Zusammenfassung
In dem Beitrag geht es um Kritik am heutigen kulturell und ökonomisch geprägten Umgang mit den Dingen. Dabei wird eine kulturgeschichtliche und philosophische Entwicklungslinie unseres von Beschleunigung, Verschwendung und Überfluss bestimmten Handelns nachgezeichnet. Der Beitrag verdeutlicht die Widersinnigkeit und Widersprüchlichkeit unserer gegenwärtigen Produktions- und Konsumweise. Von der Umnutzung von Gebrauchsgütern früherer Zeiten über die Schnelllebigkeit im heutigen Umgang mit den Dingen (z. B. „Tempo-Taschentuch“) bis hin zur Absurdität industrieller Massenproduktion von gebraucht (historisch) erscheinenden Gütern („Used Look“) zeichnet der Beitrag eine Entwicklungslinie in Produktion und Konsumtion unserer Kulturgeschichte nach. Auf der Grundlage der Analyse werden philosophische Überlegungen einer Kultur der Mäßigung und eines achtsameren, wertschätzenden Umgangs mit den Ressourcen und Dingen als Alternative zu den Imperativen einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft aufgezeigt (vgl. Vogel, T. (2018). Mäßigung – Was wir von einer alten Tugend lernen können. München: oekom.). Seit 2500 Jahren philosophieren Menschen über Mäßigung als Ziel für Zufriedenheit und Glück. Der exzessive Produktions- und Lebensstil in den Industrieländern und die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen erfordern ein neues Nachdenken über diese Philosophie als Suche nach dem rechten Maß im Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zur Natur und im Umgang mit den Dingen.
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Notes
- 1.
Der Ausdruck „geplante Obsoleszenz“ wurde bereits 1960 von Vance Packard verwendet, der ihn in seiner Studie „Die große Verschwendung“ einer differenzierten Betrachtung unterzog (vgl. ebd. S. 59 f.). Kreiß (2014, S. 15) definiert geplante Obsoleszenz als gezielte, durch die Hersteller nicht offengelegte Reduzierung der ökonomischen Haltbarkeit von Produkten mit dem Zweck, bei den Kunden vorzeitige Ersatzkäufe auszulösen. Kreiß spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „Spielart der verdeckten Produktverschlechterung“ (ebd., Hervorhebung i. O.). Es liegt innerhalb unseres Wirtschaftssystems im Interesse zahlreicher (nicht aller) Produzenten, den Produktlebenszyklus ihrer Produkte künstlich zu verkürzen, um das Absatzvolumen zu steigern. Belege für eine bewusste, d. h. geplante Verkürzung der Produktlebensdauer liefert u. a. ein Gutachten im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen (2014).
- 2.
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/IPhone. Zugriffen: 15. März 2020.
- 3.
Schätzungen gehen davon aus, dass der Durchschnittseuropäer etwa 10.000 Gegenstände besitzt (vgl. Bigalke 2011).
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Vogel, T. (2021). Über den Umgang mit den Dingen. In: Jonas, M., Nessel, S., Tröger, N. (eds) Reparieren, Selbermachen und Kreislaufwirtschaften. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31569-6_4
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