Skip to main content

Führung – Funktion, Rolle, Professionalität

  • Chapter
  • First Online:
Führung in Verwaltung und Polizei
  • 2305 Accesses

Zusammenfassung

In diesem Kapitel werden Grundlagen der Führung aus organisationssoziologischer Perspektive dargestellt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Kaduk et al. 2017 sprechen in diesem Sinne auch von „Musterbrechern“.

  2. 2.

    Um ein Beispiel zu nennen: Wenn Polizisten neben ihrer Rolle als Vollzugsbeamte an Journalisten oder Rechtsanwälte Drohbriefe schreiben, dann agieren sie nicht in ihrer organisationalen Mitgliedschaftsrolle, sondern als idiosynkratische „Personensysteme“, die die Ordnungsverwaltung, mithin den Staat, als rechtlich legitimiertes Gewaltmonopol substanziell bedrohen.

  3. 3.

    Dieses soziologische Verständnis von „Anschlussfähigkeit herstellen“ unterscheidet sich grundsätzlich von psychologisierenden Ansätzen, die davon ausgehen, dass Führungskräfte via Kommunikation und Interaktion in das personale System des Mitarbeiters „transformativ“ eindringen können. Hier herrscht eine pädagogisierende, man könnte auch sagen „psychiatrisierende“ Überforderung der Führungsfunktion und -rolle vor. Der aktuelle Diskurs zur „Transformativen Führung“ steht exemplarisch für dieses intrusive Führungsverständnis (s. Bass 1985; Thielmann und Weibler 2014; krit. Reichenbach 2003, S. 775–789; Neuberger 2002, S. 195 f.). Dieses Führungsverständnis begreift sich selbst als „menschlich“, „human“ und nachhaltig motivierend; in soziologischer Perspektive handelt es sich dabei eher um wenig überzeugende Übergriffshandlungen, durchaus herrschaftssoziologisch kritisierbar, die zudem in der Praxis – trotz aller wissenschaftlichen Beschwörung – wenig bewirkt.

  4. 4.

    Kritisch zum instrumentalistischen Organisationsverständnis und zur Depotenzierung der Führung als bloßem Erfüllungsgehilfen der Hierarchie und der formalen Organisation – aus verwaltungswissenschaftlicher Sicht: s. Bogumil et al. 2008; s. a. Koch und Vogel 2012, S. 149–175.

  5. 5.

    Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive wird auf diese prekäre Machtbalance zwischen Führung und Mitarbeitern mit dem Konzept der „Principle-Agent-Theorie“ aufmerksam gemacht (Ebers und Gotsch 1999).

  6. 6.

    Anselm Strauss hat dies sehr anschaulich am Beispiel des Krankenhauses, mithin an der unter den Kollegen ausgehandelten Arbeitsteilung gezeigt; der plastische Begriff hierfür lautet „Negotiated order“ – „ausgehandelt Ordnung“ i. S. eines eingespielten Kooperationsmusters zwischen Kollegen innerhalb einer als auch zwischen unterschiedlichen Organisationseinheiten (Strauss und Glaser 1980).

  7. 7.

    Bei diesen Aushandlungsprozessen handelt es sich i. d. R. nicht um explizite, offene bzw. diskursiv geführte Verhandlungen (s. Pongratz 2017, S. 157–183, s. a. Pongratz 2003a, b). Dafür fehlt in vielen Fällen die Zeit; zugleich aber kann die Macht und der tatsächliche Einfluss der Mitarbeiter (ihr Wissen, ihr operativer Informationsvorsprung und ihr informelles Kontaktpotenzial) nicht offen, also auf formaler Ebene verhandelt werden. Er fällt unter die Rubrik „brauchbare Illegalität“ und muss daher in einer Zone der Kommunikationslatenz (Kühl 2009, working paper 2/2009) verbleiben. Nur so kann die Organisation sich, d. h. ihre formale, aber zugleich auch ihre informale Wirklichkeit als brauchbare Ressource schützen. Die Aushandlungsprozesse bleiben also eher implizit.

  8. 8.

    Für die Führungskräfte der Querschnittsämter in Kommunal- oder Landesverwaltungen, etwa Personalamt, Rechnungsprüfungsamt, Controlling, Kämmerei usw. ist der externe Kommunikationsbezug ggfs. nicht von zentraler Bedeutung – umso mehr allerdings für Polizeidienststellen/Polizei-Inspektionen, aber auch Jugendämter, Kitas und Schulen, die grundsätzlich mit hoch empfindlichen, sehr genau beobachtenden und skandalisierungsgeneigten Umwelten zu tun haben.

  9. 9.

    Dass relevante Informationen zwischen den Hierarchien, Funktionsbereichen und den für sie relevanten Kommunikationsforen fließen können, wird in der heutigen Verwaltung längst nicht mehr ausschließlich über formale Kommunikationswege, die Führungskräfte oder den klassischen Flurfunk erledigt. Heute existieren vielfältige Kommunikationskanäle – vom E-Mail-Verkehr über das Internet bis hin zu den teilweise von den Behörden selbst eingeführten sozialen Netzwerken. Umso fordernder und notwendiger ist heute die Kommunikationsarbeit der Führungskräfte, das „Sensemaking“ und das Orientieren der Mitarbeiter bezüglich dessen, was wirklich relevant ist.

  10. 10.

    Entkopplung ist genauso wichtig wie die Kopplung: Würde jede Information – von oben nach unten und umgekehrt – einfach weiter gegeben, so würde dies zur Überlastung der betreffenden Funktionsebene führen: „Da die Filterung der Information (…) in der Fachliteratur zumeist als bedauerliche Nebenerscheinung abgetan wird, muss auf diese notwendigen Funktionen (…) hingewiesen werden. Sie erhalten die Gliederung des Systems und dienen der Bewusstseinsentlastung“ (Luhmann 1964, S. 211).

Literatur

  • Bass BM (1985) Leadership and performance beyond expectations. Free Press, New York

    Google Scholar 

  • Baumann Z (2000) Vom Nutzen der Soziologie. Suhrkamp, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Behrendes U (1988) Von der Eilzuständigkeit zur Allzuständigkeit? Die polizeilichen Zuständigkeiten nach dem Vorentwurf (VE 86) zur Änderung des Musterentwurfs (ME 77) eines einheitlichen Polizeigesetzes des Bundes und der Länder. Die Polizei 79:220–228

    Google Scholar 

  • Behrendes U (2002) Aufgaben der Polizei im Rahmen der staatlichen und kommunalen Kriminalprävention. In: Pitschas R (Hrsg) Kriminalprävention und „Neues Polizeirecht“. Duncker & Humblot, Berlin, S 109–151

    Google Scholar 

  • Behrendes U (2013) Orientierungspunkte einer Bürger(rechts)polizei. In: Frevel B, Groß H (Hrsg) Empirische Polizeiforschung XV: Konzepte polizeilichen Handelns. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main, S 112–139

    Google Scholar 

  • Bogumil J, Grohs S, Kuhlmann S, Ohm A-K (2008) Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell (Eine Bilanz kommunaler Verwaltungsmodernisierung. Sigma/Nomos, Baden-Baden

    Google Scholar 

  • Crozier M, Friedberg E (1979) Macht und Organisation – Die Zwänge kollektiven Handelns. Athenäum, Königstein/Ts

    Google Scholar 

  • Cyert RM, March JG (1963) A behavioral theory of the firm. Blackwell, Cambridge

    Google Scholar 

  • Ebers M, Gotsch W (1999) Institutionenökonomische Theorien der Organisation. In: Kieser A (Hrsg) Organisationstheorien. Kohlhammer, Stuttgart, S 199–251

    Google Scholar 

  • Feltes T (1994) New philosophies in policing. Police Stud 17(2):29–48

    Google Scholar 

  • Girschner W (1990) Theorie sozialer Organisationen – Eine Einführung in Funktionen und Perspektiven von Arbeit und Organisation in der gesellschaftlich-ökologischen Krise. Juventa, Weinheim

    Google Scholar 

  • Kaduk S, Osmetz D, Wüthrich HA (2017) Musterbrecher X – Ein Prospekt für mutige Führung. Mumann, Hamburg

    Google Scholar 

  • Kleinmann B (2015) Leadership in Administration. In: Kühl S (Hrsg) Schlüsselwerke der Organisationsforschung. Springer VS, Wiesbaden, S 626–630

    Google Scholar 

  • Koch R, Vogel R (2012) Paradigmen-Konkurrenz im Public Management – Zur Kritik des Diskurses um Management-Entwicklungen. Springer Gabler, Wiesbaden

    Google Scholar 

  • König O, Schattenhofer K (2012) Einführung in die Gruppendynamik. Carl-Auer-Systeme, Heidelberg

    Google Scholar 

  • Kühl S (2009) Zum Verhältnis von Beobachtungs- und Kommunikationslatenzen in Beratungsprozessen, Working Paper 2/2009. file:///C:/Users/Ready2Go/Downloads/a-Beobachtungs-und-Kommunikationslatenz-3-Endfassung-090309(3).pdf, ohne Seitenangaben. Zugegriffen am 07.07.2020

    Google Scholar 

  • Kühl S (2010a) Hierarchien – Die „heilige Ordnung“ der Organisation – Zum Zusammenspiel von „Überwachung von Mitarbeitern“ und „Unterwachung von Vorgesetzten“; Working Paper 8/2010. https://docplayer.org/17703399-Hierarchien-die-heilige-ordnung-der-organisation.html. Zugegriffen am 07.07.2020

  • Kühl S (2010b) Ächtung des Selbstlobs und Probleme der Kompetenzdarstellung. In: Kurtz T, Pfadenhauer M (Hrsg) Soziologie der Kompetenz. VS Verlag, Wiesbaden, S 275–293

    Chapter  Google Scholar 

  • Kühl S, Schütz M (2018) Organisationskultur – Verwaltungskultur: Eine neue Perspektive auf ein altes Thema. PersV – Die Personalvertretung. Festschr gesamten Personalwesens für Personalvertretungen und Dienststellen 61(8):297–311

    Google Scholar 

  • Luhmann N (1964) Funktionen und Folgen formaler Organisation. Duncker & Humblot, Berlin

    Google Scholar 

  • Luhmann N (2005a) Die Weltgesellschaft. In: Luhmann N (Hrsg) Soziologische Aufklärung 2. VS, Wiesbaden, S 63–89

    Chapter  Google Scholar 

  • Luhmann N (2005b) Funktionale Methode und Systemtheorie. In: Soziologische Aufklärung – Soziologische Aufklärung 1 Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. VS, Wiesbaden, S 39–68

    Chapter  Google Scholar 

  • Luhmann N (2016) Der neue Chef. In: Kaube J (Hrsg) Der neue Chef. Suhrkamp, Berlin, S 7–43

    Google Scholar 

  • Lührmann T (2006) Führung, Interaktion und Identität. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

    Google Scholar 

  • March JG (1994) A primer on decision making. How decisions happen. The Free Press, New York

    Google Scholar 

  • March JG, Simon HA (1958) Organizations. Wiley, New York

    Google Scholar 

  • Mintzberg H (1973) The nature of managerial work. Longman, New York

    Google Scholar 

  • Mintzberg H (1975) The manager’s job: folklore and fact, Harvard Business Review July-August 1975. file:///C:/Users/Ready2Go/Downloads/02e33bd2a4ee783c5823b3fe3183ecd3dfaf.pdf. Zu-gegriffen am 26.07.2019, S. 12–20

    Google Scholar 

  • Muster J, Büchner S, Hoebel T, Koepp T (2020) Führung als situativ erfolgreiche Einflussnahme in kritischen Momenten Grundzüge, Implikationen und Forschungsperspektiven. In: Barthel C (Hrsg) Managementmoden in der Verwaltung – Sinn und Unsinn. Springer Gabler, Wiesbaden

    Google Scholar 

  • Neuberger O (2002) Führen und führen lassen. Lucius & Lucius, UTB, Weinheim

    Google Scholar 

  • Ortmann G (2003) Regel und Ausnahme – Paradoxien sozialer Ordnung. Suhrkamp, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Pongratz HJ (2003a) Die Interaktionsordnung von Personalführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

    Book  Google Scholar 

  • Pongratz HJ (2003b) Die Interaktionsordnung von Personalführung. Inszenierungsformen bürokratischer Herrschaft im Führungsalltag. VS/Springer, Wiesbaden

    Book  Google Scholar 

  • Pongratz HJ (2017) Personalführung in der Polizei: Diskrepanzen von Verfügungsanspruch und Aushandlungsbedarf. In: Barthel C, Heidemann D (Hrsg) Führung in der Polizei – Bausteine für ein soziologisch informiertes Führungsverständnis. Springer Gabler, Wiesbaden, S 157–183

    Google Scholar 

  • Reichenbach R (2003) Pädagogischer Kitsch. Z f Päd 49(6):775–789

    Google Scholar 

  • Schimank U (2002) Handeln und Struktur – Einführung in die akteurtheoretische Soziologie. Juventa, Weinheim

    Google Scholar 

  • Schwarz G (2019) Die „Heilige Ordnung“ der Männer: Hierarchie, Gruppendynamik und die neue Genderlogik. Springer, Wiesbaden

    Book  Google Scholar 

  • Selznick P (1984) Leadership in Administration: A sociological Interpretation. University of California Press, Los Angeles

    Google Scholar 

  • Strauss A, Glaser B (1980) Time for dying. Aldine Transaction, Chicago

    Google Scholar 

  • Thielmann G, Weibler J (2014) Polizeiliche Führungslehre: Begründung – Gestaltung – Perspektive. Deutsche Polizeiliteratur, Hilden

    Google Scholar 

  • Türk K (1981) Personalführung und soziale Kontrolle. Enke, Stuttgart

    Google Scholar 

  • Wachtel S (2014) Sei nicht authentisch!: Warum klug manchmal besser ist als echt. Börsenmedien, Kulmbach

    Google Scholar 

  • Weibler J (2013) Entzauberung der Führungsmythen; in: file:///C:/Users/Ready2Go/Downloads/RHI_Essay_2_Fuehrungsmythen(5).pdf. Zugegriffen am 26.07.2019

    Google Scholar 

  • Weick KE (2001) Making sense of the organization. Blackwell Publishing, Oxford

    Google Scholar 

  • Wilz SM (2010) Entscheidungsprozesse in Organisationen – Eine Einführung. VS, Wiesbaden

    Book  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2020 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Barthel, C. (2020). Führung – Funktion, Rolle, Professionalität. In: Führung in Verwaltung und Polizei . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31982-3_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31982-3_2

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-31981-6

  • Online ISBN: 978-3-658-31982-3

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics