeutet, dass „für jede der n Alternativen jeweils das Produkt des Wertes der jeweiligen Folge mit der Wahrscheinlichkeit, dass die Alternative i zur Folge j führe, gebildet wird und dass über alle n Folgen die Summe dieser Produkte aus Wert-mal-Erwartung gebildet wird“ (Esser 1999: 257).

  16. 16.

    Wenn die Bildungsentscheidung an sich betrachtet wird, bestehen die Alternativen bei der Wahl eines Lehramtsstudiums aus folgenden Handlungsoptionen: Die Wahl jedes anderen möglichen Studienabschlusses, die Wahl jeder möglichen Ausbildung ohne Studium und keine Ausbildung. In dem Fall wäre die Entscheidung deutlich komplexer. Da im Rahmen dieser Studie allerdings das Forschungsinteresse auf die Studienwahl beschränkt ist, lässt sich eine vereinfachte Darstellung der Berufswahlentscheidung heranziehen.

  17. 17.

    Dies zeigt sich unter anderem darin, dass dem muttersprachlichen Unterricht in Deutschland eine eher untergeordnete Bedeutung zukommt, im Vergleich zu Ländern wie Kanada und Schweden beispielsweise, in denen der Herkunftssprachenunterricht breiter ausgebaut und in den Schulunterricht integriert ist (Löser 2010: 167). In Deutschland hingegen zeigt sich vielmehr eine problematische Perspektive auf die kulturelle Vielfalt in dem Sinne, dass Herkunftssprachen eher als nicht förderlich für die Integration und den Bildungserfolg erachtet werden (Becker 2016: 35, Hüpping 2017: 207). Dabei ist festzustellen, dass trotz der zunehmenden Bilingualität der SchülerInnen die Monolingualiät der Schule weiterhin als Norm gilt, und die Mehrsprachigkeit eine Abweichung davon bildet (Becker 2016: 40). An der Diagnose von Gogolin aus dem Jahr 1994 scheint sich somit auch nach 25 Jahren nicht viel geändert zu haben.

  18. 18.

    Eine weitere Möglichkeit die Annahmen Hollands im Rational-Choice-Modell Essers zu modellieren bestünde darin, diese anstatt unter den Nutzenargumenten im Rahmen der Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit zu modellieren. Die subjektive Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit sollte nämlich höher bewertet werden, wenn das Studienfach den Interessen und Fähigkeiten entspricht (Neugebauer 2013: 160). Allerdings erscheint in diesem Rahmen die Argumentation über die Nutzenkomponente sinnvoller, da das Interesse an einem Studienfach als Grundlage für die nähere Befassung mit der Studienwahl und der Erfolgswahrscheinlichkeit betrachtet wird.

  19. 19.

    Für eine bessere Übersichtlichkeit werden die Hypothesen selbst eher allgemein gehalten, indem sie in Anlehnung an die einzelnen übergeordneten theoretischen Konstrukte formuliert werden. Diese werden allerdings im Rahmen der Hypothesengenerierung anhand konkreter Beispiele näher spezifiziert.

  20. 20.

    Vielfach diskutiert ist hierbei das Problem der Messung der einzelnen theoretischen Komponenten. Für eine ausführliche Diskussion über die empirische Anwendung des Rational-Choice-Konzeptes siehe z. B. Diekmann 1996.

  21. 21.

    In direkter Anlehnung an Tintos Modell legt Gesk (2001) ein Modell des Studienabbruchs an pädagogischen Hochschulen vor, welches eine Erweiterung der zweigliedrigen Integrationsdimension mit der zusätzlichen Kategorie der „berufspraktischen Integration“ enthält. Diese ist spezifisch für das Lehramtsstudium von Bedeutung. Sie umfasst die Einschätzung der Fähigkeiten aus Lehrerfahrungen, die während des Studiums gewonnen werden. Durch die gesonderte Aufführung als zusätzliche Kategorie wird zwar dieser lehramtsspezifischen Dimension zusätzliche Aufmerksamkeit gewidmet, jedoch lässt sich diese auch gut in die Kategorie der akademischen Integration einordnen, wo es im Modell von Tinto auch um die persönliche Kompetenzentwicklung im Rahmen des Studiums geht. Praktischen Lehrerfahrungen sind schließlich Teil des Lehramtsstudiums. Aus diesem Grund und aufgrund der Analogie beider Erklärungsmodelle wird an dieser Stelle auf eine gesonderte Darlegung dieses erweiterten Modells verzichtet.

  22. 22.

    Auch dieses Kapitel ist dadurch gekennzeichnet, dass die Integration der Theorien in direkter Anlehnung an Studienerfolgsindikatoren erfolgt, die im allgemeinen Modell nach Blüthmann et al. (2008) dargelegt sind. Eine von den spezifischen Indikatoren losgelöste theoretische Begründung erscheint nicht sinnvoll. Allerdings werden diese Indikatoren anhand der dargelegten Erklärungsmodelle theoretisch untermauert.

  23. 23.

    Wie bereits in Abschnitt 3.1.5 erläutert, dient die Abbildung lediglich der vereinfachten Darstellung der Hypothesenstruktur ohne Anspruch auf Vollständigkeit (Interaktionseffekte) bzw. Verweise zu den Richtungen der erwarteten Effekte (positiv / negativ).

  24. 24.

    Zu dieser theoretischen Annahme lassen sich zudem empirische Befunde ergänzen, die zeigen ab welchem Erwerbsumfang negative Effekte auf den Studienerfolg zu erwarten sind. Diese zeigen, dass eine Erwerbsbeteiligung von 19 Stunden die Woche und mehr hinderlich für das Studium ist (Brandstätter und Farthofer 2003: 140).

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Gülen, Ș. (2021). Theoretischer Rahmen und Hypothesen. In: Lehramtsstudium mit Migrationshintergrund. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32882-5_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-32882-5_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-32881-8

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